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kam ihn die Erinnerung an die Tage seiner
Kindheit. In seine Seele zog eine leise Sehnsucht
ein, eine Sehnsucht nach der Heimat —
nach Kandern.
„Und liegt die Nebeldecke feucht und schwer,
Auf meiner Stadt, und stirbt der letzte Schimmer;
Dann geht die alte Zeit durchs alte Zimmer,
Und in der Seele leuchtet wundersam
Das Licht, das mit von fernen Ahnen kam".
Ein andermal schreibt er jubilierend „Heimet,
o wie han i d'Heimet gern". Die ganze Schönheit
unserer Markgräfler Heimat leuchtet auf in
seinen Heimatgedichten. Mit guter Beobachtungsgabe
hat er die geliebten Schwarzwaldberge beschrieben
, die Hirten, die die Schafe in die Pferche
treiben, die Haferfelder, in denen die Grillen
geigen, die segelnden Wolken über dem Land,
den Löwenzahn, die Jahreszeiten.
„Wie dunkle Rätsel stehn die Berge,
Am Himmel hoch die Sterne gleiten,
Den Silbernachen führt der Ferge
Zu uferlosen Ewigkeiten".
Ein feiner Humor durchzieht seine Gedichte,
er zeigt uns unsere schwachen Seiten und rüttelt
uns durch seine Verse auf. Die Gesellen Übermut
und Schalk führten auch seine Feder in den
heiteren Versen, die er im reifen Mannesalter
schuf; aber auch viel Wahrheiten um des Lebens
Eirnst und „graue Tage" sprechen aus seinen
Gedichten.
Einfach und schlicht, immer in der Stille
lebend, sich nie in den Vordergrund drängend,
so lebte Karl Berner. Er wußte was er wollte,
das hat er in dem folgenden Gedicht beschrieben,
das einer der vielen Mahnsprüche ist, die er den
Menschen auf den Lebensweg mitgibt.
„Frage nicht die andern,
Gehe deinen Weg;
Laß' die andern wandern
Ihren Weg und Steg.
Flieh der Herdenbasen
Abgestand'nen Rat;
Laß die Basen grasen,
Dein sei Rat und Tat".
In seiner Stube im Altersheim am Rotteck-
platz in Freiburg, wo der Dichter nach einem
reichen Leben seinen Lebensabend verbrachte,
entstand manch Gedicht, das Abschied nimmt
vom Leben, von der Heimat, von seinem geliebten
Kandern. Er überblickt noch einmal sein
Leben, das ganz im Dienste der Jugend stand.
Wie ein Gärtner seine Pflänzchen hegte, so
wachte er über die Jugend und erzog sie zu
pflichterfüllten, gottesfürchtigen Menschen.
„Und darfst du in dem Spiegel lesen,
Daß du dir selber treu gewesen,
und mußt nach Fron und Kampf und Nöten
Du vor dir selber nicht erröten,
Dann tritt hinaus auf Markt und Gassen!"
Als Dichter der alemannischen Heimat hat sich
Karl Berner einen Namen geschaffen. 1916 erschien
sein Gedichtband „Aus Sturm und Stille",
1931 das lustige alemannische Mundartbüchlein
„Potz Dunder" und 1933 der Gedichtband „Bunte
Fenster". Bei Karl Bechtel, Lörrach, erschien 1950,
herausgegeben von Karl Friedrich Vogel, „Spielende
Lichter" — Erzählungen und Gedichte.
Erfüllt von einem großen Leben erwartete er
den Aufbruch zur letzten Reise.
„Ich mache still den letzten Gang
hinauf zu dir, mein Wald".
So schrieb Karl Berner, der Studienrat i. R., in
seinem Gedicht „Der Abschied", er, der sich früh
mit den letzten Fragen des Lebens auseinandersetzte
und an den Abschied von dieser Erdenbahn
dachte.
Am 19. Dezember 1941 nahm ihm der Gevatter
Tod die Feder aus der Hand. Er war am Ziel.
Aus seinem Gedicht „Am Ziel" stammen auch
die folgenden Zeilen:
„Ich denke oft, wie wird mein Sterben sein?
Und weiß es doch: ich bin dann ganz allein".
An jenem Karl-Berner-Abend des Jahres 1951
hatte eine Gruppe jugendlicher Musikanten unter
der bewährten Leitung von G. Rutschmann die
Umrahmung des Abends übernommen, aus dem
die Uraufführung einer dem Gedenken Karl
Berners gewidmeten, eigenen Komposition G.
Rutschmanns, ein Andante in g - moll und eine
Serenade „Sommerabend im Schwarzwald" herausragten
.
Als Ehrengäste waren die Erbin des dichterischen
Nachlasses, Fräulein Elise Berner, und der
Neffe des Dichters, Herr Reinhard Berner, erschienen
. Jedem der Anwesenden haben diese
Stunden etwas gegeben: Eine der Blumen, die
zum Trost und zur Freude des Wanderers am
Wege — an jedem Lebenswege — stehen und
von denen Karl Berner in einem seiner Gedichte
sagt:
„Chlaget nit, verzwiiflet nit,
Göhnt durs Leid mit stillem Tritt;
Blueme stöhn im dunkle Leid,
Winken eim im Farbechleid.
Menggi glänzt im Tränetau —
Liebe Ma und liebi Frau:
Mach's im Summervogel no:
Wenn de suech'sch, sin Blueme do".
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