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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1967-06/0010
lut der herren in dem Elsaß und in des von Röteln
land und ein tail in dem Schwarzwald in
einem bund ohn alles ibr herren wissen, das ihr
waren wohl viertausend, und nannten sich Bundschuh
und zogen bis gen Rheinfelden heimlich
und hatten kundschaft auf die Armenjäken. Also
lagen die wohl drei oder vier tag und nächt und
also zogen sie wieder haim und wurden sich zertrennend
von einander und ward jegklicher sinen
henren für sehten und ain loch suchen, das ihm
eben was."

Eberlein meint in der Geschichte von Schopfheim
, daß die Einwohner so gut wie nichts unter
Kriegen zu leiden hatten, da die Markgrafen,
obwohl Lehensträger Österreichs, eine kluge Haltung
einnahmen in den Streitigkeiten zwischen
den Eidgenossen und Österreich. Er muß aber
zugeben, daß die Gegend umsomehr von zahllosen
vagabundierendem Gesindel, Marodeuren
und Zigeunern heimgesucht wurde. Und er
schreibt: „1446 machten auf Osterdienstag 600
Basier einen Streifzug durch das Wiesental bis
nach dem österreichischen Grenzort Zell und
führten 30 Gefangene, darunter den Vogt Schüh-
len von Zell, und 600 Stück Vieh aus der dortigen
Gegend fort."

„ . . . und ward jegklicher sinen herrn fürchten
und ain loch suchen, das im eben was", heißt
es von der Erhebung der Bauern zum Schutz vor
dem Einfall der Armagnaken. Die Bundschuher
wissen, warum sie flüchten, nachdem sie ohne
ihrer Herren Wissen sich zusammengetan haben
mit Spieß und Sense. Schon im Jahre vorher gab
es in Schliengen Zwist zwischen dem Bischof von
Basel, dem das Dorf gehörte, und den Bauern.
Damals, im Jahre 1443, hat dort einer einen
Bundschuh auf eine Stange gesteckt und jeden,
„der in der sache wider unsern gnädigen herrn
sin wollt", aufgefordert, zu dem Bundschuh zu
stehen." Es war der erste Bundschuh am Oberrhein
, das erste Zeichen einer revolutionären Bewegung
unter den Bauern.

Aber auch in den Städten tritt ein Wandel
ein. Im Basler Rat sitzen um 1475 nur noch fünf
Adelsgeschliechter; hundert Jahre früher waren
es dreizehn. Die Zünfte treten an ihre Stelle. Es
ist eine schreckliche Zeit um das Jahr 1440, als
in Basel die Schrift mit dem Namen „reformatio
Sigismund!" geschrieben wird gegen die Kapitalisten
, gegen die Weltkirche, gegen die Leibeigenschaft
. „Dieses Bild einer Stadt, wo im Münster
die Häupter der Christenheit über europäische
Reform beraten, während vor den Toren
der Raubkrieg wütet, in den Häusern die Pestleichen
liegen, auf den Straßen die Bußprozessionen
umherziehen und in den Klostergängen das
große Gemälde des Basier Totentanzes ersteht."

Noch einmal kommt es zu einer letzten
großen Auseinandersetzung zwischen den Eidgenossen
und den Habsburgern. Der Krieg ging
unglücklich für Habsburg aus, und die Eidgenossen
erzwangen im Frieden von 1499 ihre tatsächliche
Lösung vom Reich. In der Markgrafschaft
regierte Rudolf IV. von Hochberg-Sausenberg
1441 —1487. Er war als Erbe des letzten Grafen
von Freiburg im Jahre 1457 in den Besitz der
Grafschaft Neuenburg am See und damit in den

Bannkreis des glanzvollen burgundischen Hofes
gekommen. Nachdem er sich mit der reichen
Margareta von Vienne verehelicht hatte, entfremdete
er sich seiner Heimat immer mehr. Als
Bürger von Bern und Solothurn stand er aber in
den Burgunderkriegen auf Seiten der Eidgenossen
, während sein Sohn Philipp auf burgundischer
' Seite kämpfte und in der Schlacht von Nanzig
in schweizerische Gefangenschaft kam. Unter
dem Einfluß seiner Gemahlin Maria von Savoyen
trat er nach dem Untergang Karls des Kühnen
in den Dienst der französischen Könige. Seine
einzige Tochter Johanna ging ganz im französischen
Wesen auf.

Zwischen den verwandten Häusern Hachberg
und Sausenberg war ein Erbvertrag abgeschlossen
worden. Geplant war eine Heirat zwischen
der sausenbergischen Erbtochter Johanna und
dem Sohn des Markgrafen Christoph von Hachberg
. Als um 1500 deutlich wurde, daß Markgraf
Philipp auf Veranlassunng des französischen Königs
von diesem Erbvertrag Abstand nehmen
wollte, verhandelten Abgeordnete der Landschaft
Rötteln mit Billigung Christophs, aber ohne Wissen
Philipps mit dem Rat der Stadt Basel wegen
eines Schutzbündnisses. Als im September 1503
der Markgraf Philipp starb, verweigerte die
Landschaft nicht nur dem neuernannten hach-
bergischen Landvogt Hans von Mörsberg die
Huldigung auf die Witwe und Tochter ihres bisherigen
Landesherrn. Auf jedes der drei Schlösser
schickten sie zwei ihrer Vögte mit bewaffneter
Mannschaft, um sie dem rechtmäßigen Herrn
zu bewahren. Am 24. September 1503 versammelte
sich die waffenfähige Mannschaft auf dem
Feld bei Tannenkirch, wo ihnen Markgraf Christoph
die Lage erläuterte. Nach einer längeren
Aussprache erklärte er sich gegen Abend bereit,
ihnen ihre alten Rechte, Gewohnheiten und Gerechtsame
zu bestätigen. Darauf huldigten sie
ihm und öffneten ihm die Tore des Schlosses
Rötteln.

So waren von nun an die drei oberen Herrschaften
Bestandteile der Markgrafschaft Baden-
Durlach, gingen später auf in der Markgrafschaft
Baden und wurden zu Napoleons Zeiten mit den
ehedem vorderösterreichischen Gebieten und den
Besitzungen des Hochstifts Basel vereinigt im
Großherzogtum Baden. Was die Männer aus diesem
15. Jahrhundert im Markgräflerland auszeichnete
, war ihr stolzer Sinn, der sie auch dem
Landesherrn gegenüber einen selbständigen
Standpunkt einnehmen ließ. Sie, die Bauern,
hatten in den Burgunderkriegen Seite an Seite
mit den Schweizern gekämpft und sich nicht vor
den Ritterheeren gefürchtet. Das Zeichen des
Bundschuhs in Schliengen und in der Bereitschaft
gegen die Armagnacen hatten auf eine
neue Zeit hingewiesen. In den Städten am Oberrhein
waren die Zünfte auf den Rathäusern eingezogen
.

Es ist die Zeit, in der die großen Münster
entstehen und in ihnen freistehende Plastiken.
Langsam nur wagt der Künstler, sich auf dem
Bild oder in der Ecke der Skulptur neben den
Heiligen zu zeigen. Es ist Zeit der großen Maler
und Bildhauer, jenes Ende des 15. und der An-

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