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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1967-03/0012
sehen Ufer. Zwei Ingenieure arbeiteten mit 200
Mann. Sichtbar wurde die Strömung zur deutschen
Seite abgedrängt. Am 17. August berichtet
er an die Regierung:

„Euer Excellenz und Gnaden geruhen nicht
ungnädig zu deuthen, das ich meinen unterthä-
nig gehorsamsten Bericht nicht ehender erstattet,
weilen der Rhein biß dahin zimlich hoch, und
die eigentliche Beschaffenheit des Thalgangs
nicht sicher einberichten hätte können, nun aber
gehorsamstens melde, das den 20. et 21. July
a: h: der Rhein so hoch in unser Revir angewachsen
, das solcher, das neu verfertigte Wuhr
ob Neuenburg negst dem flachen Landt zimlich
angegriffen, und einen Theil, durch einen an
dem Landt neu gemachten Rheinarm hinweg
gerißen, das Haupt-Wuhr aber dannoch stehen
geblieben, darauf der volle Rhein einen großen
dicken Sarbaum geschwemmet, welcher annoch
allda lieget."

Stadtschreiber Klein ergänzt diesen Bericht
dahin, daß der Baum „drey Schuhe" dick gewesen
sei, „noch mitten darauf lieget, solches nicht
bewegen mögen, und nun vielmehr durch einen
daran geworfenen Sandbankh versicheret seye,
daß hieran sobald kein Mangel zu beförchten
ist." Dieses natürliche Wuhr trieb aber den
Rheinfluß etwas in die Enge und schwellte „das
häufige Wasser ruckh- und hinaufwärths. Da-
hero es wo immer möglich seinen Ablauf suchet,
und besonders nunmehro bey denen Weyden in
einen Gießen einen solchen Abfall herwärths
gegen die Stadt hat, daß das Wasser, vermög
beschehener Abstechung, daselbst würcklich fünf
Schuche hoch einlaufet, und bei dem kleinsten
Rhein 3 Schuhe hoch bleiben wird, mithin allda
zu beförchten ist, daß der Hauptfluß in kurzer
Zeit einfließen dörfte ..."

Beide Berichte zeigen keine außergewöhnliche
Lage an. Man könnte sie fast als Routinefall
bezeichnen. Die Regierung gab sie an Eberenz
weiter mit dem Ersuchen, einen Kostenvoranschlag
einzureichen. Dieser schätzt die entstehenden
Kosten auf 570 Gulden. Im Oktober
reicht er noch einmal einen genaueren Überschlag
ein: „Weil der zu verbauende Giessen
80 Klafter breit ist, werden auch 80 Kubik-Klaf-
ter Stein erfordert, diese kosten, bis sie auf das
Werk gebracht, und behörig verarbeitet sind,
560 fl. Item werden 3000 Faschinen erfordert,
diese kosten samt Lieferung und Verarbeitung
150 fl. Item für 1000 Pfähle samt Verarbeitung
und Zufuhr 90 fl. Summe 800 fl."

Am 31. Oktober meldet Rheinbaudirektor
Eberenz, daß der Künkele-Gießen bei den Weiden
sich um ein merkliches vertieft und verbreitert
habe. Die Abwehr wird nun dringend.
Am 24. Oktober hatte Eberenz auch das 2000
Klafter lange Dammgebäu auf französischer
Seite bei Ottmarsheim besichtigt. Davon waren
nur noch 10 Klafter am Anfang und 5 Klafter
am Ende stehen geblieben. Das andere hatte die
am 18. Juli angelaufene Wasserflut mit sich
fort- und weggerissen. Der Präsident der Landstände
wendete sich nunmehr an die Regierung
und zeigt wiederum die gleiche Hilfsbereitschaft.

Er schreibt: „Wie wir nun der von dem Rheinfluß
bishero so sehr beschädigten Statt Neuenburg
, wie immer möglich auszuhelfen verlangen,
und, wo es dermahlen um Rettung deren sonst
in das Eilsaß übersetzt werden dürfenden Waiden
zuthun ist, all jenes williglich beyzutragen
nicht verwaigern, was wir immer ohne nachstand
anderer Landes-nothdurfts-bestreittungen
erübrigen können." Die Hälfte der 800 Gulden
werden angewiesen. Um die andere Hälfte ergeht
„ad Augustissimam" die Bitte.

Da verschärfte sich die Lage durch die Schuld
eines Bürgers der Stadt. Diese Schuld ist es, die
dem Faszikel seinen Titel gibt: „Rheinfrevel des
Joseph Studer". Die Anklage durch Professor
Eberenz hört sich erschreckend an: „Die Berichte
meiner Aufseher am Rheinstrome bringen
mit, was maßen Joseph Studer zu Neuenburg,
welcher sein Bürgerrecht daselbst verzogen,
und vor kurzen Jahren in Hungarn gereiset,
jezt aber wieder zurück gekommen und
unter dem Schutz der ged. Stadt ansäßig sey,
mit seinem Gehilfe oder Taglöhner an einer
Rheininsel namens Stohrenkopf einen großen in
einer Schlutte gelegenen Baum samt Wurzeln
mittels einer Winde ausgehoben, den Gießen
hinunter geführt, und dadurch die Furt dermaßen
eröffnet habe, daß wirklich der Volle Rhein
eingedrungen, und seinen Lauf geraden Weges
auf das Wolfsgrün zu genommen habe.

Es stehe nunmehro zu besorgen, daß weil
diese untere Öfnung beschehen, der Strom oberhalb
der Stadt desto freyer und ungehinderter
von Chalampee herüber durch die obere und
untere Blaichengrün einbrechen, und dem Wasserbau
bey der Stadt ein unwidersetzlicher
Schade zufließen möchte. Zur Probe dessen
diene hauptsächlich, daß sogleich etwa 2 bis 3
Stunden nach ausgehobenem Baume, das Neuen-
burgische Salzschiff, welches Joseph Keßler und
Joseph Müller geführt durch eben diese neueröffnete
Furt, wo vorhin kein Schiff hätte
durchkommen können, gefahren sey."

Es ist verständlich^ daß die Regierung von
der Stadt genauesten Bericht forderte. Klein
liefert ihn, nachdem er „mit Zuzug des Beklagten
Studers und dessen Gehilfen Andreas Sengers
sowohl, als deren zwar nicht benambsten
uns aber sonst bekanten Denuncianten, deren
allhießigen Schiffleuthen, einen Augenschein
eingenommen und befunden, daß die Anzeige
ganz falsch und bloß aus dem von denen Schiffleuthen
gegen den Studer tragenden Haß ge-
machet worden seye, gestalten der Studer den
quaestionirten Baum an einem Bezürkh allererst
lezteren Winter ausgehoben hat, wo schon
vor drey Jahren der volle Rhein geloffen und
der Baum durchaus in solchem, und keinem
Nebenwasser oder Schluethen geflözet worden
ist." Sein Schreiben ist von Bürgermeister,
Schultheiß und Deputationsrat unterzeichnet und
ihm daher immerhin einiges Gewicht beizumessen
. Klein benutzt die Gelegenheit, Regierung
und Eberenz einen Nasenstüber zu geben. Es
wird von vielen zu den Genüssen dieses Lebens
gezählt, wo ansonsten „gehorsamste Untertänig-

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