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Neues Rathaus
Ohne Zusammenhang mit dem Stadtkern liegt
am Otterbach die Siedlung Vierzehn Linden.
Altes und Neues steht vielfach ohne Übergang
nebeneinander. Weil war ursprünglich ein Straßendorf
. Nur wenige Gäßlein zweigten von der
Hauptstraße ab. „Kähnelgäßlein" 1350, „Marxen-
gäßlein" 1450, .die „Ochsengasse", die „Schmiedgasse
" (1500) waren nach Bürgern oder Gewerbebetrieben
benannt. Heute führt nur noch die
Kähnelgasse ihren Namen.
Nach der Bauweise lassen sich bei den Weiler
Häusern zwei Typen unterscheiden, die einstigen
Herrensitze und die bescheidenen Wohnungen der
Bürger. Die meisten Häuser stammen in Altweil
aus dem 18. Jahrhundert, das „Gasthaus zum
Adler" geht sogar auf das Jahr 1547 zurück. Weil
behielt seinen ursprünglichen Charakter eines
Bauerndorfes bis 1915. Durch die großherzogliche
badische Eisenbahnverwaltung wurde für die
Bahnbediensteten eine Siedlung erbaut. 1922 bis
1924 baute dann die Reichsbahnverwaltung 434
Häuser mit 557 Wohnungen. 1936 wurden weitere
30 Häuser von der Zollverwaltung für die Grenzbeamten
erbaut. Eine dritte Zuwanderung erfolgte
nach dem letzten Weltkrieg durch die
Heimatvertriebenen, die heute 28 % der Bevölkerung
ausmachen. «So hat sich die Gemeinde
Weil am Rhein innerhalb eines halben Jahrhunderts
aus dem bescheidenen Rebdörflein von 2000
Seelen zur Stadt entwickelt, die heute über 18 000
Einwohner zählt. Wo einst tausende von Kirschbäumen
standen, erheben sich heute neue Siedlungen
, neue Straßenzüge entstanden, neue Gewerbebetriebe
'haben sich angesiedelt.
In diesem Zusammenhang muß man auf die
außergewöhnliche Bevölkerungszunahme (31,3 °/o)
im Räume Weil zwischen 1950 und 1959 hinweisen
, gegenüber einem Durchschnitt von 18,6 %
im Regierungsbezirk Südbaden und nur 17,6 6/o
im Durchschnitt des Landes Baden-Württemberg.
Die Stadt Weil am Rhein hat sich mit einer Zunahme
von 64,6 % am stärksten entwickelt und
ist, nach Lörrach, der stärkste Industrieort. So
ist es auch verständlich,
wenn errechnet Wierde,
daß die durchschnittliche
Bevölkerungsdichte von
rund 360 Einwohnern je
Quadratkilometer in der
Raumschaft Weil-Lörrach
weit über dem Durchschnitt
des Regierungsbezirkes
Südbaden von 159
Einwohnern und des Landes
Baden - Württemberg
von 211 Einwohnern je
Quadratkilometer liegt.
Die Stadt Weil am Rhein
hat mit 2135 Einwohnern
je Quadratkilometer die
größte Bevölkerungsdichte
. Im Vergleich dazu hat
Lörrach 1621 Einwohner je
Quadratkilometer54. Diese
Zahlen zeigen, daß man
sich in der Zukunft gemeinsam
zusammensetzen muß, um die Probleme
in der Raumplanimg zu lösen.
Studien werden von Basel und seiner Universität
aus in der „Regio Basiliensis" betrieben, die
über die Grenze hinweg plant. Der Gemeinsame
Markt wird ebenso dazu beitragen, daß wir uns
nicht mehr in einer periphären - Lage befinden
werden. Gerade ein Flächennutzungsplan muß
die Auswirkungen des Gemeinsamen Marktes berücksichtigen
und mit dazu beitragen, daß wir in
der Raumschaft Weil—Lörrach ein eigenes Gewicht
erhalten und uns zwischen den Großstädten
Basel - Freiburg - Mülhausen behaupten können.
Als ein Teil der Raumschaft Lörrach und des
Kultur- und Wirtschaftsraumes Basel hat Weil
heute beste Verkehrslage durch den Rheinhafen
Weil, die Autobahn ab Weil und den nahegelegenen
Flughafen Basel - Mülhausen (Blotzheim).
Durch Zuweisung von Gelände, das zum Teil
der Stadt gehörte oder von ihr käuflich erworben
wurde, gelang es der Stadtverwaltung in der
Nachkriegszeit, eine Anzahl von Industrie- und
Umschlagsbetriebe am Rheingelände anzusiedeln.
Weitere Möglichkeiten einer wirtschaftlichen Entfaltung
im Rheingelände eröffneten sich, als der
Staat seine Absicht kjundgab, die Autobahn von
Karlsruhe bis nach Basel weiterzuführen. Dieser
Plan ist inzwischen ausgeführt worden. Die Ha-
fraba (Autobahn Hamburg - Frankfurt - Basel) endigt
wenige hundert Meter neben dem Rheinhafengebiet
in Weil - Friedlingen.
Seit zehn Jahren bemüht sich die Stadt Weil
am Rhein am Rheinhafen stärker beteiligt zu
werden, d. h. mehr Geschäftsanteile zu erwerben,
um sich damit mehr Einfluß zu sichern. In den
letzten Monaten fanden Besprechungen auf dem
Rathaus zwischen dem Regierungspräsidenten
Dichtel und Vertretern der Verwaltung und des
Stadtrates statt, die zum Gegenstand die stärkere
Beteiligung der Stadt Weil am Rhein an der
Rheinhafengesellschaft hatten. Da das Gelände
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