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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1966-06/0007
Mit der Zeit hatte Richard Bampi eine hervorragende
Bibliothek bester archäologischer,
kunsthistorischer, keramischer, aber auch schöngeistiger
Literatur zusammengetragen. Ab und
zu brachte er den einen und anderen Band mit
nach Liel herüber, um mir Aufnahmen schönet
Keramiken, vor allem chinesischer Herkunft zu
zeigen und darzulegen, worin sich der Wert dieser
Erzeugnisse bezeugt. Unablässig machte er
sich Gedanken über die vermutbaren bzw. nachweisbaren
Anfänge des Töpferns. Faszinierend
anschaulich verstand er die Entstehung der ersten
, noch aus freier Hand geformten, gefäßähnlichen
Dinge zu schildern. Dabei vertrat Bampi
die Auffassung, der Mensch hätte in dunkler
Vorzeit erheblich viel früher mit dem Töpfern
angefangen, als man bisher angenommen habe.
Er sprach dann gern vom „freien Spiel der Hände
", aus dem ohne Werkzeug aus einem Tonklumpen
ein Gefäß hervorzugehen pflegte. Die
zum Wasserschöpfen gehöhlte Hand habe zweifellos
den Menschen zur Nachbildung aus Ton
veranlaßt. So wie die Frau auf die hohle Hand
im besonderen Maß angewiesen gewesen sei, sei
sie auch zur ersten Töpferin geworden. Ich erinnere
mich noch so lebhaft an diese Unterhaltungen
, als hätten wir sie vor wenigen Tagen geführt
— einmal brachte der Freund einen Klumpen
Ton mit und ließ aus ihm einen der weiblichen
Hausgeister eine "Tasse" kneten ...

Vergeblich forschte Bampi bei seinen immer
weitere Kreise ziehenden Studien nach Mythen
oder Sagen aus der Welt der Töpferei. Derartiges
Märchengut, so sagte er mir, gebe es doch
sonst in vielen handwerklichen Bereichen. Das
Fehlen von legendären Gedanken um das Töpfern
hänge, so folgerte er glaubhaft, wohl damit zusammen
, daß es sich bei den ersten Gefäßen um
Erzeugnisse von ausgesprochenem Gebrauchscharakter
gehandelt habe, aber vor allem auch
um Erzeugnisse, die meist schnell in die Brüche
gingen — so habe man sich zunächst über ihre
Ausschmückung keine Gedanken gemacht...

Die hohe Zeit im Schaffen Richard Bampis,
die ausgezeichnet ist durch seine beispiellosen

Leistungen in der Beherrschung der chemischen
Voraussetzungen für zauberhafte Glasuren wie
in der Meisterschaft der physikalischen Bedingungen
des Brennprozesses, fiel in die Jahre nach
meiner auf wirtschaftlichen Zwang zurückgehenden
„Vertreibung aus dem Lieler Paradies". Aber
ich war immer wieder einmal Gast bei Bampi
in seinem schönen Haus, einem Künstlerheim,
das die menschliche Erscheinung, auf die es zurückging
, so sinnfällig widerspiegelte--

In dunkler, erschütternder Tragik endete das
Leben des Freundes. Der Tod war von einer
heimtückischen und unbezähmbaren Erkrankung
erzwungen worden. Ein Jahr, ehe er das siebzigste
Lebensjahr vollendete, raffte ihn der Unerbittliche
dahin.

Fühlbaren Trost strahlen nun die Schöpfungen
seiner Kunst aus, die schon erwähnten Schalen
und Tassen der Gebrauchskeramik aus der
Anfangszeit, die aus dem Haushalt zurückgezogen
, den kostbaren Gedächtnisstücken zugesellt
wurden. Gefäße aus den Jahren de§ raschen
Aufstiegs, zauberhafte, blau und grünlich schimmernde
, einfächst geformte Keramiken der hohen
Reife. Dieser Trost voller inniger Beredtheit,
wie sie leidbannender Musik entströmt, gehört
zum unverlierbaren Empfindungsbereich meines
Alters, zwölf Jahre mehr zählend als die siebzig,
die Richard Bampi in diesem Jahre hätte vollenden
können ...

Als 1956 im Juni Richard Bampi die Sechzig
vollendete, schrieb er mir:

„Lieber Ö. E. S.! Hab Dank für Deinen Glückwunschbrief
. Ich stehe etwas fassungslos vor so
viel ehrenden Zuschriften. Das hätte ich mir
nicht träumen lassen und bin fast etwas deprimiert
darüber, denn in der „Stille" ist es mir
wohler..."

Er gehörte zu den wirklich Stillen im Land
am Oberrhein, in Deutschland, in Europa — aber
wer um seine Kronschöpfungen in der Keramik
wußte und weiß, bezeugt dem Dahingegangenen
unverwelkliche Bewunderung um seiner edeln
Kunst wie um seines hohen Menschentums willeh!

Alfred Dietz, Weil I Rhein:

j&fc ttJfctfdjafltlfdje Öntttutflung von Wtii am Kt)etn

(Fortsetzung.)

Die Grund - und Zinsherren
a) Bodenzinse

Nachdem die Germanen seßhaft geworden
und in die Notwendigkeit regelmäßiger Ackerbebauung
versetzt waren, gingen sie an die Verteilung
von Grund und Boden. Inhaber der einzelnen
Lose wurden die Hundertschaften als
Markgenossenschaften. Eine Zuweisung der Äcker
an die einzelnen Sippen und Familien fand erst
in späterer Zeit statt. Allmählich ersaßen die
Sippen ein Eigentumsrecht auf bestimmte Stücke
Ackerlandes, und erst zuletzt, gegen Ende des

6. Jahrhunderts, wurde auch das Grundeigentum
der einzelnen Familien festgestellt. Wald, Wiese
und unbebautes Land, später Allmend genannt,
blieb allen Markgenossen gemeinsam. Diese Entwicklung
begünstigte im Laufe der Zeit die Bildung
von größerem Privatbesitz und damit von
Ständen und Bevorrechtigten, die über ihre Mitbürger
Herrschaftsrechte auszuüben suchten und
ihren Landbesitz zu vergrößern wußten. Dies
gelang namentlich den Kirchen und Klöstern, die
zur Zeit der Kreuzzüge (1096—1270), der Zeit
einer kindlich naiven Frömmigkeit, wie Pilze
emporschössen. Sie wurden vielfach mit Gütern
beschenkt, die man um des Seelenheiles willen

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