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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1967-03/0011
stand, als das geschlossene Thermalhallenbad
(Marmorbad) und das Freibad nach den Plänen
von Baurat Leonhard erbaut und eröffnet würden
. Jetzt stehen den Erholungsuchenden noch

Konstantin Schäfer, Neuenburg:

Mit silberheller Farbe in den Duft der Ebene
gezeichnet, zieht sich die sicher geschwungene
Linie des Rheines aufblitzend durch die Vision
der Landschaft. Nicht immer verlief der Strom
in dieser klaren, abstrakten Führung. Die alten
Karten zeigen in dem breiten Band der Niederung
eine verwirrende Fülle von Wasserläufen,
unzählige Inseln umfließend, Auen umspülend,
gemächlich verharrend, reißend dahinschießend
in Wildgießen. Jedes Hochwasser änderte das
Bild. Inseln wurden überflutet, gespalten, neue
Eilande vom Ufer abgerissen. Wir lesen auf der
Bannkarte von 1773 Namen dieser Inseln im
Neuenburger Gebiet wie: Immenkopf, Ochsengrün
, Wolfsgrün, Hasenwörth, Kälberkopf, Entenloch
, Rohrkopf, Blutgrün, Kreuzgrund, Rittergrün
, um nur einige zu nennen.

Der Rhein strömte damals direkt unter den
Mauern der Nieder Stadt dahin; so zeigen ihn
uns auch die alten Stiche. Er trug die waren-
beladenen Schiffe zur Stadt heran und machte
sie zur wohlhabenden Handelsstadt. Die Rheinzölle
bildeten eine wichtige Einnahme des Stadtsäckels
. Die Rheinüberfahrt brachte namhaften
Verdienst. Die Fischerzunft „Zum Riesen" umfaßte
die Fischer vieler Gemeinden links und
rechts des Stromes. So war der Rhein der Segenspender
der Gemeinde, wie er in Wirklichkeit
auch der Vater der Stadt war. Und doch steht
sein Name auch auf der Seite ihrer Zerstörer
verzeichnet: Krieg und Rheinstrom. Aus allen
Jahrhunderten ihres Bestehens, vom 4. August
1302 bis zur Rheinkorrektur durch Tulla wird
von Wassersnot berichtet. Es war ein ständiger
Kampf mit dem ungestümen Rheinstrom, an dem
selbst die Bauern der markgräflerischen Umgebung
sich beteiligten. Die Städter hatten unentwegt
diesen Kampf geführt, sie hatten das
verlockende Angebot Kaiser Maximilians, die
Stadt an den sicheren Reckenhag zu verlegen,
abgelehnt; bis schließlich nach dem Niederbruch
der Stadt im Jahre 1704 der Kampf ihre Kräfte
überstieg.

Die v. ö. Regierung mußte die Kosten für den
Schutz der „armen, detruirten Stadt" übernehmen
. Besondere Beamten wurden für diese Aufgabe
eingesetzt. Die oberste Leitung -an der ganzen
v. ö. - Rheingrenze lag in den Händen von
Professor Eberenz. Für die langgestreckte Neuenburger
Rheinfront war Dominicus Rößler verantwortlich
. Er begann seine Laufbahn als Schulmeister
der Stadt. Wie wenig einträglich diese
Tätigkeit war, ergibt sich daraus, daß er sich
bald um die Stelle des Rheinzollers bewarb und
diese auch erhielt. Die Stadt wählte ihn zu
ihrem Bürgermeister. Gleichzeitig führte er auch
die Geschäfte eines Rheininsel-Inspektors. Beide,

ganz andere Kurmittel zur Verfügung als* vor
dem Jahr 1870, besonders diS Thermalbewegungs-
bäder, dann die Unterwassermassage und andere
Hilfsmittel der modernen Bäderwissenschaft.

Eberenz und Rößler, waren zwei scharf profilierte
Persönlichkeiten von unverwüstlicher Leistungskraft
. Sie führten einen dauernden Kampf
mit der rücksichtslosen Kraft des Stromes, der
berechnenden Hinterlist der Menschen und um
die unablässig notwendige Bewilligung neuer
Gelder. Jährlich mußte genaueste Rechnung gelegt
werden, welche sorgfältig überprüft wurde.
1766 hatte sich Rößler zu seinem Schaden um
30 Kreuzer geirrt, es wurde gerügt; allerdings
auch, daß Taglöhne in Höhe von 17 Gulden doppelt
in der Rechnung erschienen. Es waren in
Freiburg 2000 fl für den Rheinwuhrbau abgeholt
und dafür 16 fl Transportspesen ausgegeben
worden, „über welch beträchtlich auslaag ihr
dan die Erleütherung anhero erstatten sollt."

Wir sehen aber auch aus einem Schreiben
vom 10. März 1768, wie fürsorglich Freiburg sich
der Stadt annahm. Die Landstände schreiben an
die Regierung: „Wir erachten der Billichkeit gemäß
zu seyn, das der Statt Neüenburg, welche
besonders in vorigen Jahren zu denen altbrey-
sacher Rheinwuhr-Gebäuden das selbst ohnent-
behrliche Holz herlassen, und zu denen Bau-
Kösten ihre Betreffnußen beytragen, sich aber
in gleicher Noth ohne mindester Beyhülf sehen
müssen, dermahlen in dem Umstand zu Hülf
gekommen werde, wo nach denen hiebey und
folgenden uns sub dato 20ten febr. diß Jahrs...
mitzutheilen beliebten Anzeigen des dortigen
Bürgermeisters Rößler und des Professoris Eber-
enz zu befürchten stehet, daß der volle Rhein
durch das Ellsäßischer seits bey Ottmarsheim
angelegt werdende Faschinen-Wers oberhalb auf
der Neüenburger-Bahn herüber gewendet, und
andurch bis unten , an der Statt alles verwüstet
werden därfte."

Die Landstände ließen an Ort und Stelle
durch Professor Eberenz die Lage prüfen und
bewilligten 500 Gulden. Maria Theresia wurde
gebeten, aus „landesmütterlicher Mildherzigkeit"
die gleiche Summe hinzulegen, was auch geschah
. Gleichzeitig war man für die zweckmäßige
Verwendung des Geldes besorgt, hatte man doch
bei der Prüfung der letzten Jahresrechnung
nachträglich noch festgestellt, daß von 533 Gulden
Gesamtkosten Rößler als Aufseher allein
141 Gulden für sich berechnet hatte. Da er
gleichzeitig Säckelmeister und Inspektor war,
hatte er einen doppelten Taglohn von je 45 Kr
für sich in Anrechnung gebracht. Professor
Eberenz deckte ihn, denn er hatte ihn gebeten,
in seinem Namen ein wachsames Auge zu haben
, um die höheren Gelder der Oberaufsicht
zu sparen.

Inzwischen beobachtete Rößler den täglichen
Fortschritt des Wuhrbaues auf dem französi-

Dom Ktjrinbau

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