http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1966-09/0018
Gesellschaft durch Beschuß zerstört. Da nach Beendigung
des Krieges die für die oberrheinischen
Industriebetriebe notwendigen Kohlentransporte
wegen des durch den Krieg völlig zerrütteten
Eisenbahnnetzes auf große Schwierigkeiten stießen
, wies die französische Militärregierung in
Freiburg im Sommer 1947 das Wasser- und Stra-
ßenbauamt an, Pläne für den Ausbau des Hafens
aufzustellen. Die Gesellschaft erhielt das Recht,
ihre früheren Anlagen wieder herzustellen und
zu vergrößern.
Die Bedeutung des Rheins wächst von Jahr zu
Jahr noch an. In der Rangordnung der Rheinhäfen
rangiert der Rheinhafen Weil an 6. Stelle.
Neben dem größten Binnenhafen der Welt Duisburg
steht Basel mit 8.280.842 t an zweiter Stelle.
3. Straßburg 7,8 Millionen Tonnen
4. Mannheim 7,3 Millionen Tonnen
5. Kehl 1,08 Millionen Tonnen
6. Weil 781.814 Tonnen
7. Breisach 610.141 Tonnen
(Die Zahlen sind die Umschlagszahlen von 1963.)
Quellen und Anmerkungen:
45. Jahres Statistik der Stadt Weil a. Rh. 1962. 46. Tsdiaraber/Keller,
Seite 176. 47. Jahres-Statistik der Stadt Weil a. Rh. 1962. 48. Tsdiamber/
Keller, Chronik, S. 159 f.
3udjbefprectmng
Ä scheene Gruaß vum Kaiserschduahl
Jedes gedruckte alemannische Wörtchen wirkt auf
den Freund des Alemannischen wie ein Trost, daß auf
diese Weise einiges seiner uralten Muttersprache, die
heute im Schwinden begriffen ist, erhalten bleibt. Alemannische
Verse werden nur von einer Handvoll Heimattreuer
gelesen. Die Drucklegung muß daher vom
Autor stets selbst bezahlt werden. Aus diesen Gründen
ist jedes Büchlein alemannischen Schrifttums zu rechtfertigen
, auch wenn ihm — wie im vorliegenden Fall —
einige Mängel anhaften.
Wer seine Muttersprache aufschreibt und sie dazu
noch dichterisch gestaltet, sollte diese Aufgabe nicht zu
leicht nehmen. Alemannisch ist vielerorts heute das verächtlich
angesehene Stiefkind der Hochsprache. Aber
gerade weil man die alemannische Sprache als „Bauernsprache
" und als „ungebildet" abtut, muß sie der ernsthafte
Gestalter herauszuheben versuchen aus diesem sogenannten
„Volkstümlichen", dahin, wohin sie schon
Johann Peter Hebel geführt hatte: in die Sphäre der
Literatur. Und so wie jedes Handwerk der Lehre bedarf,
sollte auch der alemannische Verse-Schmied mindestens
die allerersten Grundzüge der Poetik, des Reimens und
Dichtens kennen.
Das Büchlein „Ä scheene Gruaß vum Kaiserschduahl"
von Hermann Landerer ist trotz einiger Ansätze zum
Ernsthaften, Erbaulichen und Nachdenklichen unbefriedigend
, selbst in den lustigen Stückchen, die sonst —
etwa in der Prosa — des Autors Stärke sind. Warum ist
das so?
Schon der Titel als erster Eindruck stößt ab. Außerdem
klingt er banal. Wie poetischer — wenn auch aus
Burtes Domäne stammend — wäre „Sunnig Rebland"
gewesen. Er stößt uns ab, weil, das „Ä" zu sehr an den
Ausruf „Ä" erinnert, den wir ausstoßen, wenn wir in
etwas Ekelerregendes greifen. Es besteht keine Notwendigkeit
, „ä" anstatt dem gebräuchlichen „e" für das Wort
„ein" zu schreiben, ganz gleich, ob es vom Autor offen,
oder ob es andernorts geschlossen gesprochen wird.
Warum „Schduahl"? In ganz Deutschland (mit Ausnahme
der Hamburger und Bremer Gegend) wie auch in der
Bühnensprache wird im Anlaut „st" wie „seht" gesprochen
. Das A hinterm U ist richtig, da es am Kaiserstuhl
so gesprochen wird. Daß im Alemannischen zudem das
T wie D, das P wie B gesprochen wird, weiß hier jedes
Kind. Die völlig unmögliche Schreibweise kann weder
ein Kaiserstühler noch sonst ein an der Mundart Interessierter
lesen. Warum „Rääbland", „Aarte", „Gäärte"
usw., wenn üblicherweise diese Vokale auch im Hochdeutschen
langgezogen gesprochen und ohne Dehnungslaut
geschrieben werden? Wenn man „Gäärte" schreibt,
müßte man auch „vulkaanisch", wenn „Schduahl" auch
„schboodd" (Spotburgunder) schreiben. Der Kaiserstühler
spricht zuweilen — vom nahen Französischen her beeinflußt
— die U wie Ü, — also „üralt", „Hüüs" usw., so
auch bei „Frau" und „au" (auch). Landerer schreibt
„Frai" und „ai". Dies ist verwirrend, „ai" zum Beispiel
liest man als Koselaut der Kindersprache. Es müßte
„Fräu", „äu", „täusig" heißen.
Für viele Wörter wäre eine Erläuterung nötig gewesen
, so z. B. für: Hammelschelle, Lai (läu - lau), Zosse,
Wüschel, tränst, Moorauchle, daig, zäpfle, usw. Denn
diese Wörter beweisen daß Landerer seine Sprache kennt
und über ein umfangreiches Vokabularium verfügt, was
auch die Wörtererklärung aussagt.
Es geht nicht an, daß offensichtliche Sprachfehler der
Umgangssprache mit dem Druck festgehalten werden.
Wenige Beispiele seien herausgegriffen: „Pfuhl" ist nicht
alemannisch und reimt sich zudem nicht mit „Kaiserschduahl
". „Numme" und „Näscht" wäre besseres Alemannisch
als „nur" und „Äscht". „Zobe" ist das Nachmittagsvesper
und „des Läbens Kürzi", sowie „schloof-
los" sind schriftdeutsche Ausdrücke.
Es muß dem Autor zugute gehalten werden, daß ihm
neben Unwesentlichem auch Ansätze ernsthafter Aussage
gelungen sind. Gutes gestaltet er da und dort, was er an
Eindrücken aus der Landschaft empfängt. Schade nur,
daß die gute Wirkung in diesen Fällen beim Stolpern
über viele Hinkefüße zuschanden wird. Ein Gedicht
ernsten Inhalts wirkt auf den Leser nur dann, wenn es
im Takt richtig einhergeht. Auch „Haimet-Versli" dürfen
nicht hinken, wie sie es hier auf jeder Seite tun.
Im Gedicht „Allerseeletag" gehen wir mit dem Dichter
in tiefen Gedanken (und über viele unebenen Stellen)
über den Friedhof. (Meine Großeltern in Bötzingen sagten
immer „Gottsacker".) Wie ernst, wahr und ergreifend
ist „Die erschti Maietür" (8 mal wird aus dem Takt
marschiert). Auch im Gedicht „Föhnwind" ist Schönes
gesagt (mit 7 Hinkeversen dazwischen). Liebe Kinderwelt
ist nett dargestellt im Gedicht „Dr Tanzknopf", und
für das Bild „Dr alt Bohnesack" muß man Hermann
Landerer besonders gratulieren. Gerade in einem solchen
Gedicht ist es sehr störend, daß auch hier die Verse
sechsmal aus dem Gleichgewicht geraten sind. Wie hübsch
und lieb — doch leider auch holpernd — spricht die
Magd vor dem Tanzengehen mit ihrem Küehli, das
„modern gemolken" wird.
Für den hochheiligen Vers „Der Bode dampft wie
bache Brot", der weitgreifend Natur und Mensch der
Vulkanlandschaft des Kaiserstuhls ausdrückt, möchte
man dem Autor eigentlich alle Sünden vergeben. Dieses
warme, echte Wort hätte man sich als Titel des Büchleins
gewünscht, das sicher auch seine Liebhaber finden
wird. Hubert Baum
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