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gewachsenen Boden eingetieft war. Ihre Maße
waren 1,20 m zu 1 m. Darin lagen viele Topfscherben
von gewöhnlicher Ware, Bruchstücke
von Reibschalen, Amphoren und Gefäße von
Terra Sigillata.
Die Dächer waren nach römischer Art mit
Ziegeln gedeckt, von denen sich an einzelnen
Stellen in den untersten Schuttschichten ganze
Nester fanden. Das darf wohl als Zeichen eines
langsamen Zerfalles betrachtet werden, zumal
sich sonst keinerlei Anzeichen einer gewaltsamen
Zerstörung oder gar Niederbrennung des Gebäudes
fanden. Einzig in der Türöffnung lag eine
Schicht von verkohltem Holz und verbrannter
Erde. Sie kann nicht von einem größeren Brand
herrühren, da sie nur eine beschränkte Ausdehnung
hatte.
Es fanden sich keinerlei Anzeichen einer früheren
Besiedelung, wo wir auch mit unseren
Suchschnitten unter die römische Kulturschicht
hinuntergingen. Dazu stimmt gut, daß die Einzelfunde
eine einheitliche Gruppe darstellen, die
von der Mitte des 2. Jahrhunderts nach Chr. bis
zu seinem Ende reicht, vielleicht auch noch etwas
in das 3. Jahrhundert hineingeht.
Fast alle Funde wurden bei den Grabungen
1931 und 1932 an den beiden auf dem Plan mit
A und B bezeichneten Stellen gehöben. 1934 kamen
nur ganz wenige uncharakteristische Scherben
im Schutt der südlichen Mauerzüge zum Vorschein
. Von den Gefäßen ist nur eine Reibschale
so vollständig erhalten, daß sie aus den Scherben
wieder zusammengesetzt werden konnte. Zur
Veranschaulichung der meist nur aus Bruchstücken
zu erschließenden Gefäßformen wurden
Abbildungen aus Ludowicis Katalog V seiner
Ausgrabungen in Rheinzabern zugrunde gelegt.
Hier hatte um die Mitte des 2. Jahrhunderts
eine Töpferei sich zu einem Großbetrieb entwickelt
, die mit rationellen Methoden arbeitete.
Die Erzeugnisse von Rheinzabern wurden weithin
vertrieben. Die Gefäße hatten bestimmte
Formen, Profile und Verzierungen, deren Abfolge
sich aus den Fehlbränden ergibt, welche in
die aufgelassenen Lehmgruben geworfen wurden
. Man hat hierüber gründliche Kataloge erarbeitet
. Auch Münzen gestatten solche Aussagen.
Solche wurden jedoch auf der Nollinger Höhe
nicht gefunden.
Für zeitliche Datierungen eignet sich besonders
das Geschirr, das man als „Terra Sigillata"
bezeichnet. Es hat einen gleichmäßigen, harten
Brand, zeigt einen roten Bruch und außen wie
innen einen matt-roten unverwüstlichen Glanz.
Bei den Verzierungen handelt es sich um stilisierte
Pflanzen, Jagdszenen und um Gladiatoren,
um einige wenige Möglichkeiten herauszustellen.
Da das Sigillatengeschirr oft von dem Töpfer vor
dem Brand mit einem Tiefstempel versehen
wurde, der seinen Namenszug trüg, bietet diese
Signierung weitere Anhaltspunkte für wirtschaftliche
und zeitliche Zusammenhänge.
Abb. 18: Gefäßformen
Die Sigillatenforschung ist zu einer besonderen
Wissenschaft geworden wie etwa die Münzkunde
. Die Typologie, die dabei entwickelt wurde
, spricht nur den Fachmann an. Aus diesem
Grunde konnte darauf verzichtet werden, die
Bestimmung der Sigillaten, die W. Schleiermacher
s. Zt. vorgenommen hat und die in den Bad.
Fundberichten III, 1935, 210—219, veröffentlicht
wurden, hier nachzudrucken. Die Tafel mit den
einzelnen Gefäßformen (Abb. 18), die bei unserer
Ausgrabung gefunden wurden, gibt einen Begriff
von der Vielfalt der Typen. Sie dürfte als Uberblick
genügen.
Nach Abschluß der Grabung erfolgt die Konservierung
der Mauerreste. Diese wurden von der
Humusdecke befreit, gleichmäßig hochgeführt
und mit einem Zementguß versehen. An den
Stellen, wo das aufgehende Mauerwerk ausgebrochen
war, wurde der Grundriß durch einen
Mauersockel, der dem Boden oberflächlich aufsitzt
, sichtbar gemacht. Zum Abschluß der Arbeiten
wurde die ganze Anlage eingeebnet, so daß
im allgemeinen das römische Mauerwerk im Boden
sitzt und nur die aufgesetzten Steinlagen
aus dem Boden herausragen. Nur die Südwestecke
des Innenraumes wurde nicht mehr aufgefüllt
, da hier die römische Mauertechnik besonders
gut zu sehen ist. Die Kosten der Konservie-
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