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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1966-12/0008
er mit Recht darüber, man sei morgens gleich
vom Gasthaus aus zur Jagd nach Schopfheim
aufgebrochen.

Der Novemberregen hatte aufgehört, statt
dessen wirbelte nunmehr der Schnee vom Feldberg
und vom Belchen herüber. Im Wechsel taute
dazwischen der Föhn die gefrorenen Fenster des
Maschinenhauses auf. Das Wetter war günstig,
dann machte sich Max Eyth, so weit ihn die
Kesselbeobachtung losließ, zu Wanderungen im
Wiesental bergwärts auf, was ihn zum Bekenntnis
führte, es sei bei jeder Witterung eine
äußerst reizvolle Gegend. So gelangte er auch
nach Hausen und besuchte dort nicht nur das
Hüttenwerk, sondern auch das Haus, in dem
Johann Peter Hebel Kindheit und Jugend verbrachte
.

*

Als Max Eyth davon überzeugt war, die
Dampfkessel hätten es für immer aufgegeben,
böse Streiche zu machen, setzte er den Tag seiner
Abreise fest. Nicht leicht und unbemerkt
sollte er davonkommen.

Großes Abschiedsforellenessen beim Hauptmann
. Alles war erschienen, was Max Eyth an
Freunden erworben hatte. Da trat ein Augenblick
ein, in dem er wie versteinert auf seinem
Stuhle saß. Der Hauptmann hatte sich erhoben
und trug ein Gedicht vor. Dieses begann mit den
Worten: „Fort von Steinen, fort von Steinen".

Der Gefeierte glaubte nicht recht zu hören.
Das war ja doch, das war ja doch derselbe Anfang
wie der seiner Leidklage aus der ersten
Woche im vergangenen Oktober! Jetzt allerdings
hieß es in der Fortsetzung anders:

Fort von Steinen, fort von Steinen
treibt es leider jetzt den Einen,
den so gern wir hielten fest;
doch er hört nicht unsre Bitten,
meint, er hob* genug gelitten
in dem gottverlass'nen Nest.

Es ging durch acht Strophen bis zum Schluß:

Nichts vermag ihn mehr zu fesseln.
Hoffen wir denn, daß den Kesseln
bald ein Unfall widerfährt!
Wollen sie von selbst nicht rinnen,
muß man Löcher bohren drinnen,
daß der Freund bald wiederkehrt.

Immer wird er uns umschweben.
Stoßt denn an und laßt ihn leben,
unsern lieben Kesselschmied,
Dichter, Sänger, Musikanten,
Maler, Rätselfabrikanten,
vivat Ob er Stalaktit!

Auf geheimnisvolle Weise war jenes frühe
Klagelied von Stuttgart zurück nach Steinen gelangt
, um dort bei passender Gelegenheit beantwortet
zu werden. Diese Gelegenheit fand sich
jetzt. —

In Stuttgart schrieb Eyth nach der Heimkehr:
„Mein Wiedereingewöhnen ging nicht ab ohne
ein paar Augenblicke — fast muß ich sagen —
des Heimwehs nach dem lieben fröhlichen Steinen
, dem ich so viel Dank schuldig bin und
wohl immer schuldig bleiben werde."

*

Max Eyth — geboren 1836, gestorben 1906 —
ist keineswegs vergessen. Seine Bücher sind bis
heute immer wieder aufgelegt worden; man
kann sie in jeder Buchhandlung bestellen. Die
„Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft" blüht nach
wie vor.

Otto Ernst Sutter, Gengenbach:

(Späte 3necFmnung

Wessenbergs Konstanzer Liturgiereform

Der dieser Tage erschienene 85. Band des
„Freiburger Diözesan-Archivs", der geschätzten
Zeitschrift des Kirchengeschichtlichen Vereins in
Freiburg, veröffentlicht eine umfassende Würdigung
der zu seiner Zeit vielfach abgelehnten,
teilweise' scharf bekämpften Bemühungen des
Konstanzer Bistumsverwesers, Ignaz Heinrich
Freiherrn von Wassenberg (1774—1860) um eine,
vor allem deutschem Empfinden entsprechende
Liturgiereform. In weitausholender Darstellung
unterrichtet Erwin Keller über Wessenbergs
Pläne einer grundlegenden Erneuerung der Seelsorge
, über des Bistumsverwesers liturgische Anschauungen
, über seine Sorge um den deutschen
Kirchengesang, um das Problem der Muttersprache
in der Liturgie, über seine Bemühungen um
bessere Nachmittagsandachten und die Deutsche
Vesper u. ä. In einem zweiten Teil des über 525
Seiten umfassenden Bandes folgen die tatsächlichen
Verordnungen Wessenbergs zur Liturgiereform
.

In einer Schlußbetrachtung kommt Erwin
Keller zu dem Schluß, daß die Liturgie-Konstitution
des Zweiten Vatikanischen Konzils der

Wessenbergischen Liturgiereform in zahlreichen
Punkten höchste kirchenamtliche Bestätigung
und Anerkennung gebracht habe. Mit ihren
Reformideen und praktischen Reformmaßnahmen
hätten sich Wessenberg und seine Mitarbeiter
durchaus auf dem richtigen Weg befunden.
Gewiß hätten sie nicht entfernt die tiefe „theologische
Erkenntnis vom Wesen der heiligen
Liturgie, wie sie in der herrlichen Konzilskonstitution
in meisterlicher Prägnanz niedergelegt
ist", besessen. Umso mehr verdient die Leistung
Wessenbergs jene Anerkennung und gerechte
Würdigung, die ihr bisher versagt geblieben sei.
Wörtlich schreibt Erwin Keller: „Ausgehend von
der grundlegenden Wiederentdeckung der Liturgie
als einer das ganze Volk Gottes angehenden
Angelegenheit ließen Wessenberg und sein Kreis
in bewundernswürdigem, hochgemuten, pastora-
len Ethos nicht davon ab, die als richtig und
notwendig erkannten und erprobten Reformmaßnahmen
in dem ihnen möglichen Umfang
und Rahmen praktisch durchzuführen. Daß in
ihrem liturgischen Reformwerk ein Rest bleibt,
der der Kritik nicht standhält, ist jeweils (in der

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