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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1966-06/0016
In der Ukraine aber begrüßte mich wieder der
tief schwarze Neufundländer „Grom" (= Donner)
mit seinen schneeweißen Zähnen. Grom lacht,
sagte sein Herr, ein junger russischer Fähnrich,
und deklamierte auf deutsch:

Anderre Hund in deinem Alterr
können tanzen, Schildwach stehn,
Männchen machen, Pfötchen geben,
auf Befehl ins Wasserr gehn.

Und meine schwarze Stute Djewuschka (Bauernmädchen
) biß mich ganz sanft in die Hand. Ein
Pferdekuß.

Schwarz-Weiß-Orange

Sind das vielleicht die Nationalfarben von
Guatemala oder Nationalchina? Nein, lieber Le-
ser, aber wenn Lappland sich nicht über drei
Staaten erstrecken würde (Schweden, Norwegen,
Finnland), wenn es also eine Republik Lappland
gäbe, würde ich diesem nordischen Land die
Fahne Schwarz-Weiß-Orange verleihen. Denn so
bunt sieht der prächtige Vogel aus, den uns die
lichten Birkenwälder Lapplands alljährlich hersenden
, nicht nur in den Schwarzwald, sondern
auch in die Schweiz und in die Donauländer. Es
ist der Bergfink, nahe verwandt und fast ebenso

groß wie unser Buchfink. Von ihm unterscheidet
sich der nordische Gast durch einen auffallend
weißen Bürzel, ein Schulterfleck und die Brust
sind orangefarben, Kopf und Oberrücken glänzend
schwarz. Die Farben des Weibchens sind
matter. Der Vogel ist nicht scheu, denn er hat
nur wenige Menschen und keine Katzen gesehen.
Seine Stimme (Lock- und Warnruf) klingt hart
wie quäih oder quäck. Den einfachen Gesang des
schmucken Gesellen können wir „Südländer"
nicht hören, er soll dem des Grünlings gleichen,
ist also kein Kunstgesang.

Wenn die Buchnüßchen gut geraten sind, ist
der Vogel schon im Dezember in Scharen bei uns
zu sehen. Er sitzt dann auf der Erde und sucht
die ölhaltigen Früchtchen. Ich hatte in solchen
Jahren schon den Eindruck, der ganze Waldboden
erhöbe sich bei meiner Annäherung, so
zahlreich waren die Vögel (z. B. bej. Sehringen,
am Hirzmättli u. a.). Oft bleiben die Bergfinken
bis März bei uns, dann wird der hübsche Wintergast
wieder verschwinden, um auf Birken und
Fichten seiner kargen Heimat ein kunstvolles
Nest zu bauen, während unter ihm Elch und
Rentier weiden. In ihrer kalten Heimat wird ihr
Nest öfters mit einem Kuckucksei belegt. Einmal
hat auch ein Bergfinkenpaar in den Gärten
von Badenweiler genistet.

A. Eisele, Rändern:

jöem tt\)m Ronwb kernet: in Kljemtueto, fom „©pacgelbauec"

2um <&tbmfan

Unter den älteren Leuten ist der Lehrer Konrad
Bauer, der 1929 starb, noch in lebhafter Erinnerung
. Er war ein ungemein tätiger Mann, der
neben seinem Beruf der Landwirtschaft zugetan
war und den - Spargelbau bei uns ins Leben rief.
Deshalb hieß er der „Spargelbauer" im Gegensatz
zu seinem gleichnamigen Kollegen in Kirchen
. Sein ganzes Leben war so einzigartig, ich
möchte sagen einmalig, daß es sicher nicht nur
einen weiteren Kreis interessiert, sondern auch
ein Lebensbild gibt, wie man es selten findet.

e Bauer war 1860 in Dauchingen auf der Baar
zur Welt gekommen und sollte Lehrer werden.
Als seine Ausbildung zu Ende war und er sich
schon freute, daß er bald angestellt würde, erfuhr
er einen bösen Dämpfer: das Ministerium
teilte ihm mit, daß er nicht in den Volksschuldienst
aufgenommen werden könne, weil die
ärztliche Untersuchung ergeben habe, daß seine
Lungen angegriffen seien. Abeir solche Schicksalsschläge
konnten ihn nicht klein bringen. Er
fuhr nach Genf und belegte dort Vorlesungen
und tat alles, um sich in der französischen Sprache
zu vervollkommnen. Seinen Lebensunterhalt
erwarb er sich durch Privatstunden. Dementsprechend
war seine Lebenshaltung. Er kochte sich
am Montag einen großen Topf voll weißer Bohnen
, die ihm die Woche durch als Nahrung dienten
: einmal in einer Suppe, einmal als Gemüse,
einmal als Salat. Jedenfalls trug die einfache

Kost zusammen mit dem milden Klima am Genfer
See dazu bei, daß er völlig gesundete. Um
aber ganz sicher zu gehen und um seine englischen
Sprachkenntnisse zu verbessern, zog er für
einige Monate nach Südengland. Gesund und
reich an Wissen kehrte er in die Heimat zurück
und bekam nun eine Stelle.

In der Fremde hatte er nicht nur seine Gesundheit
wieder bekommen und seine Sprachkenntnisse
erweitert; er hatte einen Blick in die
Lehren der Volkswirtschaft getan und ein neues
Weltbild bekommen. Er wurde Sozialist. Zwar
war im Großherzogtum Baden im Gegensatz zu
anderen deutschen Ländern der Besuch sozialdemokratischer
Versammlungen den Lehrern
nicht untersagt. Aber Bauer hielt es doch für
ratsam, als Bebel eines Tages in Bern sprach,
heimlich diesen Vortrag zu besuchen. Und dieser
Mann brachte viele Stunden im Schlosse zu
Rheinweiler in der Gesellschaft der Gräfin von
Rotberg zu, die aus adeliger Familie aus England
stammte. Man las zusammen englische Bücher
und Zeitungen. Im Jahre 1928 schrieb mir Bauer
einige Dinge aus der Geschichte der Familie von
Rotberg bzw. der Geschichte des Dorfes. Es heißt
da: „Die berühmte glänzende Hochzeit war 1868.
Der Weg von der Kirche bis. zum Gasthof zur
„Sonne" in Rheinweiler war mit kostbaren Teppichen
belegt, rechts und links mit seidenen
Girlanden geschmückt. Einige begünstigte Frauen

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