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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1966-07/0018
von Zeitaltern werden die Forscher nie ganz einig werden
— Wernet begründet seine Ansicht glaubhaft. Er
schildert die Entstehung der verschiedenen Handwerkskategorien
, als deren erste er die Steinhauer ansieht,
sehr anschaulich.

Der Autor geht dann den ersten Spuren technischer
Hilfsmittel im handwerklichen Schaffen nach und weist
darauf hin, daß schon die Anfertigung von Großwild-
Fanggeräten mechanische Kenntnisse vorausgesetzt habe.
Die Frage, ob das zivilisatorische Erbe der Antike sich
ohne Unterbrechung auf die Zivilisation des Zeitalters
des Ersten Reiches fortgepflanzt habe, verneint Wernet
und entwickelte im Anschluß an diese Feststellung eine
Darstellung der Entwicklung früher handwerklicher
Tätigkeit bis zur Epoche der Hohenstaufen. In ihr läßt
er die beiden Ströme des germanischen Erbes und des
von der Kirche .vermittelten antiken Kulturgutes zusammenfließen
. Beeinflußt durch die Wikinger- und die
Kreuzzugsfahrer u. a., hebt nun die große Zeit des
Handwerks an. Den Aufstieg von Handwerk wie Handwerker
in seinen Auseinandersetzungen mit Grundherren
, Stadtherren, Patriziertum, städtischer Obrigkeit und
Landesherrschaft schildert der Autor in einem packenden
historischen Bild, in dem der Entfaltung des Handwerks
in der aufstrebenden Stadtwirtschaft ein besonderes
Kapitel eingeräumt wird. Die Erweiterung der
Märkte führte zur Ausweitung und Aufspaltung des
Handwerks. Von einer Vielheit der Aspekte aus und
erschöpfend, trotz zuchtvoller Kürze, würdigt Karl
Friedrich Wernet die Zünfte. Ihre Möglichkeiten haben
die Handwerker nur unvollkommen und ohne Entschlossenheit
zum ordnenden Handeln zu nützen verstanden
. Die Zunft wußte die Mittelmäßigkeit nicht zu
bannen. Das Menschlich-Allzumenschliche spielte in ihr
meist eine entscheidende Rolle. Einen breiten Raum in
Wernets Buch nimmt die Darstellung des Handwerks im
Jahrtausend zwischen dem Entstehen und Vergehen des
Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ein.

Die zweite Gruppe der sich nun anschließenden Kapitel
befaßt sich mit dem Aufkommen handwerksfremder
und zunftwidriger Formen bei der Herstellung handwerklicher
Erzeugnisse, der Dienstleistung und der Verteilung
der handwerklichen Produkte. Es geht dabei vor
allem um den Einbruch kapitalistischer Tendenzen in
das Handwerk. Besondere Aufmerksamkeit läßt Wernet
der Manufaktur als dem Lieblingskind des Kameralis-
mus angedeihen.

Der abschließende Teil des umfassenden Buches geht
auf die Auflösung der zünftlerischen Formen handwerklicher
Arbeit ein, wobei vor allem auch die Einwirkungen
des Handels auf die handwerkliche Erzeugung dargestellt
und die Gewerbefreiheit einer gründlichen Betrachtung
unterzogen werden. Der Verfasser gelangt zur
Schlußfolgerung, daß die Handwerker die positiven Folgen
der Gewerbefreiheit nicht erkannt hätten. Auch die
Zunft- und Obermeister seien nicht imstande gewesen,
den ganzen Fragenkomplex zu überblicken. Des Handwerkers
habe sich eine Untergangsstimmung bemächtigt.
Dazu sei dann aber auch, wie Wernet es ausdrückt, die
zeitliche Verspätung der gesamtdeutschen Wirtschaft im
Rahmen der Weltwirtschaft gekommen. Darunter versteht
der Verfasser das Zurückbleiben von Wissenschaft
und Technik in Deutschland vor allem gegenüber England
. Wernet fügt seinem Buch eine Übersicht ein, die
an große schöpferische Gestalten der Naturwissenschaften
, der Philosophie und der Technik seit dem 16. Jahrhundert
bis um die Zeit vor hundert Jahren erinnert —
während in ihr Gottfried Daimler (1834—1900) als Erfinder
des Benzinmotors erwähnt wird, fehlt leider der
Name von Karl Benz (1844—1929). Bekanntlich sind beide
im gleichen Jahr, 1884, mit ihrer Erfindung hervorgetreten
.

Die Gründe und Folgen der ohnmächtigen Stellung
des Handwerkers im stürmischen Ablauf der industriellen
Revolution kennzeichnet Karl Friedrich Wernet mit
spürbarer, fast leidenschaftlicher Anteilnahme am Schicksal
der Handwerker, um abschließend mit ebenso spürbarer
Genugtuung festzustellen, daß das Handwerk heute
mit vier Millionen Beschäftigten und steigenden Milliardenumsätzen
dartue, daß die Untergangstheorie falsch
gewesen sei. Ein gutes, kenntnisreiches Buch sind Wernets
„Handwerksgeschichtlichen Perspektiven" und ein
ungemein fleißiges Buch. Die sehr sorgsam zusammengestellten
und aufgegliederten Register erleichtern des
Buches Benützung. Sie stellen einen Meisterwurf für
sich dar. Otto Ernst Sutter

Der Schauinsland

Der Schwarzwaldverein Freiburg begann mit der
Herausgabe einer Schriftenreihe „Der Schwarzwald in
Einzeldarstellungen", deren erster Band der umfassenden
Darstellung des Freiburger Hausberges, dem Schauinsland
, gewidmet ist. Daß dieser Band eine hervorragende
willkommene Bereicherung des heimatkundlichen
Schrifttums darstellt, verbürgt uns schon der
Name des bedeutenden Freiburger Geographen Professor
Dr. Friedrich Metz, der die Schriftleitung übernahm. Um
es vorweg zu nehmen: es ist ein Buch geworden, das
uns ein abgerundetes Bild dieser Schwarzwaldgegend
vermittelt, das in seiner klaren Darstellung reizvoll ist
und den Wunsch erweckt, sich von ihm das Werden und
Sein dieses Raumes nahebringen zu lassen.

Nach einer Einführung in den Aufbau des Buches
durch Professor Dr. Friedrich Metz gibt uns Dr. Franz
Laubenberger eine Untersuchung über den Namen
Schauinsland, sowohl in sprachlicher wie in historischer
Hinsicht. Eine gute Idee ist es, dazu ein Vierfarbenbild
auf Ultraphan zu geben. Hauptstück des Buches muß
selbstverständlich die Geschichte des Bergbaus am
Schauinsland und die diesen bedingenden geologischen
Verhältnisse sein. Dr. Rudolf Metz, Karlsruhe, der beste
Sachkenner dieser Fragen, zeichnete zu seiner interessanten
Darstellung sehr saubere Karten, die wesentlich
zur Veranschaulichung beitragen. Die Illustration des
Aufsatzes wie des ganzen Buches ist sehr reichlich,
wenn auch im Druck nicht immer gleichwertig. Der
Beitrag von Dr. Giermann ergänzt die geologischen
Untersuchungen von Dr. R. Metz. Dr. Neuwirth steuert
einen Aufsatz über das Klima des Gebietes, Dr. Oberdorfer
über das Pflanzenkleid des Freiburger Hausberges
bei, den Hugo Ritter als Forstmann in der Betrachtung
der Belange des Freiburger Stadtwaldes am Schauinsland
weiterführt. Die Landwirtschaft des Hofgrundes
behandelt Alfons Kirchgässner, der als früherer Landwirtschaftsminister
für die Förderung des entlegenen
Gebietes sich besondere Verdienste erworben hat. Horben
und Günterstal, von Dr. Emil Notheisen beschrieben,
blicken auf eine lange Geschichte zurück. Horben wird
1112 erstmals erwähnt, Günterstal schon im Jahre 804.
Staatsarchivdirektor Dr. M. Wellmer hat sich in jüngster
Zeit der Klärung der Frage nach der Kyburg angenommen
. Durch Günterstal führt der Weg zur Schauinsland-
bahn, deren Belange der frühere Direktor der Bahn in
dieser vorzüglichen Monographie des Schauinslandes vertritt
. Weithin bekannt wurde dieser Berg durch die
regelmäßigen Schauinsland - Rennen, deren Motorenlärm
die Stille der Bergwälder stört, deren Rennstrecke aber
auch dem Fremdenverkehr wesentlich dient. Hans Rudolf
Maile, der Geschäftsführer des Gaues Südbaden im
ADAC, berichtet über Entstehung und Bedeutung der
Rennen. Professor Hermann Schilli zeichnet uns ein
eingehendes Bild der zwei hauptsächlichen Hausformen
am Schauinsland, dem Haus des Viehzüchters, das eigentliche
Schauinslandhaus und das Bergmannshaus, das er
eine kleine Ausgabe des Schauinslandhauses nennt. In
liebenswürdiger Weise schließt Otto Ernst Sutter den
Band mit einer Betrachtung über die bekannten Gasthäuser
am Schauinsland.

Mit Recht kann Professor Dr. Asal in seinem Einführungswort
von diesem Werke sagen, daß sich wissenschaftliche
Zuverlässigkeit mit volkstümlicher Darstellung
in ihm vereinen. Dr. Keidel kann es als Oberbürgermeister
Freiburgs als einen willkommenen Beitrag
zur Beschreibung des Freiburger Raumes begrüßen, der
sich ja bis auf die Höhe des Schauinsland erstreckt. Der
Schwarzwaldverein hat aber durch die Herausgabe dieser
Schriftenreihe bewiesen, wie sehr er mehr ist als
nur ein üblicher „Verein", daß er Wissen vermitteln und
„zugleich auch die innerlichen Beziehungen zur Natur-
und Kulturlandschaft des schönsten deutschen Mittelgebirges
" vertiefen will. Herzlicher Dank gebührt
dem Schwarzwaldverein, dem Schriftleiter und den Mitarbeitern
dieses gelungenen Werkes. Der Verlag Moritz
Schauenburg, Lahr/Schwarzwald, hat es in ansprechender
Form herausgebracht.

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