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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1967-06/0006
Sie trotzdem tief in Ihrem Heimatboden verwurzelt
geblieben.

Mit Hebel verbindet Sie auch die Art Ihres
schriftstellerischen Schaffens. Ihre zahlreichen
Veröffentlichungen sind nicht nur für Gelehrte,
sondern vor allem für das Volk geschrieben. Wie
Hebel sind Sie ein Kalendermann, der dem Landvolk
, aber auch dem gebildeten oder gelehrten
Leser in bildhafter Sprache Poesie und Volkslied,
Sprichwort und Volkshumor vermittelt. Alle
Seiten des Bauernlebens werden erforscht, Arbeits
- und Feiertag, Dorf und Haus, Wohnkultur
und Mobiliar, besonders aber auch Sitten und
Gebräuche im Laufe des Lebens von der Wiege bis
zum Grab. Aus Ihner Eeder spricht die Wärme
und die Liebe zu den vielen kleinen Dingen, die
in ihrer Gesamtheit das Wesen der Heimat ausmachen
. Insbesondere Ihre Bücher „Die Brunnen
im Elsaß" und „Elsässische Dorfbilder" sind
feinsinnige und warmherzige Bekenntnisse an
die Heimat und ihre Menschen.

Aber nicht nur die liebenswerten vielen kleinen
Dinge sind es, die Sie bewegen. Wer sich
in der Vielfalt der Dinge nicht verlieren will,
muß gelegentlich auf eine hohe Warte steigen.
Davon schreiben Sie:

„Wer unseres Landes Herrlichkeit erschauen
will, der steige auf den Odilienberg hinauf in die
lichte Höhenweite, wo das Auge in Wonne
schwimmt und die Seele in beglückender Beschaulichkeit
Niederziehendes und Verfinsterndes
aus sich herauszuläutern vermag. Man mag,
von wo man will, dieser ehrwürdigsten und heiligsten
Stätte des Elsasses zustreben, überall
beginnt an sichtigen Tagen das Erlebnis dieses
großen Symbols schon von weit her in der Ferne."

Man wird durch diese Zeilen unmittelbar an
Hebels Beichenerlebnis und seine nachhaltige Wirkung
auf ihn erinnert. Oft ist Hebel, durch Tagereisen
von seiner Heimat getrennt, auf den Turm
des Straßburger Münsters gestiegen, den er als
den Belchen unter den Kirchtürmen benannte. Es
ist kein Zufall, sondern entspricht der gleichen Art
heimatlichen Empfindens, daß Sie dem Straßburger
Münster eine Festschrift zur Feier des
500-jährigen Bestehens gewidmet haben. Sie ist
das Hohe Lied auf das Ihrer elsässischen Heimat
größtes und erhabenstes Bauwerk.

Es würde zu weit führen, wollte ich Ihr umfangreiches
Wirken in Schrift und Wort auch nur
annähernd ausschöpfen. Von besonderer Bedeutung
ist jedoch eine Grundhaltung in Ihrem
schriftstellerischen Wirken, die überall durch
Ihre Arbeiten hindurchleuchtet. Ihre enge Verbindung
zu Bauern und Winzern hat Ihnen den
Blick geschärft für das große Wunder im Leben
und Weben der Natur und das Wirken einer
höheren Macht. Die Fundierung des Menschen
in seiner diesseitigen Heimat mit dem Blick zur
jenseiitigen Heimat ist Ihr schriftstellerisches
Anliegen. Ich kann es nicht besser ausdrücken,
als Sie es selbst getan haben, wenn Sie schreiben:

„Drum bin ich mit meinem Schrifttum unter
das Volk gegangen und habe nicht nur verstandesmäßig
, sondern auch mit Gefühlswirkung
ihm nahezukommen versucht. Es galt, Geist und

Herz, Verstand und Gemüt zu einer natürlichen
Synthese und Einheit in ansprechender sprachlicher
Form zusammenzuschließen.

Die Menschen der Heimat nicht geschichtlos,
heimatlos, wurzellos werden zu lassen, war und
blieb meine Sorge, die sich auch auf das innere
Wesen des Elsässertums richtete, auf das sakrale,
den religiösen Glauben, dessen Widerschein alle
Grundhaltungen, alle Äußerungen und Entscheidungen
der elsässischen Seele warm umspielt."

In diesem Bekenntnis spiegelt sich der Geist
Hebels als Menschenfreund, Kalendermann, aber
auch als Theologe.

Es ist mir daher eine große Freude, Herr
Professor Lefftz, daß ich Ihnen nunmehr die
Grüße und Glückwünsche des Herrn. Kultusministers
übermitteln und die Urkunde über die
Verleihung des Hebelpreises aushändigen darf.

III

Professor Dr. Lefftz, Straßburg:

Sehr verehrter Herr Minister,
Sehr geehrte Hebelfreunde,
Meine Damen und Herren!

Vor Abschluß dieses schönen Festaktes lassen
Sie mich dem Lande Baden-Württemberg meinen
tief empfundenen Dank aussprechen für die
sehr große Ehrung, die mir durch die Zuerken-
nung und die feierliche Überreichung des Joh.-
Peter-Hebelpreises 1967 erwiesen worden ist.
Herzlich danke ich auch dem Preisgericht und
der Trägerin des Festes, der Gemeinde Hausen,
ferner allen an der Gestaltung dieser glanzvollen
Feier Beteiligten, sowie den festlich versammelten
Hebelfreunden von nah und fern.

Zutiefst berührte mich die großzügige Begründung
meiner Auszeichnung durch den Herrn
Kultusminister, der wahr und treffend meine
Verdienste auch in völkerverbindender Sicht gewürdigt
hat. Und so wird für mich die Beglük-
kung des heutigen Tages in wohltuender Auswirkung
und in dankbarem Gedenken fortdauern
. Sie wird mir frische Arbeitskraft und
Arbeitslust zur Vollendung meines Lebenswerkes
spenden.

Die Hebelpreis-Verleihung dieses Jahres hat
meines Erachtens eine noch viel tiefer und weiter
wirkende Bedeutung. Ist sie doch ein zeitnaher,
völkerverbindender Brückenschlag über den
Rhein. Sie gilt nicht meiner Person allein an und
für sich, sondern auch meiner Heimat und all
denen, die in heimatgebundener Eigenständigkeit
mit mir ihr zugehören. So strahlt die Hebelpreis
-Ehrung über den Grenzbereich der Dreiländerecke
und des Wirtschaftsdreiecks Freiburg-
Basel-Mülhausen weit hinaus bis zur Europastadt
Straßburg im Zeichen des Friedens am Rhein
und im HebeTschen Geist alemannischen Volks-
verbundenseins.

Zur Erfassung der sich im Elsaß ausprägenden
Formungskräfte geistiger und volkhafter
Art und zur Werterkenntnis freundnachbarlicher
Volksverbundenheit suchte ich seit mehr als 50
Jahren forschend und schaffend Bestes und
Dauerhaftes zu ermitteln und klar zu legen, um
damit an einem besseren Europa mdtbauen zu

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