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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1967-03/0010
täntchen menschlichen Handels und Wandels.
Über dem Betrachten* aller Wunder des schönsten
Barocksaales der Schweiz, als der die Stiftsbibliothek
gilt, eilen die Stunden allzu rasch
dahin. In Vitrinen über den Raum verteilt, erhascht
der Blick noch die eine und andere Pre-
ziose aus den Schätzen der Bibliothek, etwa den
sogenannten Folchart-Psalter, das Psalterium

Dr. E. Scheffelt:

Dr. Ernst Scheffelt, unser verehrter Mitarbeiter,
Freund und Helfer unsrer „Markgrafschaft", feierte vor
kurzem seinen 82. Geburtstag. Er stand in nahezu zwei
Jahrzehnten treu an der Seite unserer Zeitschrift. Seiner
Mitarbeit verdanken wir es mit, wenn uns von vielen
Seiten des In- und Auslandes Zuschriften und Eingaben
erreichen, die mithelfen wollen, das Werk, das
ja eine Aufgabe der Allgemeinheit erfüllt, über die
Durststrecke der Krisenzeit hinweg zu erhalten. Wir
sind Dr. Scheffelt für seine Treue mit guten Wünschen
herzlich verbunden und zu Dank verpflichtet.

Konstantin Schäfer

Markgraf Carl Wilhelm, der im Jahre 1715
Karlsruhe gründete, hatte einen Sohn, den Erbprinzen
Friedrich, der als 21jähriger junger Mann
den Arm brach und mit dem Leibmedicus seines
Vaters, dem Hofrat Dr. Sultzer, zur Erholung
nach Badenweiler kam. Er wohnte im Badhaus
zur Krone beim Wirt Eglin, denn das markgräfliche
Oberamthaus, das spätere Schloß, zeigte
noch schwere Kriegsschäden und war nicht mit
Thermalwasser versehen. Der festliche Empfang
des jungen Fürsten und die Einquartierung von
zehn „Reutern" kostete der Vogtei über 50 Gulden
. Dr. G. Wever, gibt in seiner Chronik an,
der Erbprinz sei im Jahre 1724 hier gewesen,
während die Archivalien des Bad. Generallandesarchivs
das Jahr 1723 angeben. Für unser Thema
ist das Jahr gleichgültig, wichtiger ist Dr. Sultzers
Gutachten: Der Prinz konnte, nachdem er wenige
Tage das Wasser gebraucht hatte, den Löffel
zum Munde führen und auch wieder schreiben.

Der Leibarzt interessierte sich sehr für unsere
Thermalquelle und ließ nachgraben. Man fand
Teichel (Teuchel = Holzrohre) in beträchtlicher
Tiefe, selbst die ältesten Einwohner konnten sich
nicht erinnern, wann diese gelegt wurden. Die
Badwirte jedoch beschwerten sich über die Grabungen
, weil sie fürchteten, das Wasser zu verlieren
. Heute ist ein engeres Quellschutzgebiet
geschaffen, in dessen Bereich nicht gegraben
werden darf.

Von unserem Erbprinzen wäre noch zu sagen,
daß er schon im Jahre 1732 nach kurzer Krankheit
starb. Glücklicherweise hinterließ er einen
Sohn, den vielseitigen, hochgeschätzten Markgrafen
Carl Friedrich, der als Greis noch Großherzog
von Baden wurde.

In einem Bericht des Oberamtes Badenweiler
(obwohl der markgräfl. Oberamtmann in Müllheim
seinen Sitz hat, spricht man immer noch

aureum (Goldenen Psalter), ein irisches Evange-
liar, eine Nibelungenhandschrift, den ältesten
Bauplan eines karolingischen Klosters und manches
sonst. Alles ist in St. Gallen erhalten
geblieben — was die Bibliothek in St. Peter im
Schwarzwald heute enthält, hat mit ihrem ursprünglichen
kostbaren Besitz nichts zu tun.
Ihre Schätze sind in alle Welt zerstreut. . .

vom Oberamt Badenweiler) lesen wir, das Bad
sei nicht ein bloßes Säuberungs- und Waschbad,
man habe außerordentliche Kuren mit dem Wasser
erzielt. Aber es fehle in den Badhäusern an
einer guten Bewirtung und Bedienung. Dies hat
die Basler größtenteils vertrieben. Sie ziehen in
die „Lustbäder" Hauingen und Fischingen . . .
„Ich habe mit den Badwirten gesprochen. Es sind
Bauern. Sie glauben, daß sich der Badgast mit
einem groben Bett, hölzernem Stuhl und dunkler
Kammer begnüge". Es folgen Beispiele der sehr
dürftigen Speisenauswahl.

Die Bemühungen des Hofrats und Amtsverwesers
J. M. Salzer haben einigen Erfolg. Sein
Nachfolger, K. F. Wieland, setzt die Bemühungen
zur „Emporbringung" des Badeortes fort. Er berichtet
von guten Kuren, welche die Tochter des
Kanzlers von Heitersheim im Jahre 1760 und
vorher gemacht habe. An die Herrschaft Badenweiler
grenzte im Norden das Johanniterfürsten-
tum Heitersheim. Auch der Benediktinerpater
Groß-Keller von St. Trudpert nimmt mehrfach
Aufenthalt in Badenweiler, badet nicht nur, sondern
obliegt auch der Jagd.

Und nun machen wir einen Sprung zum Jahr
1819. Da war das Töchterlein des Doktors und
Apothekers Schlumberger von Mülhausen hier.
Das Kind war durch Gicht gelähmt, selbst die
Zunge war gelähmt. Es hat Thermalwasser getrunken
und darin gebadet und konnte seinem
Vater nach zwölf Tagen bis Müllheim mühelos
entgegengehen.

Im Jahre 1843 hat dann Dr. G. Wever, Badearzt
in Badenweiler, sein Buch geschrieben:
„Badenweiler mit seinen Umgebungen". Der
Autor beschreibt im zweiten Teil seines Buches
die günstige Wirkung des Thermalwassers bei
verzögerten Rekonvalescenzen nach schweren,
erschöpfenden Krankheiten, dann bei Krankheiten
der Atmungsorgane, der Leber und Galle,
sowie der Ausscheidungsorgane. Ganz besonders
eigne sich, so schreibt der Arzt, das Wasser von
Badenweiler zur Heilung der Gicht. Niemals aber
vergißt er, seinen Patienten Bewegung in unserer
herrlichen Luft zu empfehlen, auch das Trinken
von Eselinnenmilch hält er für recht heilsam. —
Seine Krankengeschichten am Schluß des Buches
sind so ausführlich, daß sie hier nicht wiedergegeben
werden können.

Dr. Wever lebte schon in Freiburg im Ruhe-

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