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fassung wesentlich eingeschränkt. Er hatte eingesehen
, daß im 7. Jh. die fränkische Königsmacht
weitgehend erlahmt und die Alemannen,
vor allem die, welche östlich des Schwarzwaldes
wohnten, praktisch unabhängig waren. — Bei
all dem gilt die Richtigkeit der Gedanken, mit
denen er seine Abhandlung vom Jahre 1940 einleitete
: „Die vorliegende Arbeit soll weniger die
Ergebnisse irgendwelcher Ausgrabungen an die
Öffentlichkeit bringen , als vielmehr Probleme aus
dem noch wenig geklärten Bereich der alamanni-
schen Frühgeschichte aufzeigen und zu weiteren
Arbeiten an deren Lösung anregen". — Seine
Gedanken passen zu seiner Persönlichkeit wie
sie vor uns steht, denen, die ihn gekannt haben.
Er wurde in Rumänien verwundet und starb in
Gefangenschaft in Sibirien. Peter Goessler hat
in seinem Nachruf12 die treffenden* Worte für
H. Stoll gefunden.
Ganz unerwartet sah ich mich in die Notwendigkeit
versetzt, die Richtigkeit meiner Auffassung
über die „Steinlesehaufen" zu erhärten und
die Probe aufs Exempel zu machen. Es begann
mit der „Entdeckung einer keltischen Viereckschanze
auf dem Rührberg bei Wyhlen" 13. Beim
Absuchen der Umgebung stieß ich auf eine
Gruppe von etwa zehn Hügeln, die auf der Terrasse
liegen, die den „Leuengraben" bildet. Die
Hügel liegen in einer Reihe von etwa 150 Meter
Länge, ihr Abstand vom Grabenrand beträgt
etwa 20 Meter. Der Durchmesser der Hügel ist
4—6 Meter, die Höhe 60 cm. Zwei der Hügel
weisen in ihrer Mitte eine kraterförmige Vertiefung
auf, die auf Grabraub in alter Zeit hindeutet
.
Die erste Frage war, ob eine Beziehung zur
Viereckschanze gegeben ist; dafür boten sich
keine Hinweise. Dann war zu überlegen, ob es
Gräber sind, die zur Weilersiedelung auf dem
Rührberg gehören. Dies ist undenkbar, da die
Entfernung mehr als 1 km beträgt. Herunter in
das Dorf sind es mehr als 2 km, zudem sind von
Wyhlen schon zwei Alemannenfriedhöfe bekannt.
Wertvolle Hilfe in unseren Fragen gibt uns
Erhard Richter14, Die Flurnamen von Wyhlen
und Grenzach in ihrer sprachlichen, siedelungs-
geschichtlichen und volkskundlichen Bedeutung.
Nach seinen Angaben wird „das guot... uf dem
Ruerberge" im Jahr 1294 erstmals erwähnt. Nach
dem Flurnamen ist der Rührberg eine Rodungsinsel
. „Da das Rührberger Feld nahezu auf allen
Seiten von Wald umgeben ist, steht dieser Deutung
vom topographischen Standpunkt aus nichts
entgegen". (Richter, Seite 146.) Die Rodung wird
erfolgt sein in der 2. Landesausbauzeit, also im
10. und 11. Jahrhundert. Begangen worden ist
die Hochfläche schon früher. Der Feldweg, der
in fast schnurgerader Richtung von Wyhlen auf
den Rührberg führt, ist die älteste Verbindung.
Für sein Alter spricht, daß er an mehreren Stellen
einen Hohlweg bildet. Unmittelbar oberhalb
des Dorfes sind es die typischen Lößhohlen, weiter
oben im Wald ist er in die anstehenden
Schichten des Muschelkalkes eingegraben. In das
Bild der alten Straße gehört auch die Grabhügelreihe
über dem Leuengraben, die nur etwa 200
Meter von dem Weg entfernt ist.
Ein weiteres Beispiel dieser Art bietet sich
uns bei Lörrach-Stetten. In den Weg, der über
den Maienbühl nach Inzlingen führt, mündet
unmittelbar vor der Landesgrenze beim Zollposten
von links her ein Hohlweg ein. An diesem
habe ich im Jahre 1938 eine Reihe von fünf
„Lesesteinhaufen" gefunden und nach Freiburg
gemeldet. Diese liegen noch auf deutschem Boden
. Dazu kommt noch ein weiterer Gesichtspunkt
. Der Hohlweg führt hinauf zum höchsten
Punkt des Maienbühl, Höhe 479,0. Hier fand ich
auf dem Gemarkungsplan von Riehen den Eintrag
12 Bad. Fdber. 17, 1941—1947, 40/42.
13 Fr. Kuhn, Die Markgrafschaft Nr. 6, 1965, Müllheim
(Baden), 5—10.
14 Forschungen z. oberrheinischen Landesgeschichte, XI,
Freiburg i. Br. 1962, 145.
Aufnahme bei Rudishalden auf dem
Rührberg, Gemeinde Inzlingen
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