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am 10. Dezember 1409. 40a Berittene uUdlOOO
Fußknechte Waren es, die außer Badenweiljer
auch Oberweiler, Niederweiler und Ober- lind
Niedermüllheim brandschatzten. Da mußte Hod
seinen Badebetrieb schließen und soll das erste
Badwirtshaus (Badhaus) erbaut haben, das später
„Sonne" hieß.
Erst 365 Jahre später wurde die römische
Badeanlage entdeckt und ausgegraben,
Anmerkung:
Die Tochter des Staatsrates C. L. Wielandt, Luise
Auguste, heiratete 1808 den Kaufmann Karl Emanuel
Meier, Sohn des Staatsrates Emanuel Meier, damals
Staatsrat und Direktor des Ministeriums der Auswärtigen
Angelegenheiten. In der Markgrafschaft Heft 1, 1961,
haben wir über diesen berühmten Müllheimer berichtet.
Quellen: Deutsches Geschlechterbuch, Band 120 (Dritter
badischer Band) 1955.
Seith K.: Die Herrschaft Badenweiler. Markgräfler Jahrbuch
, Band 3, 1954.
2!5udjbe|pi:edjung
Die Landschaft am Isteiner Klotz
Im Jahr 1894 begann der Verfasser dieser Zeilen, damals
knapp zehn Sommer alt, das Freiburger Bertholds-
Gymnasium zu besuchen, da es im Heimatstädtchen auf
dem Schwarzwald droben zu jener Zeit nur eine Volksschule
gab. Den ersten, herbstlichen Ausflug unternahm
der alemannische Großvater mit dem Enkel zum Isteiner
Klotz, den der Ahn, wie er voller Stolz sagte, als „Weltwunder
" pries. Besonders hob der Erzählfrohe hervor,
der Dichter Joseph Viktor von Scheffel, der den „großartigen
Trompeter von Säckingen" — der nun selbst altgewordene
Enkel läßt dieses Urteil durchaus noch einigermaßen
gelten — gedichtet habe, hätte in einem anderen
Werk, das für den Sextaner noch zu hoch sei
— gemeint war die empfindungsvolle Novelle „Hugi-
deo" — den Isteiner Klotz, den „diensttuenden Kammerherrn
des Schwarzwalds am Rhein" gemeint. Er sei
ein ganz und gar nicht alltäglicher Kammerherr unseres
Gebirges... -
Zweiundsiebzig Jahre sind seit diesem Gespräch verflossen
. Dem Berichtenden ist zu Mute, als sei er gestern
an der Hand des unvergeßlichen Großvaters hinaufgestiegen
zum „Chänzele" und zur „Veitskapelle", die inzwischen
dem Irrsinn der Irdischen, Krieg genannt, zum
Opfer gefallen sind. Droben fragte der angehende Gymnasiast
, ob es noch eine schönere Landschaft gebe als
die, über, die wir hinwegschauten. Er erinnert sich nicht
mehr* was der Ahn geantwortet hat — aber er selbst
hat kaum je später ein Stück Welt erlebt wie die Sicht
vom' „Chänzeli".
Zu den erschütterndsten, von Menschenunverstand
heraufbeschworenen und verschuldeten Landschaftstragödien
des gequälten Erdteils Europa zählt die Zerstörung
der Isteiner Landschaft. Ihre Schönheit nannte der
große Humanist und baslerische Samstagsbummler im
Badischen, Jacob Burckhardt, in einem Brief an den
ehemaligen Lörracher Landrat, späteren Staatsrat Friedrich
von Preen, den er beim Marcus Pflüger im unvergeßlichen
„Hirschen", diesem echten Denkmal alemannischer
Gastlichkeit, gleichfalls den robusten Ellenbogen
der neuen Zeit hingeopfert, kennen gelernt hatte, einmal
sein kleines Italien. Soviel dieser unvergleichliche Fleck
oberrheinischer Erde an Ursprünglichkeit und Reizen
eingebüßt hat, weil die Ehrfurcht vor ihm brüchig, gewissenlos
geworden war, ein Rest von letztem Zauber ist
ihm geblieben. Diesem Rest ist unter der Führung Fritz
Schülins und des inzwischen, unfaßlicherweise, dahingeschwundenen
Hermann Schäfer, vom. schätzenswerten
Isteiner Bürgermeister, Pius Schwanz, betreut, eine sachkundige
Bestandsaufnahme gewidmet worden. An sie
reiht sich ein zweiter Band in großem, stattlichem Format
, der soeben im Verlag Rombach in Freiburg erschienen
ist: „Der Isteiner Klotz, zur Naturgeschichte einer
Landschaft am Oberrhein" mit*fast 450 Seiten und ungezählten
ausgezeichneten Bildern.; (Preis 52fc— DM in
Leinen.)
Um es vor allem anderen zu sagen: Es geht üm ein
in jedem Betracht beglückendes Werk, schon drucktech^
nisch eine Kostbarkeit, mit Beiträgen von Lothar Forcart/
Erwin und Maria Litzelmann, Hans von Rudioff, dem
heimgegangenen Hermann Schäfer und Dtto Wittmann,
in dessen Händen nach Hermann Schäfers Tod die Herausgabe
lag, Arbeiten, die keinen Wunsch an Itihalt und
Bildzurüstung offen lassen. Daß führende Großunterrj
nehmen in der Dreiländerecke neben dem Lande Baden-
Württemberg, dem Landkreis Lörrach und der treuge*-
sinnten Gemeinde Istein* durch Spenden , diese Monographie
von selten hohem Rang ermöglicht haben, verzeichnet
der alemannische Rezensent mit besonders freudiger
Genugtuung!
Kein Geringerer als der berümte Ordinarius für Zoologie
der Universität Basel, Professor Dr. Adolf Portr
mann, dem viele naturwissenschaftliche und zugleich'
humanistisch bedeutungsvolle Schriften zu danken sind,
hat dieser wundervollen einzigartigen Schöpfung ein
Vorwort gewidmet. Der Forscher und Gelehrte erinnert
an die durch Fortschritt und Technik bedingte tragische
Verwandlung der Lebensräume in der mitteleuropäischen
Umwelt, die diese immer mehr zur durchgeformten Kulturlandschaft
werden läßt. Angesichts, dieser Umstände
sei es, so betont Adolf Portmann, allerhöchste Zeit; sich
auf die Erhaltung der wenigen Lebensräume zu besin-,
nen, die noch einiges der ursprünglichen Zusammenhänge
an Boden, Klima, Pflanzeriwuchs und TierleberT
in unseren Tagen bewahren. Es gelte heute bereits über-5
all, sie in letzter Stunde zu retten. Wörtlich fahrt Adolf
Portmann dann fort: „Aber wir vermögen das nur, wenn
wir zuvor das zu Bewahrende liebend erkannt haben,
wenn ein lebendiges Wissen um die Eigenarten der hei-r
mischen Lebensräume durch starke innere Bindungenv
unseres Verstehens mit dem Erleben von Herz und Gemüt
vertieft ist. Beides gilt es zu pflegen, beides in vielen
Menschen für die kommende Zeit zu wecken und zu
bewahren. Ein Schritt auf diesem Wege ist getan worden
durch das Buch, das diese Zeilen einleiten. Es ist bedeutsames
Ereignis in unserer engeren Heimat, ob wir nun
im Markgräflerland, im oberen Elsaß oder in Basel daheim
sind". Man kann sich keine beherzigenswertere
Empfehlung dieses Buches denken, als sie in diesen
Sätzen des großen Naturforschers und Naturfreundes
— sie lesen sich wie ein Bekenntnis — ausgesprochen
werden.
Selbst nur in skizzenhaften Andeutungen den Inhalt
des Bandes umreißen zu wollen, wäre ein müßiges Be-
ginnnen. Dieser ,Uberblick begnügt sich damit, zu erwähnen
, daß der Lörracher Oberstudienrat Dr. Otto Wittmann
erschöpfende Beiträge der einschlägigen Geologie,
Morphologie und Hydrologie beigesteuert hat, daß Regier,,
rungsrat Dr. Hans von Rudioff über die klimatischen,
Verhältnisse am Isteiner Klotz berichtet, daß Erwin und
Maria Litzelmann unter Einbeziehung der Arbeiten des
verstorbenen Hermann Schäfer den weitgespannten Bereich
der Pflanzen- und Tierwelt dem Leser erschließen,
und daß der Vorsteher der Zoologischen Abteilung des
Naturhistorischen Museums Basel, Dr. Lothar Forkart,
eine Ubersicht über die Schneckenfauna des Isteiner
Klotzes im Wandel der Zeiten darbietet. Der Überfülleherrlicher
botanischer und faunistischer Aufnahmen von
Erwin und Maria Litzelmann gilt eine besonders lobende
Anerkennung. Der Band insgesamt ist eine Leistung, die
man beherzt der Schatzkammer des oberrheinischen, ja,,
des deutschen naturwissenschaftlichen Schrifttums zugesellen
kann. O. E. S. -
Reife Gabe
Unter den letzten Schöpfungen Hermann Burtes, der,
einundachtzigjährig, i960 dahingegangen ist, nehmen die
unter dem Titel „Adler und Rose" erschienenen Ubersetzungen
französischer Gedichte einen besonderen Rang"
ein. Tun sie doch, man könnte sagen, beglückend dar,
zu welcher Reife des Dichters sprachliches Gestaltungsvermögen
gediehen war.
Hermann Burte hat sich mit dem Schreiber dieser Zeilen
öfter einmal über die Einfühlungsgabe unterhalten,
deren es bedarf, um fremdsprachliche Poesie ins Deutsche
so zu übertragen, daß vom Reiz des Originals nichts verloren
geht. Der Dichter kommt auch im Vorwort des*
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