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Nachdem die Industrialisierung
unserer Gemeinde
am Ende des 19. Jahrhunderts
mit den beiden
Firmen „Schusterinsel"
und „Schetty" ihren Anfang
genommen hatte, erfolgte
in den darauf folgenden
Jahrzehnten die
Niederlassung weiterer
Betriebe43.
Die Präzisionsschraubenfabrik
Fahr & Co.
wurde 1911 von Casimir
Müller, einem Schweizer,
gebaut und 1913 durch
Albert Fahr käuflich erworben
. Seit 1916 wird
der Betrieb als reines
Familienunternehmen von
Hermann Albert Fahr geleitet
. Das Werk ist für
die automatische Fertigung
von Präzisionsschrauben
, Muttern, Gewindebüchsen
und Präzisionsdrehteilen aus Eisen
, Messing und Leichtmetall eingerichtet.
Im Jahre 1911 erfolgte auch die Gründung
der Zifferblattfabrik Paul Schätzle und Sohn
in Alt-Weil nahe beim Grenzübergang nach Riehen
. Der Betrieb stellt Metallzifferblätter für
Armband- und Taschenuhren sowie Präzisions-
Skalen für technische Instrumente und Maschinen
her und beschäftigt etwa 40 Personen.
Die Seidenstoffweberei Robert Schwarzenbach
& Co. wurde im Jahre 1923 gegründet. Sie
stellt modische Damenkleiderstoffe, Futterstoffe
und technische Gewebe her. Die Belegschaft beträgt
etwas über 300 Personen.
Aus dem Elsaß stammt die Firma Amann &
Co., wo sie 1901 in St. Ludwig die Fabrikation
von Bast-, Zier- und Reklamebändern begann.
Da es nach dem ersten Weltkrieg der Firma von
St. Ludwig aus nicht mehr möglich war, die alte
Kundschaft zu beliefern, wurde im Jahre 1926
der Betrieb in Weil am Rhein errichtet. Mittels
leistungsfähiger Spezialmaschinen erreicht der
Betrieb heute mit einer kleinen Belegschaft von
20 Personen eine ansehnliche Produktion.
Weil ist sodann Sitz der Hauptverwaltung der
Lonza-Werke Elektrochemische Fabriken GmbH.
Die Hauptverwaltung betreut das Werk Waldshut
, das Carbid, Kalkstickstoff, Essigsäure, Essigsäure
-Anhydrid sowie Siliciumcarbid und Abrasit
produziert, dann den Betrieb Istein, in dem der
für das Werk Waldshut notwendige Kalk gewonnen
wird, und schließlich das Werk Weil a. Rh.
Das Werk Weil wurde im Jahre 1928 zunächst
als Versuchs- u. Entwicklungsbetrieb gebaut und
hatte die Aufgabe, Anwendungsgebiete für den
damals neu entwickelten Kunststoff Acetylcellulose
zu suchen. Nach Lösung dieser Aufgabe
wurde in dem Werk die Produktion von Folien
aus Acetylcellulose aufgenommen, die unter dem
Namen „Ultraphan" vertrieben werden. Ferner
Dreiländereck
werden die künstlichen Trinkhalme „Lonzatub"
hergestellt. Neuere Entwicklungsarbeiten führten
zur Herstellung von Polycarbonatfolien „Po-
kalon". Das Werk Weil beschäftigt etwa dreihundert
Personen44.
Nach dem zweiten Weltkrieg entstanden folgende
Firmen:
Die Vitra GmbH., die am 3. März 1950 ihren
Betrieb eröffnete. Das Unternehmen, das etwa
150 Personen beschäftigt, stellt Schaufenster-,
Ladeneinrichtungen und moderne Hausgeräte her.
Die Firma Kleiderstoff Webereien H e i n i g
GmbH, kommt aus der Ostzone. Das Stammhaus
wurde 1893 in Meerane in Sachsen gegründet.
Die Verlegung nach Weil erfolgte 1952. Der Betrieb
stellt modische Damenkleiderstoffe, hauptsächlich
in Wolle, synthetischen Fasern, Zellwolle
und Baumwolle her. Die Belegschaft zählt etwa
sechzig Personen.
Die Metallsägenfabrik „Komet" ist ein Zweigbetrieb
der weltbekannten Komet - Stahlhalterund
Werkzeugfabrik Robert Breuning GmbH,
in Besigheim in Württemberg. Der Filialbetrieb
wurde 1953 in Lörrach gegründet und siedelte
1954 nach Weil a. Rh. um. Er stellt hauptsächlich
das Maschinensägeblatt „Komet-HSS" her.
(Fortsetzung folgt.)
Quellen und Anmerkungen:
32. Generallandesarchiv Zugang 1907 Nr. 34. 33. Generallandesarchiv
Spec. Conv. 11. 34. Generallandesarchiv Spec. Conv. 7. " 35. „50 Jahre
Schusterinsel 1901 bis 1951", Festschrift 1951, Seite 6. 36. Ebenda S. 14.
37. Ebenda, S. 18. Jährlich wurden über 300 000 kg Crepe de Chine bis
zu 50% erschwert. 38. Festschrift „50 Jahre Schusterinsel", S. 46. Jährlich
wurden über 1 000 000 kg Kunstseide gefärbt. 39. Ebenda, S. 75. Durch
Landkauf hatte sich das Areal der Färberei und Appretur Schusterinsel
von 7955 m2 im Jahre der Betriebsgründung auf 27 970 m2 im Jahre des
50jährigen Bestehens vergrößert. Siehe Statistik auf S. 39. 40. Tschamber,
„Chronik der Gemeinde Weil", S. 51 f. „Die Schusterinsel war ein stark
befestigter Brückenkopf, den die Franzosen bei der Erbauung der Festung
Hüningen (1679—1683) auf der gegenüberliegenden Insel angelegt hatten.
Der Brückenkopf wurde innnerhalb 50 Jahren fünfmal zerstört und wieder
aufgebaut". Heute befindet sich auf der ursprünglichen Schusterinsel die
Färberei Schetty, die Zollstelle Weil - Friedlingen / Fähre (Ubergang nach
Frankreich), Speditionen, Lagerhallen etc.
41. Ebenda, 14, S. 14. 42. Tschamber/Keller,
„Geschichte der Stadt Weil am Rhein", S. 158 f. 43. Iselin, „Geschichte
des Dorfes Riehen", Basel 1923, S. 64. 44. Tschamber/Keller, „Geschichte
der Stadt Weil am Rhein", S. 175 f. •
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