http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1966-11/0007
Ein Lese stein häufen
gesprochene Schatzgräberei, wie ich vor dreißig
Jahren von Leuten bestätigt erhielt, die dabei
waren. Daß in manchen Hügeln nichts beobachtet
und diese als Lesesteinhaufen betrachtet wurden
, kann nicht überraschen. Von den Schatzgräbern
wurden nur sehr greifbare Spuren erkannt
. Bei der geringen Höhe der Hügel (0,40 bis
1 m) waren Skelette und Beigaben stark der
Witterung und dem Wurzelwerk preisgegeben,
so daß sie restlos vergangen sind. Für wilde Tiere
(Füchse, Wölfe, Bären, Wildschweine) war es
leicht, an die Bestattungen heranzukommen.
Aus neuester Zeit liegt eine Veröffentlichung
vor über die Ausgrabung von sieben Grabhügeln8
. Die Grabhügel enthielten Beigaben, die
in das zweite Viertel des 8. Jahrhunderts weisen.
Besonders ist zu vermerken, daß Skelettreste
weitgehend fehlten und daß die Bestattungen
offensichtlich gestört waren. Man muß unbedingt
an Tiere denken, da wichtige Beigaben vorhanden
waren, die von Grabräubern sicher nicht
übersehen worden wären. Sehr bezeichnend ist
auch die Lage der Gräber am Rande einer Geländeterrasse
.
Bei den genannten Ausgrabungen bei Lörrach
wurde die Frage der Zugehörigkeit zu einer Sie-
delung überhaupt nicht gestellt. Hier war guter
Rat teuer, da die Gräber weit abseits von menschlichen
Niederlassungen einsam im Walde liegen.
Am ehesten kann man sie nocl^ mit alten Wegen
in Verbindung bringen. Aus solchen Überlegungen
heraus habe ich meine Streifzüge bis in den
Breisgau ausgedehnt, denn nur durch umfassende
Uberblicke im Gelände lassen sich Zusammenhänge
klar erkennen.
Wagner führt Nr. 381 (Kirchhofen) mehrere
8 Rudolf Moosbrugger, Die frühmittelalterliche Grab-
nekropole Illnau. Festschrift Emil Vogt. Zürich 1966.
Grabhügel mit Plattengräbern an, die 1895 bzw.
1905 im Domänenwald „Finkenstahl" aufgedeckt
wurden. Sie sind auf dem Meßtischblatt Staufen
eingetragen und liegen an einem alten Weg, der
im Münstertal und im Hexental „Bettlerpfad"
genannt wird. Von diesem Weg muß schon in
alter Zeit ein Pfad über den Gebirgskamm nach
dem Münstertal geführt haben. Auf der Paßhöhe
bei Punkt 705,1 etwa 1 km östlich der Höhe
„Rödelsburg" habe ich einen Grabhügel entdeckt
von 8 Meter Durchmesser und 1 Meter Höhe.
Der Gedanke, daß Beziehungen bestehen zwischen
Gräberfunden und alten Straßenverbindungen
ist nicht ganz neu. So äußert sich P.
Revellio 9, Saumpfad über den Schwarzwald, wie
folgt:
„Bei Oberbränd, etwa 300 Meter südlich der Gemarkung
Kohlwald, wurden 1913 zwei Reihengräber mit
Spathen und Sporn, wohl dem 7. Jh. angehörend, gefunden
. Diese Gräber mitten in dem großen Waldgebiet
westlich von Bräunlingen, stundenweit entfernt von jeder
frühen Siedelung, scheinen mir undenkbar ohne
einen hier vorüberziehenden Weg..."
Hermann Stoll führt einige andere Gräberfunde
an10, die ähnlich wie die Beispiele von
Revellio weit abseits liegen und sich durch ihre
Bewaffnung als Reitergräber ausweisen. Ein Teil
der Bestattungen liegt in Grabhügeln. Er deutete
diese Beobachtungen als Hinweis für Reiterposten
, die im 7. Jahrhundert von den fränki-,
sehen Königen im besetzten Alemannenland als
Geleitschutz auf den Uberlandstraßen eingerichtet
worden seien. H. Stoll hat später 11 diese Auf-
9 Bad. Fundberichte I, 1926, 1751
10 Drei außergewöhnliche alemannische Grabfelder und
deren Deutung. Zeitschrift für württembg. Landesgeschichte
IV, 1940, Heft 2, 1—18.
11 Nachtrag zu H. Stoll, Drei außergewöhnliche alemannische
Gräberfelder. Zeitschrift für württembg. Landesgeschichte
1942, 216.
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