Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1966-07/0010
bis fast auf 150 cm Höhe empor. Zur Zeit des
Blühens sind die männlichen dunkelbraunen
Ähren mit entzückenden, flatternden Staubgefäß-
Fähnchen geschmückt. Der Stengel ist scharf
dreikantig, aufrecht und etwa so lang wie die
schönen sattgrünen Laubblätter.

Der originelle schöpf ähnliche Blütenstand ist
das Kennzeichen der Kopf-Segge, Cairex capitata,
die vereinzelt auch auf süddeutschen Mooren
auftaucht, aber fraglos eine Rarität geworden ist.
Im Allgäu läßt sie sich wohl einmal aufstöbern.
Dagegen ist die Sand-Segge, Carex arenaria, vor
allem, worauf ihr Name hinweist, auf Sandböden,
insbesondere auf Dünen, doch auch in sandigen
Föhrenwäldern verbreitet. Wegen der weit ausholenden
Ausläufer wird die Sand-Segge mit der
Quecke, Agriopyrum repens, die bekanntlich ein
kaum ausrottbares Unkraut ist, verglichen. Man
nennt die Sand-Segge deshalb auch Rote Quecke
oder Eisenpeter mit Anspielung auf die unzerreißbaren
Ausläufer. Diese Seggenart wurde
früher wegen der blutreinigenden Wirkung des
aus den Ausläufern zubereiteten Tees als Volksheilmittel
gepriesen. Ebenfalls im Bereich der
Dünen-Moore fühlt sich die Fuchs-Segge wohl,
Carex vulpina. Fuchsähnlich nennt man sie wegen
der Farbe des aparten Blütenstandes. Sie
kann an Wuchs bis zu einem Meter erreichen.
Die Stachel-Segge, in Wäldern, doch auch auf
buschigen Wiesen anzutreffen, erinnert mit
ihrem botanischen Namen Carex Leersii an den
Apotheker Johann David Leers, der 1729 in
Wunsiedel geboren wurde und 1774 in Herboirn
gestorben ist — er war ein hervorragender
Gräser-Kenner. Die Rispen - Segge, Carex pani-
culata, ein kräftiges Gewächs, das graugrüne,
dichtgedrängte Horste bildet, bevorzugt Moore
im Flachland, Waldsümpfe und Riedwiesen. Sie
dient mitunter als Streuepflanze und soll gelegentlich
auch als Packmaterial verwendet werden
. Schlank und rank mutet die Hasenfuß-
Segge an, Carex leporina. Man muß seine Phantasie
allerdings ein wenig strapazieren, will man
beim Betrachten des Blütenstandes sich an ein
Hasenpfötchen erinnert fühlen — leporina nämlich
bedeutet hasenähnlich. Ein sympathischer
Ruf eignet der Hasenfuß-Segge darum, weil sie
wie die bleiche Segge, Carex pallescens, auf der
Weide als gutes Futter gilt, das gern abgeweidet
wird. Die morgensternartigen Ähren tragen der
Stern-Segge, Carex stellulata, ihren Namen ein.
Man findet sie auf Niedermooren wie auf Bergen
bis zu 2500 m, auf feuchten Waldwiesen,
auch auf Sand. Die Stengel sind dünnwüchsig,
die Blätter sehr schmal.

Kleine Ährchen machen den einzigen, freilich
bescheidenen Schmuck der hellgrünen Winkel-
Segge, Carex iremota, aus, deren schmal-linealen
Blätter schlaff berühren und meist übergebogen
sind. Auf Holzschlägen, an Felsen, in Waldgräben
führt sie ein zwar geselliges, aber still anmutendes
Dasein. Kräftiger tritt die Steife Segge
auf, Carex stricta. Diese Segge erscheint vor
allem auf Niedermooren in dichten Büscheln oder
Polstern, die, zumal wenn diese ausgetrocknet
sind, die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Die

wie kleine Erderhöhungen aussehenden Polster
werden Bülte oder Bülte genannt. In Schleswig-
Holstein spricht man von Schnittbülten. Die
Bremer nennen sie Groffwiste. Oft bilden auf
sogenannten Streuewiesen, die periodisch überschwemmt
werden, worauf Hegi in der „Flora
von Mitteleuropa" hinweist, die festen Rasenpolster
ausgedehnte Bestände. Die Steife Segge,
auch Böschenspalt genannt, erzeugt, wo sie im
Wasser steht, einzelne Polster, die ungemein fest
sind, bis 90 cm hoch werden und bis zu 1 m im
Durchmesser aufweisen. Der Lieblingsstandort
dieser Segge ist also das Wasser. Man hat es
bei Carex stricta mit einem besonders interessanten
Gewächs zu tun. Die Blätter werden wohl
bisweilen bis anderthalb Meter lang. Sie hängen
dann, so meinte ein poetischer Naturfreund einmal
, „wie die struppige^ Haare eines Gigantenschädels
" über den Stock herab. Auch verglich
man solche mächtigen Bülte schon mit australischen
Grasbäumen.

„Blaugras" nennt man im Havelland die
Wiesen - Segge, botanisch Carex Goodenowii, so
genannt zum Gedächtnis an den anglikanischen
Bischof von Carlish, Samuel Goodenough, 1741
geboren und 1827 gestorben, ein Pflanzenfreund
und -kenner von hohen Graden. Nun, es gibt
unter den liebhaberischen Botanikern nicht wenige
Geistliche aller Konfessionen — allerdings
ehedem wohl zahlreicher denn heute. Die Wiesen
-Segge bevölkert gern und bisweilen beherrschend
Riedwiesen und Flachmoore. Sie heißt
auch „kleiner Spalt" und gibt eine gute Streue
ab. Trockenheit liebt im Gegensatz zur Wiesen-
Segge die Pillen - Segge, Carex pilulifera. Das
lateinische Wort pilula bedeutet „Kügelchen" und
fero „ich trage" — der Ausdruck spielt auf eine
Besonderheit der Blüte an. In Gesellschaft von
Heidekraut und Preiselbeere fühlt sich diese Art
auf trockenen Waldsandböden wohl. Die Wimper-
Segge, Carex pilosa, liebt kalkarmes Erdreich.
Die Blaugrüne Segge, Carex glauca, trägt nach
den dunkel-blaugrünen, schmalen Blättern ihren
schönen Namen. Diese Blätter sind verhältnismäßig
lang und wurden ehedem in Niederösterreich
zum Aufbinden der Reben verwendet.
Magere Wiesen sind nach dem Geschmack der
Bleichen Segge, Carex pallescens, als gutes
Futter kurz schon erwähnt. Sie ist betont
hellgelbgrün, worauf ihre Bezeichnung Bezug
nimmt.

Ein hübsches, kaum 12 bis 15 cm erreichendes
Geschöpfchen ist die Vogelfuß-Segge, Carex
ornithopoda, die in Laubwäldern, an Heckenrainen
vom Flachland bis in die alpine Bergregion
hinaufwandert. Der Name stützt sich auf
die gespreizte Anordnung der Ährchen. Die Bezeichnung
Horst-Segge, Cairex sempervirens, erklärt
sich sozusagen bei einer Segge von selbst,
da fast alle Arten der Pflanze mit Vorliebe
Horste bilden. Im Engadin wurde die Horst-
Segge bis über 3000 m festgestellt. Der Höhe
verschreibt sich auch die Feste- oder Polster^
Segge, Carex firma, kleinwüchsig. Die Botaniker
beschäftigen sich mit der Polster-Segge vor allem
deshalb, weil sie eine der auffallendsten, kenn-

8


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1966-07/0010