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haus, lagen an der Wiese
oder am Mühleteich.. Die
1668 beabsichtigte Erstellung
einer herrschaftlichen
Drahtzugmühle wurde wegen
der hohen Kosten und
mit Rücksicht auf den unsicheren
Lauf der Wiese
nicht errichtet. Ebenso unterblieb
die 1830 geplante
Verlegung der Schiffsmühle
des Andreas Schneider von
Neuenburg nach der Schusterinsel
. 34.
Industriebetriebe wurden
in Weil erstmals am
Ende des 19. Jahrhunderts
errichtet.
Das zur Zeit größte wirtschaftliche
Unternehmen in
unserer Stadt ist die „Färberei
und Appretur Schusterinsel
GmbH." Die Anlagen
dieses Werkes stehen
zwar nicht auf dem Areal der ehemaligen
Schusterinsel, sondern durch die Rheinstraße getrennt
(sie war früher ein Rheinarm und wurde
zugeschüttet) auf der gegenüberliegenden Seite.
Die heutige Firma geht auf ältere Unternehmungen
zurück. In den Jahren 1880/82 errichteten
die Fabrikanten L. Louis und Dietsch aus
Mülhausen (Elsaß) hier einen kleinen Färbereibetrieb
, der jedoch im Jahre 1884 in Schwierigkeiten
geriet und wieder einging. Ein Konsortium
, bestehend aus Kauf leuten der Textilf irmen
in Mülhausen und Basel, übernahmen die Anlage
und gründeten 1885 die „Aktiengesellschaft Schusterinsel
", die sich ebenfalls mit dem Färben von
Strang- und Bandseide befaßte, aber am 15. Januar
1901 in Konkurs ging35.
Mehrere Schweizer Firmen gründeten am
1. Juni 1901 die Firma „Färberei und Appretur
Schusterinsel GmbH., nachdem sie den ganzen
Betrieb aus der Konkursmasse erworben hatten.
Auf einem Betriebsareal von 35 543 qm, von
denen 7945 qm damals bebaut waren, begann die
Firma mit 53 Arbeitern ihre Produktion aufzunehmen
. Bearbeitet wurden nunmehr außer dem
bisherigen Bereich, der Strang- und Bandfärberei,
auch erstmals japanische Importgewebe, die damals
in größeren Mengen nach Deutschland eingeführt
wurden. In den ersten Jahren hatte das
Unternehmen noch mit mancherlei Schwierigkeiten
zu kämpfen. So zeichnete auch schon im
Jahre 1905 die Seidenstoffappretur Zürich AG.
als alleinige Gesellschafterin, während die anderen
Gründerfirmen ausgeschieden sind36.
Jetzt aber ging es mit Macht aufwärts. Im
Betrieb wurde die Erschwerung und Färbung
von Strangseide sowie das Färben von uner-
schwerten Bändern aufgenommen, und man begann
die Anlagen auszubauen und zu vergrößern.
Danach konnten die Aufträge der Bandfabriken
in Basel, in Baden und im Elsaß bearbeitet werden
. Die Auftragslage war befriedigend. Aber
Das Fabrikareal der Schusterinsel GmbH.
bald erwiesen sich die Anlägen wieder als zu
klein. Neue und großzügigere Lösungen wurden
gesucht, ein dreistöckiger Neubau errichtet, anschließend
ein Betriebslaboratorium gebaut. Zu
dieser Zeit nahm die Schusterinsel auch die
Stückerschwerung von Crepe de Chine-Reinseide
auf, was bisher nur in Lyon gemacht wurde.
1910 erhöhte man das Gesellschaftskapital. Wieder
hieß es vergrößern und Neubauten erstellen37
. Die Dampferzeugungsanlagen wurden vergrößert
, die erste Weichwasser anläge in Betrieb
genommen; zum ersten Male verwendete man
das Auto als Transportmittel für die Kundenzulieferung
. Doch die geplanten Vergrößerungen
ließen sich nicht mehr realisieren, denn der erste
Weltkrieg brach aus. Wertvolle Mitarbeiter wurden
zum Heeresdienst eingezogen, und der Betrieb
lag mehrere Wochen völlig still. Um die
vorliegenden Lohnaufträge bearbeiten zu können,
wurde die Basler Strang- und Bandfärberei Lötz
& Co. gepachtet. Bis zum Ende des Krieges arbeitete
man dort mit Hochdruck, bis die Produktion
in Weil am Rhein wieder anlaufen konnte.
In diesen Jahren gewann auch das Kunstseidengewebe
an Bedeutung. Die Stückappretur erhielt
zusätzliche Aufträge für die Ausrüstung von
stranggefärbten Artikeln, die Strang- und Bandabteilung
war mit der Färbung und Ausrüstung
von Bändern und Strangseide voll ausgelastet.
1928 wurde mit Rouleaux-Maschinen und einer
Anzahl Tischen für das Handdruckverfahren eine
Stückdruckabteilung zusätzlich eingerichtet.
Die dreißiger Krisen] ahre brachten auch dem
Werk in Weil Rückschläge. Von Vollbeschäftigung
konnte keine Rede mehr sein, und zum
erstenmal mußte man von einer ausgesprochenen
Saisonbeschäftigimg sprechen. Dennoch errichtete
man im Jahre 1932 eine Kantine, in der die Belegschaftsmitglieder
verbilliges Essen erhalten
koniiten. Die Kapazität für Auftraggeberschaft
und Lohnveredlung erwies sich in diesen Jahren
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