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fehlen solche, deren Lösung Gewächse nennen,
nicht. So dieses:
Die erste (Silbe) strömt von Anbeginn
Der Welt bis an ihr Ende hin.
Die zweit' und dritt' entscheiden
Im blinden Augenblick oft über Reu und Freuden.
Das Ganze
Ist eine Pflanze.
Die „Zeitlose" ist es, um die es geht, mit der
sich auch ein Traktätlein des „Rheinländischen
Hausfreunds" beschäftigt. Eine gesunde Frau
kochte, um das Fieber zu bannen, drei Wurzel-
zwiebeln der Zeitlose und starb an dem Trank.
„Denn", so fährt der Hausfreund fort, „die Zeitlose
ist giftig. Was ist Zeitlose? Zeitlose ist die
Blume, die im Spätjahr ohne Stengel, ohne
Otto Weiner, Konstanz:
In seinem Gedicht „Der Schmelzofen" läßt
Hebel die. Eisenschmelzer herzliche Gesundheit
auf den Landesfürsten ausbringen. Bezeichnend
ist, daß der Dichter zwar den „Markgrafen" in
dem Gedicht in den „Churfürsten", diesen aber
in den späteren Ausgaben nie in den „Großherzog
" verwandelte. Das Silbenmaß lasse es nicht
zu, bemerkte er, hierüber befragt, zu einem
Freunde.
Einmal hatte Hebel versäumt, sich rasieren zu
lassen. Also ging er, um den ungebührlichen Bart
niemand zu zeigen, in den Hardtwald. Hier nun,
ganz in seine Gedanken vertieft, vergaß er seines
Bartes. Da begegnete ihm Karl Friedrich, der
ihm sehr gewogen war, und fragte ihn freundlich
, ob er wohl von der Reise komme. Erstaunt
verneint der Kirchenrat und wird nach einigen
konventionellen Worten höflich entlassen. Wie
er nun weiterschlendert, denkt er darüber nach,
warum der Markgraf habe glauben können, er
komme von der Reise. Er bleibt stehen, greift
sich in Gedanken ans Kinn und versteht die
Frage.
Friedrich Hebbel und J. P. Hebel
In seinen Briefen berichtet der große, leidenschaftliche
Dramatiker Friedrich Hebbel aus
Dithmarschen, 1813—1863, von einer „Begegnung
" mit unserem gemütvollen alemannischen
Dichter und Kalendermann Johann Peter Hebel,
1760—1826, am 18. Dezember 1845 von Wien aus
an Elise Lensing, seine Freundin in Hamburg:
„ ... es ist unglaublich, wie man sich hier in
Wien jetzt für meine Tragödien interessiert. Alle
Buchhandlungen lassen sich Massen von Exemplaren
kommen, und Möns. Campe — der Verleger
— setzt vielleicht in vier Wochen so viel ab
wie sonst in Jahren. Jecler, der mich persönlich
kennen lernt, will sie haben, und wer lernte
mich nicht persönlich kennen? Dabei kommen
artige Irrtümer vor: Neulich sagte mir ein Dr.
grüne' Blätter einsam auf den Matten aufgeht,
wenn das letzte Gras abgemäht ist, und die
Blumen des Sommers schon verwelktv sind. Die
Farbe ist rötlich - blau, oft fast weiß. Sie hat
Ähnlichkeit mit einer kleinen Tulpe, hat aber
nicht sechs Blätter, sondern nur sechs Einschnitte.
Oft erscheint sie auf einer Matte in großer
Menge. . . Selbst dem Vieh ist sie schädlich. Es
ist daher kein Fehler, wenn man sie mit den
Wurzelzwiebeln aussticht und die Matten davon
zu reinigen sucht. Aber Tränklein davon kochen
und dran sterben, das ist ein Fehler."
Gleichrangig stehen Botaniker, Kalendererzähler
und Dichter Johann Peter Hebel nebeneinander
, der dem Leser tausendfach Anlaß gibt,
ihn und seine Schöpfungen immer wieder neu
zu bewundern!
juris im Leseverein, wo ich eingeführt bin, er
habe sich mein Rheinländisches Schatzkästlein
gekauft. Er verwechselte mich mit dem Dichter
der Alemannischen Lieder, mit Hebel. Ich antwortete
: „Sie haben recht getan, dies Schatzkästlein
enthält manche Perle, aber Sie tun mir
zuviel Ehre an, wenn Sie mich für den Juwelier
halten, der es gefaßt hat."
Joh. Peter Hebel in Schaffhausen
Im September 1805 „besah" Hebel, als Reisebegleiter
zweier adliger Jünglinge aus dem
Kraichgau auf deren „Bildungsfahrt" durch die
Schweiz verpflichtet, „von der Anhöhe des ,Un-
noth* den interessantesten Teil der Stadt: Seltene
Bescheidenheit des Turmwarts." Auf der Brücke
ergötzte sich der Dichter an dem grünen schäumenden
Strom: „Dann fuhren wir, am Laufen,
wogend über den Rhein, an der ganzen Fronte
seines Falls vorüber an das jenseitige Ufer . . .
Unbeschreiblich ist die Erhabenheit und Mannigfaltigkeit
dieser Szene, dieser wilde Kampf
und Sturm, dieses ewige Zernichten und Wiederkommen
, dies betäubende Getöse und dann wieder
der feine Silberduft von aufgelöstem Wasserstaub
, der das Ganze umfliegt..."
Auch dem Professor Johann Georg Müller,
dem jüngeren Bruder des Schweizerischen Geschichtsschreibers
Johannnes von Müller, in dessen
Landhause seine Aufwartung zu machen,
versäumte Hebel nicht, wie der „Schaffhauser,"
der mit dem „Karlsruher" in Briefwechsel stand,
in seinem „Fremdenbuch" vermerkte.
Anno 1860, am hundertsten Geburtstag unseres
Dichters, erinnerte man sich allerdings in
Schaffhausen jenes Zusammentreffens der beiden
Theologen kaum mehr, wohl aber des alemannischen
Dichters und Kalendermannes aus Basel:
Schrieb doch damals in der Rheinfallstadt eine
Zeitung zur Hebelfeier am 10. Mai: „Wem wird
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