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Anzahl van Firmen, der Städte Weil, Lörrach
und des Landes, vor dem Lörracher Notariat ins
Leben gerufen. Was man damals bei allem gewiß
vorherrschenden Optimismus bestimmt nicht zu
hoffen wagte, das war die überaus günstige Entwicklung
des Umschlagplatzes48. Im Jahre 1963
wurden 781.814 t umgeschlagen. Doch gehen wir
zuerst auf die Vorgeschichte zum Rheinhafen
Weil ein.
Im Artikel 358 des Versailler Vertrages erhielt
Frankreich das Recht, auf der ganzen Länge des
Rheins zwischen den äußersten Punkten der französischen
Grenzen zur Speisung der bereits gebauten
oder noch zu bauenden Schiffahrts- und
Bewässerungskanälen Wasser aus dem Rhein zu
entnehmen und auf dem deutschen Ufer alle für
die Ausübung dieses Rechts erforderlichen Arbeiten
auszuführen. In Verfolgung dieses Rechtes
baute Frankreich den gegenüber von Märkt abzweigenden
Rheinseitenkanal mit den Staustufen
Kembs, Ottmarsheim und Fessenheim.
Am 10. Mai 1922 wurde zwischen den Vertretern
Deutschlands, Frankreichs und der Schweiz
in Straßburg der Rheinstau und der Wehrbau
Kembs vereinbart. Bei Märkt sperrt ein riesiges
Stauwerk, das in den Jahren 1928 bis 1933 gebaut
wurde, das Rheinbett in seiner ganzen Breite
. Die Masse des Wassers wird nach der elsässi-
schen Seite hin in den hier beginnenden Kanal
gedrängt. Für den alten Stromablauf bleibt nur
eine geringe Wassermenge, die in dünnen Rinnsalen
über die Staumauer fließt. Das Rheinbett
ist beinahe wasserlos geworden. Wassertümpel
sind überall entstanden, in denen Myriaden von
Insekten brüten. Der Grundwasserspiegel hat
sich um 6—8 Meter gesenkt; ohne Feuchtigkeit
sterben die Pflanzen. Die Landschaft hat ihre
Seele verloren.
Bevor der Rhein gestaut wurde, tauchte in
Weil der Gedanke auf, am Rheinufer der Gemarkung
eine Umschlagstelle für Güter aller Art
zu errichten. Nach eingehender Prüfung der
Sachlage durch die in Frage kommenden Behörden
beschloß der Bürgerausschuß am 3. Februar
1932 mit 39 gegen 23 Stimmen bei zwei Stimmenthaltungen
den Bau einer Umschlagstelle und
bewilligte die Summe von 30 000 RM, um die vor
dem Rheinstau notwendigen Arbeiten am Ufergelände
durchzuführen. Die Gesamtanlage erforderte
neben ausgedehnten Grundstückskäufen
von Seiten der Gemeinde einen Aufwand von
500 000 RM. Die Krananlage, die Büros und Lagergebäude
wurden 1934, das Getreidesilo 1935/36
erbaut, der Gleisanschluß wurde 1938 hergestellt
und in Betrieb genommen. Als Umschlagsunternehmen
war am 25. Mai 1934 die Rheinhafengesellschaft
Weil am Rhein G.m.b.H. gegründet
worden. Das Gesellschaftskapital betrug 125 000
RM, die Stammeinlage der Stadt Weil am Rhein
43 000 RM, die der Stadt Lörrach 28 500 RM, die
übrigen Mittel wurden von der freien Wirtschaft
aufgebracht. Der Posten des Vorsitzenden des
Aufsichtsrates fiel der Stadt Weil a. Rh. zu.
Später trat eine völlige Wandlung in der
Struktur der Gesellschaft ein. In dem Bestreben,
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Sind sie nicht reizvoll, die goldgelben Blütenkissen
des „scharfen Mauerpfeffers" (Sedum acre), die jetzt die
Steingärten, die Gartenmauern und sonnigen Hänge
schmücken? Eine Planze kann sich kaum einen kargeren
Standort wählen. Bei Regen rinnt das Wasser rasch von
der Mauer ab; im Sand versickert es ebenso schnell.
Aber das kümmert den Mauerpfeffer wenig. Die kleinen
eiförmigen Blätter sind rechte Wasserspeicher. Wie ein
Schwamm saugen sie sich mit Wasser voll wenn Regen
fällt, werden prall und haben nun Vorrat in regenloser
Zeit. In gleicher Weise verhält sich der weiß blühende
Mauerpfeffer (Sedum album). Beide Pflanzen gehören
zur Familie der Dickblattgewächse.
Ein botanisch wie volkskundlich in gleicher Weise
interessantes Dickblattgewächs ist die Hauswurz (Sem-
pervium tectqrum), auch Dachwurz genannt oder Donnerkraut
. Wild wächst sie auf Felsen der Alpen und in
Südeuropa; bei uns pflanzt man sie auf Mauern und
Torpfosten. Die ungestielten Blätter sind so dicht und
regelmäßig gestellt, daß sie Rosetten bilden. Aus den
Rosetten erhebt sich je ein Langtrieb mit bräunlich
rosenroten Blüten. Dieser Blüten wegen nannten die
die Alten die Pflanze auch Jupiterbart, die Germanen
Donnerbart. Nach altem Volksglauben vermag die Pflanze
den Blitz zu bannen. Karl der Große, der vorschrieb,
welche Nutz-, Heil- und Zierpflanzen auf den kaiserlichen
Gütern gepflanzt werden sollten, ordnete an, daß
auch der Jupiterbart nicht vergessen werde. Die Hauswurz
ist wie der Mauerpfeffer gegen Hitze und alle
Unbill gefeit. Der kräuterkundige, aus Heidersbach im
Odenwald stammende Hieronymus Bock (1498—1554) versichert
in einer seiner Schriften, er habe gesehen, wie
diese Pflanze bei einem großen Hagelwetter unversehrt
geblieben sei. Die Blätter der Hauswurz werden bei
Geschwüren und gegen Warzen benützt, ebenso wie jene
der mit der Hauswurz verwandten Fetthenne. Die zerquetschten
Blätter der Fetthenne wurden schon bei den
Alten als kühlendes und heilendes Mittel bei Verwundungen
und Geschwüren verwendet; so wurde Telephos,
der Sohn des Herkules, von der Wunde, die er von dem
Speer des Achilles erhalten hatte, mit Blättern der Fetthenne
geheilt. E. B.
das Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden zu
beschränken, schaltete sich jetzt der Staat ein,
der es bis dahin weit von sich gewiesen hatte,
das Umschlagsunternehmen finanziell zu fördern.
Durch eine Stammeinlage von 51 °/o erwarb er
sich eine Majorität in der Gesellschaft und den
Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden. Die Städte
Weil und Lörrach wurden genötigt, beträchtliche
Teile ihrer Stammeinlagen an Schiffahrtsunternehmen
abzugeben, angeblich um der freien
Wirtschaft Anreiz zu geben, sich der Weiler Umschlagsanlage
In erhöhtem Maße zu bedienen. Im
autoritären Staat konnte sich die Stadt gegen
eine derartige Maßnahme nicht wehren. Mit dem
Kriegsausbruch im Jahre 1939 und die dadurch
bedingte Stillegung der Rheinschiffahrt kam auch
die Tätigkeit der Gesellschaft zum Erliegen.
Während des Krieges selbst wurde das Getreidesilo
, das Büro- und die Lagergebäude der
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