Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1967-04/0013
Regierung dringend um Erledigung. Als die
Landstände bis zum März sich noch nicht gemeldet
hatten, stellt nun die Regierung eine Frist
von drei Tagen.

Januar 1781: Mit zittriger Schrift schreibt
Rößler .ein neuerliches Gesuch, in dem er noch
einmal die damalige Lage schildert. Das von 'der
Regierung angewiesene Geld war vor Beendigung
der Arbeiten ausgegeben. Um diese abschließen
zu können, hatte Rößler, in der sicheren
Annahme, daß wie immer bisher der Mehrr
betrag nachbezahlt würde, die Felder seiner Frau
in Chalampe verkauft und mit dem Erlös die
Arbeitslöhne bezahlt. „Ich habe jederzeit gethan
wie ein ehrlicher Mann schuldig und verbunden
ist zu thun, welches Herr Professor Eberenz
selbst sagen würde, daß wann er kommet zu
visitiren und anzuordnen, das er gemeiniglich
mich bey denen Arbeitsleuthen angetroffen; ich
bedaure sehr, das ich mit dem fortbauen solle
gefehlt haben." Im April legt die Regierung den
Landständen die „eingereichte wehmütige Vorstellung
" originaliter vor. Ende Juni Erinnerung
mit 8tägiger Frist. Im September meldet Rößler,
daß ihm die Landständische Kasse die Hälfte
bezahlt habe. Er bittet nunmehr die Regierung,
ihrerseits die andere Hälfte anzuweisen. „Für
welche Hohe Gnad ich samt geringen Meinigen
nicht abstehn werden, Gott umb Erhaltung Euer
Gnaden Hochfreyherrlichen Excellenzien und
Hochwohlgebohren Gnaden Wohlwesen und glückliehen
Regierung eifriehst zu bitten."

Quirin Engasser, Bernau:

Als 1962 Eduard Reinacher zu seinem 70. Geburtstag
den erstmals verliehenen Erwin von
Steinbach - Preis in Empfang nehmen durfte und
zur gleichen Zeit der bekannte Rundfunk-Regisseur
Heinz Schwitzke vom Norddeutschen Rundfunk
daran erinnerte, daß Reinacher schon 1930
mit seinem Hörspiel „Der Narr mit der Hacke"
die Gattung des dichterischen Hörspiels begründet
- hat, hofften seine Freunde (und wohl er
selbst auch), daß für ihn eine Renaissance beginne
. Daß sie ausblieb, hat Reinacher selbst
wohl am wenigsten enttäuscht, nicht etwa, weil
er resignierte, sondern weil er in seinem langen
Leben zu der Erkenntnis gekommen ist, daß
man Verhältnisse nicht ändern kann und sie

i

hinnehmen muß, ohne sich von ihnen unterkriegen
zu lassen.

Als Elsässer von echtem Schrot und Korn,
geboren am 5. April 1892 zu Straßburg, hat er
sich erst recht diese Erkenntnis zu eigen gemacht
als der Weisheit letzten Schluß. Es wurde um
ihn nicht einmal in den zwanziger Jahren, als er
auf der Höhe der Erfolgskurve stand, viel Aufhebens
gemacht, er wurde aber auch nie ganz
vergessen.

Seit 1912, damals also erst zwanzigjährig,
überraschte er seinen Freundes- und Leserkreis

Januar 1782: Die Regierung, welche bisher so
mildherzig die Landstände an ihre Pflicht ermahnt
hatte, frägt nunmehr leicht schockiert bei
diesen an, was es damit zu bewenden habe. Jetzt
endlich antworten die Landstände. Fünf Jähre
war Rößler im Rückstand mit der Rechnungs-
ablegung geblieben, fünf Jahre hatten die Landstände
ihn auf die Entlastung und Auszahlung
seines Guthabens warten lassen. Sie erwähnen
dies nicht, sondern lassen es nur als für sich
selbst sprechende Tatsache bestehen. Sie fügen
nun eine ausführliche Abrechnung bei, aus der
sich das Rößlerische Guthaben ergibt und noch
ein erhebliches für sie selbst. Sie werden nun
rührend besorgt für den alten Rößler und schließen
ihr Schreiben mit dem Bemerken: „So ver-
mutheten wir indessen zum wenigsten so viel,
daß Euer Excellenz und Gnaden, unser hoch-
geehrtest und hochgeehrte Herren bei dieser Verhältnuß
kein Anstand werden nehmen wollen,
den auf seine Zahlung sehr andringenden Rößler
zu Neuenburg die übrige noch ■ zu forderen
habende nun liquide 443 fl 493/4 Kr. bey dem
k. k. Zahlamt anzuweisen."

Es dürfte denn zum guten Beschluß anzunehmen
sein, daß Dominicus Rößler sein Geld
erhielt. Der andere Hauptakteur dieses Kapitels,
der Rhein, hatte sein ungestümes Wesen durch
Tullas Korrektur verloren. Er war weit von der
Stadt abgerückt; durch den Ausbau des Rheinseitenkanals
aber ging er 1957 der Stadt für
immer verloren.

in regelmäßigen Abständen mit Prosa- und
Lyrik-Veröffentlichungen, deren Zusammenstellung
heute fünf Seiten füllt. (Siehe die Festschrift
„Die Verleihung des Erwin von Steinbach
- Preises an Eduard Reinacher, Frankfurt
1963). Nur wenige Titel seien hier genannt, Titel,
die vielleicht den Lesern mehr in Erinnerung
geblieben sind als der Name des Autors:
„Runold", „Bauernzorn", „Robinson", ,jArosa",
„Todes Tanz", „Harschhorn und Flöte", „Die
Versuchung am Kreuz", „Der Tintenbaum".

Auch in den letzten Jahren, in denen sich die
Einsamkeit um den von Krankheit Heimgesuchten
, aber immer noch Ringenden noch mehr verdichtete
, war er nicht untätig, ja steigerte die
kompromißlose Eigenwilligkeit seiner dichterischen
Aussage noch mehr. Leider erreichten
diese Werke, nur als Privatdruck verbreitet,
zum Teil sogar nur als Manuskript in seinem
engsten Freundeskreis von Hand zu Hand gereicht
, die Öffentlichkeit nicht. So eine in Romanform
geschriebene Raumkriegs-Groteske „Mond-
öl und Michael", in der Reinacher die Grenzen
des Phantastischen ausgeschritten hat, hinter
einem kolossalen Witz die quälende Sorge um
die Zukunft der Menschheit verbergend. Auch
sein unveröffentlichter Roman „Aschermittwochs-

(Jbuacb Keinacfyet: gurri 75. dkbuetötag

n


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1967-04/0013