http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1966-06/0012
gedrucktes Werk, auf das die Herausgeber stolz
sein dürfen".
Von W.Walter, Regierungsrat, früher Volksschullehrer
, wurde ein „Kleiner Führer für Heimatforscher
" veröffentlicht.
Aus meinen Darlegungen kann der Schluß
gezogen werden, daß sehr viele und darunter
bedeutende Beiträge der Volksschullehrer zur
Erforschung des Mafkgräflerlandes geleistet wurden
. Die Blickrichtung ihrer Forschungen wandte
sich meist auf den Umkreis ihres pädagogischen
Wirkungsfeldes. Dabei ist mehreren der Vorstoß
zur umfassenden Geschichte des Markgräflerlan-
des und dessen Beziehungen zur großen Geschichte
der jeweiligen Zeit gelungen.
Harald Albiker, Tunsei
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Unweit des Friedhofes der rund 800 Seelen
zählenden Gemeinde Tunsei (Kr. Müllheim) steht
auf einem der schönsten Flecken der Gemarkung
die Maria - Hilf - Kapelle. Ringsum von hohen,
schattenspendenden Bäumen umgeben, lädt sie
manchen Spaziergänger zu einem kurzen Verweilen
ein.
Die Entstehung des Kapellchens liegt weitgehend
im Dunkel, doch scheint die Annahme
richtig zu sein, daß ihr Ursprung in das Ende
des 17. Jahrhunderts zurückreicht. Alteingesessene
Bürger wissen noch manche Sage zu berichten,
deren Kern immer wieder um den Gedanken
kreist, daß die Maria-Hilf-Kapelle durch die Einlösung
eines Gelübdes entstanden sei. Die weitverbreitetste
Sage berichtet von einer Frau, die
sich zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges auf der
Flucht vor zwei schwedischen Soldaten in einer
wild wuchernden Heckenrose an der Wegegabelung
der Gemeinden Tunsei, Eschbach und Bremgarten
versteckt habe. Während die Soldaten die
Umgebung absuchten und dabei auch mit ihren
Säbeln auf die Hecke einhieben, legte die Frau
das Gelübde ab, im Falle ihrer Rettung aus
Dankbarkeit an der Stelle des Rosenstrauches
eine Kapelle zu Ehren der immerwährenden Hilfe
der Gottesmutter erbauen zu lassen.
Vor wenigen Jahren ist die Kapelle innen
und außen renoviert worden. Alsbald stieß man
bei den Restaurierungsarbeiten auf Reste barok-
Gnadenbild der Kapelle, vermutlich um die Mitte des 18. Jahrhunderts von
dem Barockmeister Matthias Faller geschaffen. Foto: Albiker, Tunsei
ker Freskomalerei, vermutlich aus der Mitte des
18. Jahrhunderts. Um nicht etwaige Werte zu
zerstören, verständigte Ortspfarrer Dr. Kurrus
das Staatliche Amt für Denkmalspflege. Von den
alten Gemälden wurden Pausen abgenommen.
Nach eingehender Prüfung stand einer Übertünchung
nichts im Wege. Vor der Innenrenovation
zeigte sich das Kapellchen in einem allzu bunten
Kleid. Jetzt sind die Wände in schlichtem Weiß
gehalten. Die wiederaufgefrischten alten Bilder
der Kreuzwegstationen bilden einen feinen Kontrast
zu den hellen Wänden. Das Halbrund der
kleinen Apsis — dies ist der älteste Teil der
Kapelle — wird fast ganz durch das Gnadenbild,
einem Halbrelief, ausgefüllt. Erst durch die Beseitigung
des früheren vielfarbigen Hintergrundes
wurde diese Mutter Gottes mit dem Kinde
zum beherrschenden Mittelpunkt. Diesem Gnadenbild
verdankt das Kapellchen eine nun schon
200jährige Anziehungskraft. Es gilt als wahrscheinlich
, daß dieses Gnadenbild aus der Hand
des barocken Bildhauers Matthias Fäller stammt,
der im Jahre 1751 die beiden Seitenaltäre für
die Pfarrkirche in Tunsei geschaffen hat. Zu den
bedeutendsten Werken dieses Barockmeisters
zählt das Chorgestühl und die schönen Schnitzereien
der Kirche von St. Peter im Schwarzwald.
In früherer Zeit pilgerten viele Wallfahrer
aus der ganzen Umgebung zum Maria - Hilf-
Kapellchen. Ein ausgesprochener Wallfahrtstag
war der „Hagelfreitag" nach Christi Himmelfahrt.
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