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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1966-08/0005
bereit stand, ist auch heim zum Mittagessen. Wir sind
sehr gut mit sicheren Nachrichten bedient..

Sprecher: Ein anderer — ebenfalls nicht zustandegekommener
Besuch Napoleons spiegelt sich in einem Brief an
Sophie Haufe nach Straßburg — vom 28. Oktober 1809 —
so wieder:

Hebel: Gestern wurde die Illumination, die auf den
Kaiser gerüstet war, angezündet, wie man einen Braten,
wenn der Gast nicht gekommen ist, den andern Tag
selber frißt . . .

Sprecher: Die derbe Wendung gefiel Hebel offenbar
sehr: Schon am Tag zuvor hatte er sie an Freund Hitzig
ins Oberland geschrieben. Äußerungen dieser Art sind
für Hebel im Zusammenhang mit politischen Schaustellungen
sehr typisch. Die Ironie ist merklich. Sie richtet
sich gegen das Karlsruher Publikum, in das sich Hebel
miteinschließt, und entspringt dem gesunden Mißtrauen
des kleinen Mannes gegenüber großem politischen Theater
, an dem als Statist mitzuwirken er ablehnt. Hebel
nimmt hier wie so oft den Standpunkt des Bauern ein,
dem die seinem Acker schädliche oder förderliche Witterung
wichtiger ist als die Geschehnisse der großen Welt.
Er weiß, daß der Bürger die Geschichte immer nur erleidet
in Form von Steuern, Kontributionen, Einquartierung
, erzwungenem Kriegsdienst. Er durchschaut das
egoistische Spiel der Mächtigen und hält sich an die
menschlichen Werte seines kleinen Umkreises. Das soll
nun aber wiederum nicht heißen, daß er keinen Sinn
für die großen Geschichtsbewegungen gehabt hätte. Man
lese dazu einmal seine Betrachtung über die Schlacht bei
Leipzig im Kalender für 1815. Es soll auch nicht heißen,
daß Hebel die Geschichtsbewegungen seiner Zeit nicht
mit Anteilnahme verfolgt hat. Ja, Giehne sogar sieht
sich gezwungen, ihm einmal ein Lob auszusprechen. Man
liest bei Giehne:

Leser: Was er — Hebel — von dem Pariser Frieden sagt,
ist ganz national gefühlt . . .

Sprecher: Giehne meint jene Stelle im Kalender von
1815, in der es heißt:

Hebel: Die Franzosen behielten bis auf weniges, was in
den Kriegen mitgegangen ist, zum Andenken; der heilige
Krieg — so nannten sie es — verlangt keinen Nutzen,
auch keine Wiedervergeltung, sonst wär's ein unheiliger.
Sprecher: Der Spott über die Ergebnisse des Befreiungskrieges
ist offenkundig, aber auch das Bedauern darüber,
daß das Elsaß Frankreich nicht abgenommen wurde.
Hebel schreibt:

Hebel: Es war aus. Elsaß und Lothringen hat nicht wollen
losgehen . . .

Sprecher: — von dem geschlagenen Frankreich nämlich.
Und schon im Mai 1814 hatte er an Hitzig geschrieben:

Hebel: Ist um Wahrheit und Freiheit, um Recht, um
Rache, um Ehre gekämpft worden, oder war es eine
große Schachpartie? Ein großes Trauerspiel hat aufgehört
und eine Posse ist an seine Stelle getreten.

Sprecher: Ein Jahr später, im April 1815, schreibt Hebel
noch schärfer:

Hebel: Was wird aus uns werden? Die Weltangelegenheiten
immer krauser, Preußen immer hochsprechender,
die Maul- und Federdeutschen immer patziger... Wird
uns Gott noch einmal durch unsere Fehler helfen, wie
die Sieger von 1814 einmütig gestehen, daß es geschehen
sei? ...

Sprecher: So spricht nur ein Mann, den die Geschehnisse
seiner Zeit nicht gleichgültig lassen. Der Recht und
Anstand und Wahrheit jedoch auch in der Politik geübt
und gewahrt wissen will. Krieg bedeutet für Hebel —
und das kann bei seinem Abzielen auf Sittlichkeit und
Menschlichkeit ja nicht anders sein —, Krieg bedeutet
für Hebel nur eine Zeit der wirren Prüfungen und des
unabwendbaren Leids, durch die jeder einzelne hindurchgehen
muß zu dem wahren Leben, dem Leben in
Frieden und nach den natürlichen Gesetzen des menschlichen
Zusammenwirkens. Das Leben der Untertanen in
Frieden vor sich gehen zu lassen, ist für Hebel das
eigentliche Ziel der Politik wie des Regierens. In diesem
Sinne schrieb Hebel im April 1814 an Haufe nach
Straßburg:

Hebel: Bald wird's nun hoffentlich klar sein und der
große zwanzigjährige Gärungsprozeß ein Ende haben.
Oh, daß aller Haß und Hader, alle Leiden und alle Tränen
, und wenn es möglich wäre, alle Erinnerungen daran
sich als Hefe niederschlügen oder ausschieden und nur
reiner süßer Lebensmut für uns oben stünde, an dem
ihr lieben freundlichen Seelen noch recht lange, ich auch
noch eine Zeitlang zu trinken hätte . . .

Sprecher: So denkt Hebel über Krieg, Politik und Geschichte
. Es wäre nun noch jenes umstrittene Politische
Mahnwort an den Vetter zu durchmustern, das Hebel
wahrscheinlich in höherem Auftrag als Propagandaschrift
für die Verbündeten im Januar 1814 geschrieben
hat. Doch davon ein andermal.

Alfred Dietz, Weil I Rhein: (Fortsetzung.)

ZMe urtctfdjafttfdje Önttüitflung von Wzii am Ktjein

Gewerbe und Industrie in Weil /Rh.

Die ursprüngliche Beschäftigung der Weiler
war die Landwirtschaft und der Wein- und Obstanbau
. Das Kleingewerbe beschränkte sich auf
die wenigen Bedürfnisse des täglichen Lebens.

Johann Boner war 1349 Inhaber einer Bäk-
kerei; 1418 hatte der Ort einen eigenen Metzger.
1670 hatte Weil auch einen Dorfschmied. Alle
übrigen Gewerbe, wie Schuster, Schneider, Weber
, Rasierer, Schreiner, Küfer und Sattler waren

schon im 15. Jahrhundert in der Gemeinde vertreten
32.

Mehrere Posamenter, Leinen- und Wollweber
, Strumpfwirker, Knopf- und Kammacher befriedigten
die Bedürfnisse der herrschaftlichen
Schloßbewohner zu Friedlingen. Manche dieser
Handwerker ließen sich nach der Zerstörung des
Schlosses 1678 in Weil nieder33.

Die gewerblichen Betriebe, wie die Mahl-,
Gips-und Ölmühle und das 1698 erwähnte Gerb-

3


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