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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1967-03/0013
keit und tiefeste Ehrforcht" geboten sind, den
Zeigefinger erheben zu können. Klein ist ein
Meister dieser „Erhebung": „Es ist dahero zu
bewundern, daß Ewer Excellenz und Gnaden
sich so vielfältig durch solch unächte und ungegründete
Berichte und Anzeigen von dem Was-
ser-Bau-Directore Eberenz behelligen zu lassen,
und nicht vielmehr denselben hochgnädig anzuweisen
geruhen wollen, daß bevor er dergleichen
ihm einseitig beschehende Anzeigen an Ewer
Excellenz und Gnaden gelangen lasse, er selbst
allvorderist in Sachen nähere und gründlichere
Untersuchung treffen solle, umb sofort mit besserem
Bestand, als von ihm wider hießige Stadt
und Inwohnerschaft bißher und mehrmallen
nicht beschehen ist, seine Anzeigen machen zu
können."

Er schildert dann sehr anschaulich das Bild
der augenblicklichen Lage im Kampf mit dem
Strom. „Allerdings ist wahr, daß durch das an
der Stadt dahier an anno 1766 (man schreibt
1771) angelegte Faschinenwerkh der herwärts
geflossene Rhein eine starckhe halbe Stund
hinaufwärts geschwellet und vollständig auf die
elsäßische Seithen geleithet worden seye, an
solcher aber Grund und Boden beträchtlich hin-
weggespihlet und Sandbänckh geworfen habe,
wordurch der Rhein auf herwärtige Inßlen,
nemblich den Stohrenkopf und Bleichegrün
getriben worden, an welchen derselbe in Zeit
von drey Jahren so vieles hinweggerissen, bis
er endlich vor mehr dann einem Jahr einen alten
Gießen an dem Bleickhegrüen erreichet, und
durch solchen seinen Hauptlauf so genommen
hat, daß dieses Grün vollständig durchschnitten
worden und sehr wenig darvon mehr übrig ist,
ja die Gefahr vorstehet, daß der reißende Strom
strackhs auf das Faschinenwerckh und die Stadt
anbrülle, weßwegen die Besichtigung des Rheinlaufes
von dem Directore Eberenz höchst noth-
wendig wäre."

Dies war im August 1771. Im März des folgenden
Jahres meldet Rößler, daß der Rhein
„das schön so genannte Bleiche oder Münstergrün
, so ungefehr hundert Jauchart oder mehr
groß gewesen", vollkommen hinweggerissen
habe, und daß „nun würcklich der Thalweg von
Chalampe Neuenburg zuführt, gleich als wann
er von einem Berg herabfalle." Professor Eberenz
bestätigt im Mai die Gefahr und fügt einen
Kostenvoranschlag zu deren Behebung über
1630 Gulden rheinisch bei. Dieser Voranschlag
ist für Umfang und Art solcher Arbeiten sehr
aufschlußreich:

„Verzeichnis

der Baumaterialien, welche zu Verlängerung des
Stadt Neuenburgischen Pfahlwerkes erfordert
werden. — Erstl. damit der ganze Stromstrich
aufgefangen werde, muß das Werk um 60 Klafter
landab verlängert werden: hierzu werden
erfordert 360 Pfähle

das Stück um 30 Kr 180 fl

Item die Pfähle zu köpfen, zu spitzen
und einzuschlagen 200 fl

Item die eingeschlagenen Pfähle zu verrosten
, mit Faschinen und Steinen zu
verkämpfen 500 fl

Item weil zu Neuenburg keine Steine
zu haben und selbe von oben herab
geholt werden müßen; so kosten die
40 KL, welche hierzu erfordert werden 400 fl
Item das ganze Werk verkießen 120 fl

Item für den Werk- und Säckelmeister,
der die Taglöhner zu bezahlen und die
Rechnung zu führen hat 130 fl

Item für unvorhergesehene Fälle 100 fl

Summe 1630 fl"

(Fortsetzung folgt.)

K.W. Straub, Freiburg:

Das ©traßburgec O&eftWle im 7at)ce 1332

Erstmalige Aufnahme der Handwerker in die Stadtverwaltung

Das Geschelle, von dem hier die Rede sein
soll, hat nichts mit Schellen oder Glocken zu tun.
„Geschelle" bedeutete im Mittelalter soviel wie
Getöse, Auflauf, Tumult. Nicht jeder Tumult
aber hat die einschneidenden Folgen, die der
Streit hatte, der im Jahre 1332 zwischen den damals
berühmten Straßburger Geschlechtern derer
von Zorn und von Mülnheim ausbrach und blutig
endete. Meistens beschränkt sich eine Auseinandersetzung
zwischen zwei feindlichen Parteien
auf die Besiegung der einen durch die andere.
Manchmal aber ist es auch so, daß wenn zwei
sich streiten, der dritte der Lachende ist. So war
es auch in diesem Falle. Der lachende Dritte war
der Handwerkerstand der Stadt Straßburg. Und
das ging so zu:

Wir befinden uns in einer Zeit, da die Städte
zu Macht und Reichtum kommen. Ihr Einfluß
gegenüber weltlichen und geistlichen Macht-
habern ist im Wachsen begriffen. Aus ihrem

Kampf mit ihrem Bischof Walter von Geroldseck
geht auch die Stadt Straßburg siegreich hervor.
Trotzdem kommt ihre Entwicklung zu Freiheit
und zu reichsstädtischer Selbstverwaltung nicht
der ganzen Bürgerschaft zugute. Auf der einen
Seite stehen die altfreien Patrizierfamilien mit
Grundbesitz und auf der anderen die Handwerker
, die zwar keinen Grund und Boden ihr eigen
nennen, aber sich zu einer gewissen Behäbigkeit
heraufgearbeitet haben. Einstweilen ist der
Handwerkerstand geduldet. Er darf arbeiten und
wohlhabend werden, aber an der Verwaltung, an
der Leitung der städtischen Geschäfte, an der
Regierung hat er keinen Anteil. Die Herrschaft
üben ganz allein die Straßburger Geschlechter
aus. Ihre Amtszeit dauerte nicht länger als ein
Jahr, aber ein Wahlsystem sorgte dafür, daß
der Rat der 24 Mitglieder sich immer aus ihrer
Mitte heraus ergänzte.

Nun war im Jahre 1332 die Eifersucht zwi-

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