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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1966-06/0017
von Rheinweüer erhielten kostbare Kleider aus
Paris, um würdig bei der Feier zu 4 erscheinen.
Die Braut war eine Tochter der Gräfin Rapp,
d.h. eine Enkelin des am 8.11.1921 in Rheinweiler
verstorbenen Generals".

Der unQrmüdlich tätige Mann teilte seine Zeit
ein und hatte dadurch immer Zeit für alle seine
Liebhabereien. Neben dem Unterricht an der
Volksschule, für den er sich voll einsetzte, hatte
er vor allem Zeit für die Landwirtschaft. Beerenfrüchte
hatte er in reichem Maße, und man hat
mir schon erzählt, daß es in der Beerenzeit hieß:
„Nach dem Unterricht werden Beeren gepflückt!"
Aber nicht nur das. Er zeigte auch als Neuigkeit,
wie man Früchte sterilisieren konnte. Er hatte
Bienen. Und vor allem die Spargelzucht, deren
Erträgnisse nach Basel in die Gaststätte im
„Badischen Bahnhof" geliefert wurden. Dafür
wurden die eigenen Kinder eingesetzt, die manchmal
mit dem Rad den Weg machen mußten. In
guten Zeiten hat er bis zu einem Zentner im
Tag gestochen.

Sein Grabmal, ein Naturstein, wurde im letzten
Krieg durch eine Bombe völlig zerstört. Von
seinen Kindern lebt noch eine Tochter mit ihrem
Manne im „Hirschen", der früheren „Bahnhofwirtschaft
", beim Schwiegersohn Zimmermann.

Emil Baßder, Lahr:

jbtv S'mgectjut blfitjt

Gibt es einen schöneren Schmuck unserer
Gebirgswälder, als die purpurroten Blütentrauben
des Fingerhutes? Gehören sie nicht zum Bild
des Schwarzwaldes? Auf Urgestein, zumal auf
Waldblößen, gedeiht der Fingerhut besonders
gern: „Wo das Beil den Wald gelichtet, hat in
roter Glockenpracht Fingerhut sich aufgerichtet.
Sagt, wer hat die Saat gemacht?"

Hummeln können leicht in die großen Blütenglocken
hineinkriechen, dort ihr Schöpplein trinken
und dabei die Bestäubung besorgen. Kaum
sind die Blüten abgefallen, so richten sich die
Blütenstiele wieder empor. So kann der Wind
die Samen zerstreuen.

Jedermann weiß, daß alle Teile dieser Pflanze
giftig sind, weshalb die Weidetiere sie meiden.
Das Gift des Fingerhutes wird vom Menschen
als wertvolles Heilmittel, vor allem gegen Herzkrankheiten
verwendet. Schon im 5. Jahrhundert
wußten die Iren um die Heilkraft dieser Pflanze.
In unseren allgemeinen Arzneischatz wurde
„Digitalis" im Jahre 1755 durch den englischen
Arzt Withering in Birmingham eingeführt. Die
Blätter — nur sie werden verwendet — enthalten
chemische Verbindungen, von denen besonders
Digiroxin stark wirkt. Das Medikament
Digitalis verlangsamt den Pulsschlag und verstärkt
den Blutdruck. Die Homöopathie verwendet
Digitalis bei Kreislaufstörungen, bei Wassersucht
und bei Atemnot, soweit sie mit Herzleiden
zusammenhängen. Große Dosen führen zum
Herzstillstand. Das Heilmittel darf nur auf ärztliche
Verordnung gebraucht werden.

Neben dem roten Fingerhut begegnet man in
unseren Wäldern auch dem „Großen gelben Fin-

Mystische Schau

Seht ihr den Mäher, die Lilie, das Korn,
die Traube, die Rose, den Baum und den Dorn,
seh ich das Gleichnis, seh ich das Zeichen
tieferer Botschaft uns, mahnend, erreichen.

Seht ihr den Mäher, zischt Sensenschniit,
fallen die Ähren im Takte mit,
denkt ihr an Ernte, riecht ihr das Brot,
schau ich den Sensenmann, seh ich den Tod.

Brecht ihr den Brotlaib und kauet ihn klein,
schlürft ihr den gelb erfunkelnden Wein,
seh ich die Hostie, himmlisches Gut,
wallt mir, statt Weines, Christi Blut.

Seht ihr die Rose, die duftend steht,
mein ich die Liebe, die welkt und vergeht.
Raget die Lilie junischön,
seh ich kündende Engel wehn.

Sprecht ihr der dornigen Distel Hohn,

seh ich des Heilands Dulderkron.

Freut euch des Obstbaums trächtige Pracht,

hör ich vom Kreuzesstamm: Es ist vollbracht.

Wo ich sie greifen will, wandelt sich Welt,
ist mir im Gleichnis sinnvoll gestellt:
Seht ihr die Traube, das Korn und den Baum,
wandle ich wissend in Gottes Raum.

Morand Claden, Karlsruhe

gerhut" (Digitalis ochroleuca) mit gelblich - weißen
Blüten und dem „Kleinen Fingerhut" (Digitalis
lutae) mit blaßgelben Blüten. In Gärten
findet man einen großblütigen, in allen Farben
von Weiß bis Dunkelrot blühenden Fingerhut
(Digitalis purpurea gloxiniae-flora), der bis zu
zwei Meter hoch wird. Unsere besondere Freude
aber haben wir am Waldfingerhut unserer Heimatberge
: „Kind des Berges, schön gestaltet, aus
dem Märchenreich gesandt, schmück" wo Friede
um dich waltet, Bergeshang und Felsenwand!"

2Müt)enöe nactjtFecze

Verstummt ist die Nachtigall, verblüht der
Holunder; aber die Natur überrascht den Menschen
immer wieder mit neuen Wundern. Ein
Heimatfreund machte uns. darauf aufmerksam,
daß dirunten am Bahndamm zwischen Gaswerk
und Eisenbahnbrücke allabendlich an die hundert
Nachtkerzen erblühten, eine aus Nordamerika
eingewanderte Pflanze, die Schuttplätze,
Sandfelder und öde Stellen anderen Plätzen
vorzieht.

Wer tagsüber seine Schritte in das Gebiet des
Schuttplatzes lenkt, kann dort manche „Schuttplatzpflanzen
" beobachten: den kornblumenblauen
stacheligen „Stolzen Heinrich",, das schwefelgelbe
Leinkraut, den hohen gelben Steinklee,
das wuchernde gelbe Labkraut, die zarte kleine
Glockenblume, den hellbraunen Taubenkopf und
andere. Das blüht und wuchert in üppiger Buntr-
heit. Die Nachtkerzen fallen tagsüber kaum auf:
sie machen den Eindruck der Verwelktheit. Die
Blüten, die sich in später Abendstunde öffnen,
welken am folgenden Tag. Eine einzige Nacht
stehen die zartgelben Blüten der Nachtkerze, die
mit Recht diesen Namen trägt, in voller Pradit.
Über den Blüten stehen zahlreiche Knospen, die
auf das Erblühen warten.

Da wir in der achten Abendstunde an den
Bahndamm kamen, waren noch fast alle Blüten
der Nachtkerze geschlossen. Je mehr sich die
Dämmerung über Stadt und Land senkte, desto

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