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schaft schnellstens beliefern zu können, gaben in
den folgenden Jahren Veranlassung, die Stück-
fänbereikontrolle, die Stückrohware, eine moderne
Stückfärberei und die Wasseraufbereitung
nach noch rationelleren Gesichtspunkten auszubauen
.
Das größte Bauprojekt wurde 1954 in Angriff
genommen. Es mußte ein neues, modernst eingerichtetes
Kesselhaus gebaut werden, das im
Mai 1955 in Betrieb genommen werden konnte.
Die bekannt wechselvolle Entwicklung des Tex-
tilmarktes veranlaßte die Geschäftsleitung zur
jeweiligen Anpassung an die sich aus der Markttendenz
ergebenden Schwerpunkte der Textil-
lohnveredlung. Durch großzügige Investitionen
wurde der Produktionsmaschihenpark der FAS
stets auf den neuesten Stand der Technik gebracht
und die Voraussetzung dafür geschaffen,
daß die Gesellschaft auch für die Veredlung der
neuen vollsynthetischen Fasern ihren guten Namen
weiter behalten konnte. Unter anderem
wurde in den letzten Jahren die Veredlung von
neuen Wirkerei- und Strickereiartikeln aufgenommen
. Daneben wird zur Zeit der Weiterausbau
der Strang-, Band- und Garnabteilung
intensiv vorangetrieben.
Die Belegschaft der FAS zählt zur Zeit zirka
800 Personen. Die Schwierigkeit in der Beschaffung
der nötigen Arbeitskräfte, die durch die
Lage des Betriebes in der Grenzecke besonders
groß sind, bewogen die FAS zur Anwerbung ausländischer
Arbeiter. Gegenwärtig sind in der
Firma über 250 Gastarbeiter (Italiener, Spanier
und Griechen) tätig, von denen ein Teil bereits
mehr als drei Jahre dem Betrieb angehört.
Am 1. Mai konnte die Färberei und Appretur
Schusterinsel GmbH, ihr 60jähriges Bestehen
feiern. 60 Jahre sind eine kurze Zeit im Sinne
der Geschichte. 60 Jahre des Bestehens einer
Firma schließen eine Fülle von Ereignissen ein,
Rückschläge wie Erfolge, Aufschwung und zeitweilige
Stagnation, Fortschritt und zähes Beharren
am Althergebrachten und gleichermaßen
noch Zerstörung und Aufbau. Das Arbeitsprogramm
der Gesellschaft wird für die Zukunft
das Bestreben sein, der Auftraggeberschaft im
europäischen Markt Textillohnveredlungsmöglich-
keiten in einer Qualität anzubieten, welche jeder
internationalen Konkurrenz standhalten. Nur so
kann die Färberei und Appretur Schusterinsel
GmbH, mit Zuversicht in die kommenden Geschäftsjahre
blicken.
Ein halbes Jahrhundert Färberei
Schetty (1899 — 1949)
Da wo heute der Rhein die Schweiz bei Basel
in einem breiten, kanalisierten Bett verläßt, um
seine Reise durch Deutschland zu beginnen, bestanden
noch vor 100 Jahren zahlreiche kleinere
Wasserläufe als Umarmung von Inseln und Inselchen
, deren größte Trägerin, eine alte Festungsanlage
als Außenwerk der Festung Hüningen, die
„Schusterinsel" benannt wurde40.
Im Jahre 1899 entstand auf der rechtsrheinischen
sagenumwobenen Schusterinsel eine kleine
Seidengarnfärberei. Um die Jahrhundertwende
hatte die Schweizer Industrie eine erste erfolgreiche
Entwicklung beendet und begann über die
Grenzen des eigenen Landes hinaus im benachbarten
Ausland nach neuen gewinnbringenden
Absatzgebieten zu blicken. Das südbadische
Grenzland schien besonders günstig zu sein, um
gerade hier der Textilindustrie neue wirtschaftliche
Perspektiven zu eröffnen. Die hochentwik-
kelte baslerische und zürcherische Seidenweberei
hatte sich schon in der Dreiländerecke angesiedelt
und rief nach leistungsfähigen Seidenfärbereien.
Am 4. Januar 1899 konnte bereits mit dem Färben
von naturseidenen Garnen mit 46 Arbeitern
und Arbeiterinnen und vier Angestellten unter
Leitung von Paul Schetty begonnen werden41.
Erst kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges
erreichte die Firma 360 Beschäftigte, die sich zu
gleichen Teilen aus badischen, elsässischen und
schweizerischen Arbeitern und Arbeiterinnen zusammensetzten
.
Neben einer Bandfärberei und Bandappretur
wurde 1913 eine Stückfärberei mit Stückappretur
eingerichtet. 25 000 kg Stückware färbte man
schon in den ersten Kriegsjahren 1914/15/16. Die
idyllische Umgebung der Fabrik wurde durch
den Bau des Basler Rheinhafens erheblich verändert
. Mit dem Aushub aus dem Basler Rheinhafen
füllte man den alten Rheinarm unterhalb
der Schweizer Grenze auf, und das malerische
Sumpfgelände um die Fabrik mit dem herrlichen
Bestand an alten Weiden ging verloren. Durch
den Bau des Kembser Kraftwerkes 1928—1933
wurde der Rhein bei der Fabrik um drei Meter
gestaut. Der Aufstieg der Kunstseide eröffnete
ganz neue wirtschaftliche Perspektiven42. Der
Umsatz in Naturseide ging andauernd zurück,
währenddem derjenige in Kunstseide sehr rasch
anstieg. Die Umstellung wurde mit viel Schwung
und Initiative in die Hand genommen. Die Firma
Schetty entwickelte neue Verfahren und praktische
maschinelle Einrichtungen. Auf dem Gebiet
der Kunstseidenveredlung konnte sie sich sehr
bald den Namen eines tüchtigen Färbers sichern.
Als Markstein «in der Geschichte der Firma ist
der Bau eines Gebäudes zu bezeichnen, das die
Abteilung Legerei, Stücke-Durchsicht und einen
Teil der Appretur aufnahm. Es wurde ein imposanter
Neubau, der zum Industriebild der Landschaft
, besonders des Basler Rheinhafens, gehört.
Zahl der Arbeiter und Angestellten:
1899:
46
1930:
665
1945:
45
1919:
298
1939:
408
1948:
156
1925:
341
1940:
12
1949:
248
1929:
635
1943:
25
1964:
300
Die wechselnden Geschicke der Färberei Schetty
lassen sich an vorstehender Übersicht der Beschäftigten
ablesen.
Am 9. Juli 1949 konnte das Werk auf sein
50jähriges Bestehen zurückblicken. Groß war die
Anteilnahme an diesem Ehrentag in der Öffentlichkeit
, ganz besonders innerhalb der Stadt Weil
am Rhein, da ja viele Familienväter ihr Brot in
dieser Fabrik verdienen.
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