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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1966-05/0018
nen. Der Verfasser hat einen „Wegweiser geschrieben
, der alle bisherigen Abhandlungen
übertrifft". Die Arbeit ist gegliedert in die Kapitel
: I. Aus der Frühgeschichte der Oberrheinlande
; II. Die Entdeckung der Badruine (1784)
und ihre Erforschung; III. Rundgang durch die

Badruine; IV. Rekonstruktion. Seit dem Jahre
1949 ist Johannes Helm auf dem Gebiet der
Heimatforschung tätig. Ein Dorfsippenbuch für
Badenweiler und Filialorte ist in Vorbereitung,
ebenso eine Arbeit über die Flurnamen des Kreises
Müllheim.

Otto Ernst Sutter, Gengenbach:

W\z ftet)t eö um bm bäueclfdjen d&acten ?

Es ist um den alten Bauerngarten nicht mehr
gut bestellt. Selbst auf dem flachen Land im
abgelegenen Dorf ist der Wandel der Zeiten an
ihm nicht spurlos vorübergegangen, hat teilweise
schon sein heimatliches Wesen empfindlich angetastet
. Daran erinnert das diesjährige „Neujahrs-
blatt der naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen
", der man schon eine ganze Reihe von
wertvollen Schriften verdankt, die sich darum
bemühen, das Angestammte, das Erhaltenswerte
im Bereich dörflicher und ländlicher Lebensführung
vor dem Untergang zu bewahren.

Der Verfasser der auch typographisch reizvollen
Schrift „Der Bauerngarten" ist Gartenbaulehrer
, Dietrich Woessner mit Namen. Er
weist sachkundig darauf hin, wieviel der bäuerliche
Garten zur Entfaltung bäuerlicher Kunst
und Kultur beigetragen hat. Man dürfe im
Bauerngarten die älteste Form ländlicher Kultur
überhaupt sehen. Der traditionsgebundene Bauerngarten
war und ist, nach Dietrich Woessner,
das Spiegelbild der jeweiligen Geisteshaltung in
dieser Welt: „Er wurde während Generationen
erhalten bis in die heutige Zeit. Leider hat er
aber in den letzten dreißig Jahren an Bedeutung
stark verloren, denn der Einfluß des städtischen
Gartens ist bis in die entlegensten Dörfer gedrungen
und hat das noch Vorhandene wenn
nicht ganz verdrängt, so doch in seiner ursprünglichen
Art wesentlich verändert."

Nach Auffassung des Verfassers tragen aber
nicht nur die Bäuerinnen schuld daran, sondern
auch die Gärtner. Bei Änderungen sei das Alte
oft absichtlich beseitigt und durch Neues, Unpassendes
ersetzt worden. In solchen Fällen
müßte der Fachmann nicht einfach extremen
Wünschen des Auftraggebers nachgeben. Er habe
vielmehr die, Aufgabe, auf das Wertvolle, das
noch vorhanden sei, aufmerksam zu machen und
dabei darauf hin zu arbeiten, daß die Echtheit
des Bauerngartens wieder hergestellt werde. So
erhielte die bäuerliche Tradition wieder einen
moralischen Rückhalt, der heute dringender denn
je nötig sfei^

Entsprechend der Einfachheit der Ausdrucksweise
bäuerlicher Menschen im Gespräch, sei
auch der Bauerngarten in der Aufteilung des
Geländes wie auch in der Ausschmückung denkbar
einfach. Verfolge man die Grundform der
Bauerngärten, wie sie sich in der Schweiz, aber
auch in den benachbarten Gebieten Süddeutschlands
darbiete, stelle man fest, daß sie sich immer
wiederhole. Ausgehend vom Wegkreuz, weist

die Mitte meistens ein Rondell, als besonders
ausgeschmücktes Blumenbeet oder auch einmal
als niederes Brunnenbecken auf. Und von dieser
Mitte aus laufen dann die Wege gerade nach den
Gartenrändern. Die Grundform ist also das Quadrat
. Die Form der Blumenbeete ergibt sich aus
der Form des Grundstücks. Die beliebteste und
fraglos auch geeignetste Einfassung der Beete
liefert der Buchs, der bis in die heutige Zeit
nichts „än Ansehen eingebüßt" hat. Vor allem in
Gebirgsgegenden treten an Stelle von Buchs auch
in der Landschaft vorkommende Steine, die oft
kunstvolle, schöne, sich ins Ganze einfügende
Beeteinfassungen ergeben. Leider kam es aber zu
Auswüchsen, indem man mit Flaschen, Glas oder
Keramik, ja, sogar mit Blechbüchsen Beetumrandungen
herstellte.

In seiner dankenswerten Schrift geht dann
Dietrich Woessner auch auf Pflanzen und Gewächse
des Bauerngartens ein, die er in Gruppen
zusammenfaßt: Ein- und zweijährige Pflanzen,
mehrjährige Pflanzen (Stauden), Zwiebel- und
Knollengewächse, Blütensträucher, Kletter- und
Schlingpflanzen, Nadelgehölze, Beerenpflanzen,
Gemüsepflanzen, Gewürz- und Heilkräuter. Angefügt
sind Hinweise auf Fenster- und Kübelpflanzen
und auf Pflanzen für die Bauernstube.
In gut wiedergegebenen, geglückten photographischen
Aufnahmen von vielen der genannten Gewächse
wird an die Fülle der Pflanzenwelt des
Bauerngartens erinnert.

In einem Schlußwort berührt Dietrich Woessner
auch die Frage, wie die „neuen Pflanzen",
die bekanntlich in immer wachsender Anzahl auf
den Markt kommen, mit dem „Charakter des
Bauerngartens" sich vertragen. Er vertritt dabei
berechtigtermaßen den Standpunkt, daß alle
„extrem auffallende Gewächse" für den Bauerngarten
sich nicht eigneten. Im übrigen sei die
Auswahl der alten angestammten Pflanzen des
Bauerngartens so groß, daß es keiner neuen Eindringlinge
bedürfe. Und so schließt der Verfasser
seine empfehlenswerte Schrift: „Ein sorgfältiges
und überlegtes Planen, Bauen und Bepflanzen
führt zu einem schönen und in der
Pflege anspruchslosen iGarten. Nur ein solcher
Garten kann der Bäuerin auch in Zukunft Freude
bereiten!" Freilich, dieses schöne Neujahrs-
blatt ist eben doch nur für die Mitglieder der
„Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen" bestimmt
. Gleichwohl erscheint es dem Chronisten
vertretbar, auf das sehr schöne Heft hinzuweisen
— vielleicht erscheint einmal bei uns zulande
eine ähnliche Veröffentlichung!

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