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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1966-06/0008
dem Kloster oder Stift übergeben und gegen
einen Zins oder Dienst zur Nutznießung für sich
und die Nachkommen wieder empfangen hatte.
Um ihren Besitz vor Angriffen und Beraubungen
zu sichern, umgaben die Grundherren denselben
mit hohen Mauern, wie dies in Weil heute noch
beim ehemaligen Domhof (jetzt Pfarrhof), beim
Bläserhof, Meierhof und beim sog. Schlößli zu
sehen ist. Diese großen Güter trugen amtlich
stets den Namen der Grundherren. So gab es
1564 in Weil ein Domherrn-Gut, ein Blasier-,
ein Klingenthaler-, ein St. Clara-, ein Wettingerund
ein St. Peter - Gut. Sie waren in mehrere
Lehen eingeteilt, die den Namen des Leheninhabers
führten, wie Hans Wagners Lehen, Jakob
Müllers Lehen, Hans Gebweilers Lehen usw.10.

Über diese Besitzungen bestehen genaue Beschreibungen
, Urbarien oder Bereine genannt.

Die gebräuchlichsten Bodenzinse waren Dinkel
, Korn und Hafer. Dinkel (Winterfrucht) wurde
überall gepflanzt und war die am meisten
geschätzte Brotfrucht. Erbsen, Linsen, Mus, Bohnen
und Nüsse kamen als Bodenzins in Weil
weniger in Betracht; hingegen forderten die auswärtigen
Grundherren von ihren Zinsleuten in
Weil sehr viel Wein. Ein großer Teil der Weiler
Reben waren sog. „Teilreben". In diesem Falle
erhielt der Lehenträger ein Viertel oder gar nur
ein Fünftel des jeweiligen Ertrages des geliehenen
Stückes.

Die Weiler Bereine weisen große Mengen von
„Teilwein" auf, der gegenüber dem bestimmten
Weinbodenzins ein sehr wandelbares Gefälle war.
Die hohen Weinzinse riefen oft bei den Weiler
Zinsleuten, besonders in Fehl jähren, große Erbitterung
hervor. An den oft gewaltigen Rückständen
mußten wiederholt Streichungen vorgenommen
werden. Von Haus und Hof wurden ursprünglich
Hühner und Eier gezinst. Sie gehören
zu den ältesten Bodenzinsen und waren auch bedeutend
niedriger als die Güterzinse. Auch Gänse,
Hähne, Kapaune und Wachs treten in den Weiler
Bereinen als Bodenzins auf. Ein eigenartiger
Zins war das Mühleschwein, das die Weiler Mühle
der Herrschaft Rötteln zu entrichten hatte.

Im allgemeinen richtet sich der Bodenzins
nach den Produkten des benutzten Bodens. Man
gab in Weil Getreide von Acker und Mattland,
Wein von den Reben und öfters auch vom übrigen
Feld; Erbsen, Linsen und Mus von Gärten
und Bünden. Im 13. Jahrhundert begann man
schon mit Geldzinsen.

Nach diesen Ausführungen über die Bodenzinse
im allgemeinen gebe ich nachfolgend eine
Aufstellung der Weiler Grundherren n.

Grundherren

Die bedeutendsten Grundherren in Weil waren
die Markgrafen von Hochberg und Sausenberg-
Rötteln. Sie besaßen zu ötlikon außer dem Schloß
"ein Haus mit Hof und die Hälfte von den vierzig
Jucharten Hofgut.

Groß war sodann die Zahl der Basler Grundbesitzer
in Weil. Zwischen der ehemaligen Markgrafschaft
Hochberg-Rötteln, dem Markgräfler-
land und der nahen Grenzstadt Basel bestanden
von jeher, wie auch heute noch, ausgleichende
Wechselbeziehungen. Die ländliche Bevölkerung
besuchte an den Sonn- und Festtagen ihre Verwandten
und Bekannten in der Stadt, während
die Städter mit Vorliebe die benachbarten Weinorte
aufsuchten. Handel und Gewerbe strebten
nach der Stadt, die in vielen Dingen wiederum
von ihrer Nachbarschaft abhängig ?war. Die Stadt
ihrerseits bot in Zeiten der Not, wie z. B. während
des Dreißigjährigen Krieges, Schutz und
auch finanzielle Hilfe sowohl an einzelne Bürger
wie auch an die Gemeinden selbst. Diese Darlehen
wurden nur gegen gute Unterpfänder gegeben
, die in vielen Fällen später in den Besitz
der Gläubiger übergangen. Daraus erklärt sich
der große Grundbesitz Basler Bürger, Klöster
udn Stifte in Weil.

Durch diese Besitzverhältnisse kamen die
Basler Grundherren mit den Weiler Bürgern, die
ihnen ihre Reben besorgten, in enge Berührung.
Es entstanden hierbei familiäre Beziehungen, die
oft ganze Generationen überdauerten. Mancher
Basler Herr und manche Basler Frau hat nach
den Aufzeichnungen in den Weiler Taufbüchern
hier als Pate oder Patin gestanden.

Zahlreich waren in früherer Zeit die geistlichen
Grund- und Zinsherren in Weil; zum Teil
waren sie hier ansehnlich begütert, wie z. B.

das Basler Domstift schon 1259,

das Chorherrenstift St. Peter schon vor 1340,

das Frauenkloster Klingenthal seit 1342;

b) Grundherren:

das Frauenkloster St. Clara schon vor 1382,
das Baster Deutschordenshaus schon vor 1532,
das Basler Kloster Gnadenthal seit 1399,
das Steinenkloster in Basel seit 1413,
das fürstliche Stift St. Blasien schon vor 1353,
das Zisterzienserkloster Wettingen (Aargau)

vor 1246.

Bis zur Reformation bezogen auch verschiedene
Pfründen Abgaben in WeiL Eine Pfründe
(Präbende, Beneficium) wurde eingerichtet, um
einem mit dem Dienst an einem Altar betrauten
Priester eine angemessene Lebenshaltung zu gewährleisten
und ihn so für die Erfüllung der
Pflichten seines geistlichen Berufes wirtschaftlich
frei zu machen. Dazu gehörte ein gesichertes
Einkommen aus Grundbesitz, Hausbesitz und
Naturalien. So erhielt der Geistliche, der in Weil
die Frühmesse las, den Zins von 17 Posten Feld.
Seine Wohnung neben der Kirche war zugleich
das Weiler Schulhaus.

Solche Pfründen waren die „Sitzenkircher
Häfelin Pfrund", die „Erhard Pfrund" und die
Pf ri^de der St. Antonien - Kaplanei ixn Münster
zu Basel.

In der Reformationszeit wurden die Basler
Klöster aufgehoben; ihre Gefälle wurden zu
obrigkeitlichen Händen eingezogen. Ein Schaffner
besorgte nun die Verwaltung der Güter und
Einkünfte eines jeden Klosters, bis 1692 das

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