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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1966-11/0010
Flanken dieser Halde führen zwei Wege auf die
Höhe, beide beginnen an der alten Kapelle. Es
ist einmal der „Steinenweg", der schon durch
seinen Namen ausweist, daß er etwas besonderes
war. Unten am Waldrand liegt der Alemannenfriedhof
von Inzlingen, der bei Wagner I erwähnt
ist. Wo der „Steinenweg" die Höhe erreicht hat
und aus dem Wald heraustritt, liegen zu seinen
beiden Seiten etwa je 150 Meter vom Weg und
vom Waldrand entfernt zwei schöne Grabhügelgruppen
.

Der andere Weg, der von der Kapelle auf
die Höhe zieht, führt in das Gewann „Breite"
und zum „Berg", über den wir schon ausführlich
gesprochen haben. Rechts vom Weg liegt auf der
Höhe im Wald die gleiche Hügelgruppe, wie wir
sie vom Steinenweg erwähnt haben. Auf einem
Hügel liegt ein ortsfremder Quarzit von mehr
als Faustgröße.

Die Aufstellung der alemannischen Grabhügel-
nekropolen in der nächsten Umgebung von Lörrach
sei damit abgeschlossen; ausdrücklich sei
gesagt, daß sie durchaus nicht erschöpfend ist.
Insbesondere wurden die Einzelgräber, die einsam
im Wald oder auf Bergeshöhen liegen, nicht
erwähnt. Es darf aber nicht der Eindruck hervorgerufen
werden, als ob sozusagen an allen
Wegen und auf allen Höhen solche Grablegen zu
finden seien. Als negatives Beispiel sei hier auf
den „Buttenberg" hingewiesen. Diese ausgedehnte
Oberfläche wurde wiederholt gründlich
abgegangen, Lesehaufen wurden nicht gefunden.
Das wundert nicht, denn eine alte Wegverbindung
über Land geht hier nicht durch.

Es bleibt noch übrig zu sagen, welche Leute
in den Nekropolen bestattet wurden. Es waren
nicht die Toten der eingesessenen Bauernbevölkerung
. Diese wurden auf ihren Sippenfriedhöfen
bestattet, auf welchen aber für fremde
Leute kein Platz war. Der Flurname „Bettlerpfad
" bei Kirchhofen wird der Sache am nächsten
kommen. Hier auf solchen Wegen und Pfaden
abseits der Siedlungen sind die landfahrenden
Leute gezogen. Man kann Teils Monolog von
der hohlen Gasse anführen:

„Hier ist keine Heimat.

Jeder treibt sich an dem andern rasch und fremd vorüber

und fraget nicht nach seinem Schmerz.

Hier geht der sorgenvolle Kaufmann

und der leicht geschürzte Pilger,

der andächfge Mönch, der düstre Räuber und der

heitre Spielmann,

der Säumer mit dem schwer beladnen Ross,
der ferne herkommt von der Menschen Länder,
denn jede Straße führt ans End der Welt.
Sie alle ziehn des Weges fort an ihr Geschäft . . .

Hier auf diesen vergessenen Pfaden sind solche
Leute zu Tode gekommen aus irgend einem
Grunde: Erschöpfung, Krankheit, Krieg, Uberfall
, und hier sind sie abseits der Straße bestattet
worden.

Dr. Karl Mötsch, Freiburg:

Jöiz „(Ma Dflfmarie" im Wöt)lmtale

Die Gegend um den Schönberg, das Hexental
und das Möhlintal gehören zu den ältesten Sie-
delungsgebieten des Breisgaus; eine Kulturstätte
der Mittelsteinzeit am Ausgange des Möhlintales
gegen Bollschweil ist nachgewiesen und beschrieben
. Der Flußname Möhlin dürfte eine verstümmelte
keltische, vielleicht sogar schon vorkeltische
Bezeichnung sein, deren Stamm etwa
fließen, eilen bedeutet. Sicher haben schon die
Steinzeitleute das kleine Tal in den Schwarzwald
hinein als Jagdrevier gekannt und ihm und seinem
Flusse zum Unterschied von andern einen
Namen gegeben. Ob die von den anrückenden
Alemannen vertriebenen Keltenbauern in das
enge Tal hinein flüchteten, kann wohl angenommen
werden, zumal da schon im 9. Jahrhundert
von einem Wege und von neu- und altgerodeten
Feldern die Rede ist. Das Möhlintal war eigenartigerweise
weit mehr besiedelt als benachbarte
Täler, es sei außer der cella nur an die Bergwerke
erinnert und an die damit zusammenhängende
Burg Birchiberg und an den in der
Möhlin von der Unternehmerfirma Litschgi in
Krozingen geschaffenen Holzfloßgraben. Gegen
Ende des 11. Jahrhunderts taucht als Bezeichnung
des Möhlintales der Name „Cella Vilimaris"
(Vilmaris, Willmaris, Willimar u. a.) auf und zwar
in dem Augenblick, als der hl. Ulrich sein neugegründetes
Kloster in Grüningen nach dem

stillen Möhlintale verlegen will. Es handle sich
um einen St. Gallischen Besitz, wurde angenommen
, wie ja das Kloster St. Gallen ringsum in
den Ortschaften zahlreiche Güter und Liegenschaften
besitzt. „Cella" bezeichnet jedoch eine
kleine klösterliche Siedelung, die nur in Verbindung
mit einem eigentlichen Kloster, also mit
St. Gallen, bestehen kann; eine entsprechende
Urkunde fehlt jedoch. Da bis jetzt noch niemand
auf den Namen „Cella Vilimaris" einging, bleibt
die Frage zu beantworten: woher kommt diese
Bezeichnimg und wer war dieser Vilmaris—Will-
mar. Die Spuren, denen wir nachgehen, führen in
die Frühzeit des Christentums am Bodensee und
in der Ostschweiz.

Als Columban und Gallus mit ihren zehn Begleitern
ums Jahr 590 aus dem Kloster Bangor
in Nordirland das Festland betraten, herrschten
weithin noch sehr unklare kirchliche wie allgemein
religiöse Zustände. Columban zog mit ihnen
durch Gallien, gründete in den Vogesen mehrere
Klöster, hielt eine Synode ab, kam nach Metz
und Mainz und von da den Oberrhein hinauf
nach der Nordschweiz und nach Rätien. Am Nordende
des Züricher Sees erreichte er die Siedlung
Tuggen, wo er eine kleine christliche Gemeinde
vorfand. Der größte Teil der Bevölkerung war
jedoch noch heidnisch. In ihrem Übereifer gingen
sie zu weit, und die wütende Bevölkerung ver-

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