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und -heim-Orte, bis auf Sinzheim als einziges
Beispiel, vollkommen. Wir sind hier im Bereich
des alten Kinzig -Murg- Flusses. Seine Verlan-
dung war wegen des flachen Grundwassers mit
Wald bestockt, und eine Besiedelung war sehr
erschwert. Erst in den vergangenen Jahrzehnten
wurden die Stauungen des auftretenden Grundwassers
beseitigt und auf den trockengelegten
Flächen eine größere Anzahl von Bauernhöfen
angesetzt. Die Orte am Gebirgsfuß wurden erst
in der Ausbauzeit des 8./9. Jahrhunderts gegründet
. Der Durchgangsverkehr von Norden nacti
Süden vollzog sich weit überwiegend im Elsaß,
rechts des Rheines im Zug der heutigen Bundesstraße
B 36, Kehl—Rastatt.
Die Angaben über das Elsaß wurden entnommen den
Werken:
1. Das Reichsland Elsaß-Lothringen, Straßburg 1901.
2. Medard Barth, Archiv de VEglise d'Alsace. Handbuch
der elsäss. Kirchen im Mittelalter. Straßburg 1960163.
Dr. Ernst Scheffelt:
Scütjgefdji'djte von Mellingen unb einiget: TTadjbaeorte
Unsere oberrheinische Heimat ist von} dritten
nachchristlichen Jahrhundert ab von Alemannen
besiedelt worden, von Angehörigen eines kriegerischen
Volkes, das die Römer aus Württemberg
und Baden und schließlich auch aus dem Elsaß
und aus der Schweiz vertrieb. Aus jener kampferfüllten
Zeit mag das Skelettgrab- herrühren,
das bei der sog. Römerstraße über Bellingen vor
Jahren gefunden wurde. Um das Grab eines Alemannen
hat es sich wohl sicher gehandelt, denn
das Gesicht des Toten blickte nach Osten. Die
Alemannen haben ihre Toten immer so bestattet,
daß der Kopf im Westen lag, der Tote also
bei seiner Auferstehung zur aufgehenden Sonne
schaut.
Fast immer hat man in vorchristlicher Zeit
dem Toten Schmuck, Waffen und Gefäße mit
Speise und Trank mitgegeben. Oft hat man ihn
in eine Steinkiste gelegt oder doch das Grab mit
Steinplatten umgrenzt. Solche Plattengräber fanden
sich in Blansingen, bei Tannenkirch, Müllheim
, Haltingen, Dattingen und anderen Orten
des Markgräflerlandes. Orte mit alemannischen
Friedhöfen sind die ältesten Siedlungen unseres
Landes und liegen auf den fruchtbarsten Böden,
denn die siegreichen Zuwanderer haben sich
natürlich das beste Land herausgesucht.
Die Alemannen waren keineswegs die ersten
Bewohner Südwestdeutschlands. Wir können
anhand von Bodenfunden feststellen, daß eine
Anzahl von Ortschaften seit Urzeiten am gleichen
Platz stehen, daß also die Menschen der
Stein-, Bronze-, Eisen-, Römer- und Alemannenzeit
den gleichen Boden beackerten, aus der gleichen
Quelle schöpften wie wir.
Die Steinzeit, also die unendlich lange Zeitenfolge
, in der der Mensch ohne Metalle, aber nicht
ohne Kultur lebte, hatte ums Jahr 2000 v. Chr.
ihr Ende. Sie hinterließ uns bei Bellingen zwei
Steinbeile. Auch aus Blansingen, Istein und Holzen
kennen wir Steingerät. Weniger gut erhalten
pflegt die steinzeitliche Töpferware zu sein, doch
müssen wir staunen über die eleganten Formen
der schön verzierten Töpfe, Schüsseln und Becher
, die aus so ferner Zeit in unseren Museen
aufbewahrt sind.
Als erstes Metall kam das Kupfer zu uns, das
bald mit Zinn zu Bronze verarbeitet wurde. Die
Bronzezeit bringt gewaltige Kulturfortschritte,
aber es erhalten sich auch viele steinzeitliche
Formen, so daß man einen völligen Wechsel
der Bevölkerung nicht anzunehmen braucht. In
Istein, Efringen, Kirchen und Liel wurden wichtige
bronzezeitliche Funde gemacht; ihr Abschnitt
, den wir „Urnenfelderzeit" nennen (etwa
1200 bis 800 v. Chr.), hinterließ große Urnen bei
Haltingen, Rheinweiler und Binzen, in denen die
Asche verbrannter Leichen enthalten war.
Nun lernte der Mensch auch das Eisen kennen
und vielseitig verwerten, durch Handelsbeziehungen
mit dem, Süden erwirbt er Gold, der Norden
liefert Bernstein. Die erste Abteilung der Eisenzeit
heißt nach einem österreichischen Hauptfundort
„Hallstattzeit"; die Menschen sind prunkliebend
, sie begraben ihre Häuptlinge mit vielen
Beigaben in Hügeln. Die Kaiserstuhlgegend und
der nördliche Breisgau bescherten uns >wertvolle
Bodenfunde aus dieser Epoche; vom Markgräfler-
land sei eine Urne aus Wintersweiler erwähnt
und Bestattungen in Efringen.
Es folgt ein Zeitabschnitt, der unsere Vergangenheit
schon mit der geschriebenen Weltgeschichte
verbindet: die Keltenzeit. Nach einem
berühmten Fundort in der französischen Schweiz
nennt man diese Periode auch La - Tene - Zeit.
Griechische Schriftsteller berichten lange vor
Christi Geburt vom Volk der Kelten, das am
Oberrhein seine Wohnsitze hatte und sich bald
über ganz Frankreich und die Schweiz ausbreitete
. Es waren fleißige, geistig bewegliche, erfindungsreiche
Menschen, die überall in Süddeutschland
Spuren hinterlassen haben: in Badenweiler
, Müllheim, Kandern, Basel. Die Ringwälle
am Hochblauen sind ebenfalls keltischen Ursprungs
, sie waren Stützpunkte in den Kämpfen
gegen die im letzten vorchristlichen Jahrhundert
von Norden anrückenden Germanen. Diese, auch
Sueben benannt, wurden im Jahr 54 v. Chr. von
den Römern bei Mülhausen i. E. geschlagen und
räumten unser Land wieder. Die Römer kamen
aufs rechte Rheinufer herüber, ließen sich in
Riegel und Baden-Baden nieder, bauten etwa
ums Jahr 78 n. Chr. die herrliche Badeanlage in
Badenweiler, legten Straßen an und förderten
die Landwirtschaft von ihrei^ Gutshöfen aus.
Solche standen bei Schliengen, Auggen, Liel,
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