http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1966-07/0011
zeichnendsten und verbreitetsten Riedgräser der
Kalkgebirge ist, unter denen die Carices, wie wir
schon wissen, die vielköpfigste Gattung darstellt.
Auf den breiten, steinigen, hochrückigen Bergflächen
bildet die Polster-Segge oft weit sich
erstreckende, zusammenhängende Teppiche, das
sogenannte Finnetum. Hegi hebt hervor, daß die
Polster-Segge in den Alpen aber auch zu den
Pflanzen gehört, die der Vegetation der Blütengewächse
den Weg ebnen. In dichten, starren
Grasteppichen läßt sie sich zwischen steil aufspringenden
Felszacken und Hörnern, auf vorspringenden
, oft völlig unzugänglichen Platten
und Gesimsen bis weit über den Gürtel der
Latschen hinauf wahrnehmen. In dem Rasen der
höchst anspruchslosen Pflanze, die mit einem
Mindestmaß von Humus sich begnügt und oft
vom Fels leicht abzuheben ist, findet man mancherlei
kalkliebende Blütenpflanzen, so Alpenhahnenfuß
, Steinbrech, Mehlprimel, stengellosen
Enzian, Alpen-Glockenblume und viele andere.
Hier will den Pflanzenfreund das Staunen nicht
mehr freigeben.
Die Wald-Segge, Carex silvatica, verlangt den
Buchenwald. Ohne ihn pflegt sie auszubleiben,
begnügt sich freilich im Süden auch mit den
Kastanien-Wäldern. Die Schnabel - Segge, Carex
rostrata, auch Flaschen-Segge, liebt schlammige
See-, Weiher- und Flußufer sowohl im Flachland
wie in der alpinen Region. Die weit verbreitete
Seggen-Art gilt als „Allerweltsverlander", weil
sie in der Uferzone von stehendem Gewässer bis
in eine Tiefe von 60 cm vordringt. Die sogenannten
schwingenden Böden oder Schwingrasen, die
aus dem Wurzelfils von Sumpfpflanzen gebildet
werden, bestehen großenteils aus den Wurzeln
der Schnabel-Segge.
Doch beschließen wir die Schilderung einzelner
Seggen-Arten, von denen freilich, gemessen
an ihrer fast beängstigend großen Gesamtzahl,
nur eine begrenzte Auswahl zu erwähnen möglich
war, mit der Kennzeichnung der Großen
Segge, Carex maxima oder auch pendula. Sie ist
im Vergleich zu den üblichen Arten wahrhaft
eine Riesin, die sich gern auf lehmig-tonigem
Boden feuchter Waldlichtungen, zumal in Buchenwäldern
, breitmacht. Sie treibt keine Ausläufer
. Der Stengel ist glatt dreikantig, scharf
ausgeprägt und bis oben beblättert. Die dunkelgrüne
Blattspreite, flach und breitlineal, zeigt
an der Unterseite einen kielartig verlaufenden
Mittelnerv. Die Pflanze läßt sich nicht übersehen
. Vielleicht ist sie es, die den Wanderer,
der bisher von dem Geschlecht der Seggen kaum
Notiz genommen hat, dazu verlockt, den Carices
ein wenig nachzuspüren. An Hand einer nicht
zu knapp gehaltenen Exkursionsflora lassen sich
für die jeweilige Landschaft immerhin die
charakteristischsten Repräsentanten der Gattung
ermitteln. Es geht dabei um ein pflanzenlieb-
haberisches Beginnen, dem sich zu widmen, recht
reizvoll ist.
Alfred Dietz, Weil I Rhein:
Jbit ixrictfdjaftli'dje Öntttn'tflung von flöril am Ktjein
(Fortsetzung.)
Da der Ertrag der Reben im letzten Viertel
des 19. Jahrhunderts infolge von Blattkrankheiten
immer mehr zurückging, begann man in
den neunziger Jahren die Reben mit Kupfervitriollösungen
zu spritzen.
Viel Unruhe brachte dann in jüngster Zeit
die Rebumlegung unter die bäuerliche Bevölkerung
unserer Gemeinde. Obwohl sie nur zum
Wohle der Rebbau treibenden Landwirte ins
Werk gesetzt wurde, brachte sie viel Ärger und
Verdruß, Unfriede und Streit und stellt ein unerfreuliches
Kapitel dar. Die Frage der Wein-
bergumlegung trat «erstmals 1937 an die Gemeinde
Weil heran. Damals erforderten die Reblausverseuchungen
verschiedener badischer Weinbaugebiet
— Weil gehörte nicht dazu — eine
beschleunigte Umstellung des Weinbaues auf
Pfropfreben. Im April 1953 sprachen sich dann
70 % für, 14 % gegen die Umleguyig aus; 16 %
enthielten sich der Stimme. Rund 25 ha wurden
umgelegt. Den meisten Grundstücken fehlte ein
geordneter Zugang. Im Umlegungsverfahren wird
deshalb das Gebiet durch ein zweckmäßiges Wegnetz
erschlossen und kleinere wasserwirtschaftliche
Anlagen werden geschaffen. Die Umlegung
war dringend notwendig, weil durch die ungeahnte
Vergrößerung der Stadt das landwirtschaftlich
nutzbare Gelände um zwei Drittel zurückgegangen
war. Die wenigen Bauern mußten sich
deshalb in der Zukunft auf ihr ursprüngliches
Tätigkeitsgebiet beschränken und das ist der
Obst- und Weinbau. Die Umlegung sollte daher
den noch vorhandenen bäuerlichen Betrieben
eine sichere Existenzgrundlage gewährleisten.
Land- und Forstwirtschaft
Bis zum Jahre 1924 war die Landwirtschaft
als Haupterwerbsquelle der hiesigen Bevölkerung
anzusehen. Durch die Erstellung des Ortsteils
Leopoldshöhe nahm Weil mehr und mehr
den Charakter einer Stadt an. Da die meisten
Häuser auf der Leopoldshöhe einen Vorgarten
hatten, sprach man von Weil als einer „Gartenstadt
". Zwangsläufig zeigte daher die Landwirtschaft
seit 1926 eine rückläufige Entwicklung.
Durch die einsetzende Verstädterung verliert die
Landwirtschaft von Jahr zu Jahr weiter an Bedeutung
.
Die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe:
Jahr Gesamtzahl Abgang in °/o(
1955 44 —
1956 44 —
1957 43 3,4
1958 41 7
9
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1966-07/0011