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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1967-02/0015
stört hatten, 1785 galten die lothringischen Gruben
als erschöpft.

Auch im 19. Jahrhundert verliefen neue Bemühungen
erfolglos; zuletzt wurde dje „Gewerkschaft
des Markircher Berg- und Hüttenvereins
gegründet (1897), aber die Erwartungen wurden
schwer enttäuscht, und 1906 jede Arbeit eingestellt
. Die Erfolge entsprachen keineswegs dem
investierten Kapital. Die Markircher Bergwerke
gehörten der Vergangenheit an ...

Vom Brauchtum und der Arbeit

der Bergleute

Das tägliche Leben des Bergarbeiters, dessen
Brauchtum, dessen Arbeit tragen ein besonders
ernstes, religiöses, tiefgläubiges Gepräge. Das
bringt der gefährliche Beruf mit sich, die ständige
Lebensgefahr, und diese finden ihren Niederschlag
nicht zuletzt in der Benennung der
'Gruben nach einem Heiligen oder nach Gott
selbst. Im Markirchertal finden wir Gruben
benannt nach St. Wilhelm, dem' Gründer von
Eckerich, nach der hl. Barbara, der Patronin der
Bergleute, oder nach Daniel (Anspielung auf die
Löwengrube), nach St. Katharina, St. Lucia, der
Lichtheiligen, nach St. Peter und St. Philipp,
St. Anna und St. Nikolaus (Patron Lothringens),
St. Michael und St. Leonhard, St. Johann und
St. Martin, St. Georg und St. Dorothea. Andere
Gruben hießen „Gott hilft gewiß", „Heilig Blut",
„Traugott", „Gabe Gottes", „Engelburg". Natürlich
gab es auch profane Benennungen, wie
Kupfer-, Bleigrube, Zum Haus Sachsen, Tanzplatz,
Grüntann, Giftgrube, Fundgrube, Glückauf! Letzterer
Ausdruck war ja der gebräuchlichste Gruß
der Bergleute.

Die Bergleute galten als privilegierte Berufsklasse
, und von allen Zünften war jene der Bergleute
die geachtetste, weil diese die verborgenen
Bergschätze, das Edelmetall, suchten. Deshalb
auch die Vorrechte der Bergleute, deren administrative
und rechtliche Autonomie, Privilegien,
wie das Fischereirecht, Freiheiten wie sie sonst
kein anderer Beruf besaß. Die Bergleute auf der
elsässischen Talseite von Markirch waren einer
1517 gutgeheißenen kaiserlichen Polizeiordnung
unterworfen; ihr Statut umfaßte 93 Artikel. Verwaltung
und Gericht oblagen dem Bergwerksrichter
. Die Bergleute arbeiteten 8 Stunden. VerOtto
Ernst Sutten

Am 4. November 1883 schrieb Jacob Burck-
hardt an den gewesenen Lörracher Oberamtmann,
nachmaligen Karlsruher Stadtdirektor Friedrich
von Preen, mit dem ihn eine herzliche Freundschaft
verband: „Das Oberland ist immer noch
das alte, und ich trage regelmäßig meine Sonntagsgroschen
dorthin und bleibe, staatsökonomisch
gesprochen, ein schlechter Schweizerbürger
..." Den Briefen des großen Basler Humanisten
an Friedrich voh Preen wie an andere
Freunde verleiht es hohen Reiz, daß in ihnen
neben politischen, häufig kritischen Betrachtun-

boten war der „blaue Montag", das Einstellen der
Arbeit am Montag, Verspätung bei der Arbeit
schloß von dieser aus, in Wiederholungsfällen
wurde der Arbeiter entlassen. Hingegen hatten
die Bergleute das Recht, im herrschaftlichen Wald
ihr Holz zu holen, Vieh auf die Weide zu bringen
und einen Hirten einzustellen. Auf lothringischer
Seite war die rechtliche Lage grundverschieden
. Hier saß ein Schultheiß in Markirch,
dem die Verwaltung der Gruben anvertraut war.

Die Bergleute waren in Knappschaften zusammengeschlossen
, deren Statuten mehrfach
erneuert wurden und. vorbildlich waren. Die Mitglieder
dieser Bruderschaft hatten eine soziale
Aufgabe: ein „Brudermeister" verwaltete die
„Bruderbüchse", die durch den wöchentlichen
„Bruderpfennig" gespeist wurde und z. B. zum
Unterhalt eines Spitals diente. Wer den Beitrag
verweigerte, wurde ausgeschlossen; selbst der
Kaiser unterstützte dieses soziale Werk. Die
Markircher „Bruderbüchse" geht in das 10. Jahrhundert
zurück; bis in das ausgehende 19. Jahrhundert
bestand die Knappschaftskasse. Ein
Brauch hat sich bis heute erhalten: die Pflicht,
einem verstorbenen Arbeitskollegen die letzte
Ehre zu erweisen und für das Begräbnis aus der
Kasse eine gewisse Summe zu bezahlen.

Alljährlich trafen sich die Bergleute des Markirchertales
in der Mattenkirche, die 1881 abgebrochen
wurde; sie trugen dann ihr Bergmannskleid
und eine brennende Grubenlampe. Die
Bergleute hatten ihr Banner und ihre Bergmannslieder
, die lange in den evangelischen
Gemeinden des Tales gesungen und 1722 veröffentlicht
wurden.

Schließlich hat sich auch die Sage der Markircher
Bergwerke bemächtigt: Schuld an deren
Niedergang war eines Bergmanns Tochter, welche
den Berggeist verschmähte, vielleicht auch
das Einschmelzen einer silbernen Liebfrauenstatue
durch die Knappen in Zeiten größter Not.
Christian Schmitt, der Elsässer Dichter, der um
1929 in Karlsruhe starb, hat diese Sage in einem
Gedicht festgehalten. Einmal aber, so heißt es,
werde der Berggeist, den man oft im Berg hämmern
höre, die reichen Silberadern wieder öffnen
und wieder werde dann das Markircher Tal den
„Bergsegen" kennen ...

gen, Berichten über seine Tätigkeit an der Universität
, Schilderungen von Reisen u. a. oft auch
voller Behaglichkeit von Ausflügen ins Mark-
gräfler Land, meist kurz Oberland genannt, erzählt
wird. Er nennt sich dann bisweilen den
„badischen Hauptbummler". Mitunter spricht er
auch von Oberalemannien, das für ihn die ihn
heimelig berührende Landschaft ist, wie sie sich>
in den mächtigen Bogen des Stroms bei Basel
schmiegt. Er „benützt die regenfreien Nachmittage
zu stillen und beschaulichen Wanderungen
nach vierschiedenen guten Wirtshäusern Ober-

j&zv babifdje f)auptbummlec

Jacob Burckhardt diesseits des Rheins

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