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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1967-06/0014
Hubert Baum

TUMRINGEN *

Im Vogtshus isch d Amtsstube leer,
Doch s Wappe das tuet üs noh mahne
An d Zit vom Sankt-Gallemer Bär
Un vom gäl-rote badische Fahne.

Jo, menggmol meint me, s syg schad,
Wem mer sieht, wie so stur d Maschine
Dreiht alles mit Triibel un Rad
Un drüllt s in die Mihi Uni.

Doch das isch im Herrgott sy Gsetz:
Nüt stoht un s isch alles im Dreihje; —
Der Bur het e Traktor jetzt
Un cha so viil chummliger maihje.

Ellei uf em Bock isch e Schick.
E paar vo de Bure sin bliibe,
Die andere göhn in d Fabrik,
An Schrubstock, oder go schriibe.

Gang ufe n uf d Lücke un lueg,
Wie d Maschine für sechsi cha fahre,
Kai Ödland — un numme n ai Pflueg!
Un d Ochse n un -d Roß cha me spare.

So schaffe d Räder für d Händ,
Un d Händ sin am Rad un drülle,
Der Mensch bruueht numme n am End
Sy Vörtel, sy Geischt un sy Wille.

Un es dreiht si als wyterscht un s goht,
Was lebt un was schwebt doniide,
Un allwyl chunnt Chummer un Not,
Wem mer wänn, au Freud un Friide.

heim alles auf die öffentliche Aufsicht schieben."
Im Theater spielte man „Lodoiska",Oper v. Cherubini
. Es sang ein Wiener Tenor namens Gott-
danck. Der Bürgermeister Wiesenauer gab
bekannt: „Auf dem Rathaus zu Gräz befindet
sich von Zeit zu Zeit dienstloses Gesindel, die
ihre Dienstlosigkeit mit dem entschuldigen wollen
, daß man so hart Dienst finden könne. Man
macht diese zu dem Ende kund, daß sich Dienstgeber
öfters wegen Überkommung eines oder
des andern Dienstboten auf dem Rathaus erkundigen
wollen, da man wirklich oft in Verlassenheit
ist, für verhaftete dienstlose Personen angemessene
Dienste zu finden." Erschreckend ist
die Feststellung, daß unter 6 Todesanzeigen 5
davon Kinder bis zu 8 Jahren betreffen.

Wenn Charles Dickens es für notwendig hielt,
seine Gedichte von Marleys Geist mit der Feststellung
zu beginnen: Marley was dead, to begin
with; there is no doubt whatever about that, so
mag es erlaubt sein, an den Beginn der folgenden
Auseinandersetzungen den Todesschein zu setzen,
der dem Testament zur Eröffnungsverhandlung
beigelegt war.

Torten-Schein

Unterschriebener beurkundet hiemit aus dem
Hauptstadtpfarrlichen Protokolle, daß der
Wohlgeborene Herr Carl Freyherr von Rosenfels,
pensionirter Großherzoglicher Badischer Obrister
und Kammerherr protestantischer Religion, 57
Jahre alt im Jahre 1811 —Tausend achthundert
und eilf den 9ten September allhier gestorben
und im allgemeinen Kirchhofe, in der Petersgasse
sey begraben worden.

K. K. Probstey, Kreisdechantey, und Hauptstadtpfarre
zum heiligen Blute —
Gratz den 9ten October 1811

Joseph von Gröller
K. K. Insa: Probst und Hauptstadtpfarrer

Es herrscht ein merkwürdiges Dunkel um
diesen Tod. Wir könnten die Ursache seines unseligen
Entschlusses in seiner Krankheit suchen,
die ihn im Frühjahr 1809 zu seinem Urlaubsge-
gesuch nötigte. Der drohende Verlust des größten
Teiles seines Vermögens durch die Währungsreform
Joseph I. mag sich ungünstig auf
seine Gesundheit ausgewirkt haben. Am 10.
August 1811 steigert sich seine Depression zu
Todesahnungen. Vielleicht wird auch schon der
Gedanke in ihm wach, seinem Leben ein Ende zu
setzen. Er schreibt folgende Verfügung nieder:

Graez den 10. Aug. 1811

Der unterzeichnete an der Großherzoglich
Badischen Gesandtschaft an dem Allerhöchsten
Kaiserhofe in Wien angestellte Großherzogl.
Badische Oberste und Kammerherr, ersuchet bey
seinem erfolgten Tode eine verehr!. Abhandlungs-
Instanz ergebenst, die Bekanntmachung dieses
Vorfalles sogleich mittelst Estaffetten an die
Großherzog] ich Badische Gesandtschaft in Wien
zu notificiren und einstweilen nach geschehener
Obsignation keinen weiteren Schritt vorzunehmen
— da mein letzter Wille gedachten Ortes
deponirt ist. —

Mein Leichnam soll auf die möglichst wohl-
feileste Art in aller Stille zur Ruhe gebracht,
der betr. Pfarrer zwanzig Gulden auf h. Messen,
dann der Betrag, was eine Leiche erster Classe
kostet, in zwei gleichen Theilen an die Wittib
und ihre bey denen Urselinerinnen dahier be-
findl. Tochter des verstorbenen Major H. von
Bonkovsky von dem ehmaligen Baden-Durlach.
Regt, eingehändigt werden. Auch ersuche ich
ferner: der Frau Cajetane v. Renner geb. v.
Kallhammer die 2 vorfindl. brillantene Reif-
Ringe und die Brüßler Spitzen, dann der ver-
wittw. Frau v. Cunz geb. v. Dornfeld die brillant.
Ohrringe jeder mit 9 Steinen und meinem Bedienten
Anton Wohak dreyhundert Gulden Bco
Z. zu seiner Rückreise zuzustellen.

Meine Seele empfehle ich Gott, und mich
herzlich dankbar allen Freunden und Bekannten
zu fernerem gütigen und freundschaftlichem
Angedenken.

Carl Frh. v. Rosenfels

Sechs Tage später sieht er in einer Verbindung
mit Antonia v. Cunz eine neue Lebensmöglichkeit
, wenn auch in seiner kurz darauf
an Herrn v. Edelsheim gerichteten Mitteilung

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