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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1966-09/0011
den Akten des Landesmuseums in Karlsruhe gefunden
wurde.' Er war von Dr. med. Huck, Singen,
geschrieben, der aus dem „Rebstock" stammt.
Darin heißt es: „Von 1892 bis 1903 habe ich wiederholt
Funde verschiedener Zeitepochen gemacht
. Zunächst die Reihengräber. Leider fand
ich bloß Knochen, die mich als Anthropologen
interessierten. Ich sammelte sie fein säuberlich,
allein das Bezirksamt Lörrach, bzw. der Amtsvorstand
, schien dies als Gräberschändung anzusehen
. Er verfügte, daß dieselben auf dem Friedhof
wieder beigesetzt werden mußten. So geschah
es zu Beginn des 20. Jahrhunderts".

Zu diesen Gräbern am Bergrain wird wohl,
auch „das Einzelgrab am höchsten Punkt der
Talaue" gehören, das Pfr. Boekh in einem Brief
vom November 1880 dem Landesmuseum in
Karlsruhe meldete. Auf der Deckplatte und unter
dieser fanden sich die Gebeine je eines erwachsenen
Menschen.

6. Beim Bau der Brückenwaage auf dem Dorfplatz
bei der Biegung der Straße unten im Dorf
beobachtete Pfr. Schmidt um 1910 insgesamt fünf
nebeneinanderliegende Gräber mit Einfassungen
von Steinen oder Steinplatten. Dabei war das
Grab einer jüngeren Frau, die ein Kind von
9—10 Jahren auf ihrer Brust trug. Die Altersbestimmung
erfolgte durch die Zähne. Weitere
drei Gräber lagen in zwei Meter Abstand dicht
nebeneinander.

7. Im Gewann „Wolfsgrube" stieß im Januar
1937 der Landwirt Max Krebs auf dem Grundstück
Lgb. Nr. 381, im Westen hereinragend auf
Lgb. Nr. 380,1, beim Pflügen auf Steinplatten.
Über seine Beobachtungen erstattete er Meldung
(Bad. Fundber. 14, 1938, 26). Bei der Aufdeckung
durch den Verfasser zeigte sich, daß die Deckplatten
herausgerissen und zum Teil zerbrochen
worden waren. Die Seitenplatten waren ungestört
erhalten geblieben. Es handelte sich um
tertiären Sandstein, wie er in der Hügelzone des
Markgräflerlandes ansteht. (Bestimmung durch
Prof. Lais, Freiburg.) Bodenplatten waren nicht
vorhanden, die Bestattung lag unmittelbar auf
dem gewachsenen Kies. Es handelte sich um das
ausgezeichnet erhaltene Skelett einer jungen
Frau. .(Siehe das anthropologische Gutachten im
Anhang.) (Abb. 3)

Die zeitliche Ansetzung der Gräber ist klar.
Eine Abfolge von Erdbestattungen mit Beigaben
einerseits und Plattengräbern ohne Beigaben
anderseits ist in Efringen-Kirchen nicht gegeben.
Die Grabformen belegen, daß die Friedhofe im
ausgehenden 7. Jahrhundert entstanden sind. Als
die älteste Grablege mag der Friedhof bei der
alten Säge südlich des Bahnhofes gelten, da hier
in einem Grab ein Sax gefunden wurde. Mit dem
Alter der Friedhöfe sind aber auch die zugehörigen
Siedelungen der Zahl nach wie auch zeitlich
festgelegt.

Mit Wahrscheinlichkeit kann man bei jedem
alten alemannischen Dorf einen frühmittelalterlichen
Friedhof erwarten. Es gibt auch Orte, die
zwei solcher Begräbnisstätten haben, ausnahmsweise
auch noch mehr. Aus einer solchen Auf-

Abbildung 4

Stellung fällt Efringen-Kirchen mit sieben Friedhöfen
ganz heraus. Eine Häufung besteht .insbesondere
auf der Gemarkung des ehemaligen Dorfes
Kirchen mit seinen fünf Gräbergruppen.

Die Gründe hierfür liegen in der Natur der
Landschaft und in ihrer Geschichte. Die Niederterrasse
des Rheines erfährt hier eine beträchtliche
Ausweitung, sie bildet eine Bucht, die im
Norden vom Isteiner Klotz abgeschlossen wird.
Im Süden wird diese Landschaft begrenzt von
dem Unterlauf der Kander. Der Feuerbach und
der Engebach verlassen hier das Hügelland und
münden in den Rhein. Bei Kirchen war ein alter
Rheinübergang, der von der Vorgeschichte bis in
das 19. Jahrhundert bestanden hat. Geologisch
ist diese Bucht mit den Vorbergen des SchWarz-
waldes, die im Osten die Grenze bilden, Teil'einet
Flexur, die sich vom Blauen bis Basel erstreckt.
Diese Landschaft hat die Menschen zu allen Zeiten
angezogen. Die Zahl der urgeschichtlichen
Fundstellen ist verhältnismäßig groß. So ist es
kein Zufall, daß am Weg zwischen Efringen und
Kirchen Bestattungen der Glockenbecherkultur
gefunden wurden, die nicht sehr häufig sind.
(Kuhn, Bad. Fundber. III, 1936, 353.) Diese Leute
kamen von Spanien nach Mitteleuropa und haben
hier den Rhein überschritten.

Auch das Netz der römischen Siedelungen
und Funde ist dichter als anderswo am Oberrhein
. Römische Gutshöfe lagen auf dem „Kapf-
rain" bed Kirchen, auf der „Pritsche" an der
Gemarkungsgrenze Efringen-Egringen, auf dem
„Mauerfeld" bei Blansingen und bei der „Kalten
Herberge". Hier siedelten auch die Alemannen,
angezogen durch die leichten Sand- u. Lößböden.

Durch den Bau einer Abschnittsbefestigung
auf dem Bergrain bei Kirchen (Fr. Kuhn, Zur
Vorgeschichte des Dorfes Kirchen, Alemannisches
Jahrbuch 1966) versuchten die Römer nach dem
Fall des Limes den Stromübergang zu halten. An
derselben Stelle errichteten dann die Karolinger
zur Sicherung dieses Verkehrs und ihrer Herr-

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