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mehr nüchterne Überlegungen zum Ausdruck
kommen. Schon nach drei Wochen wird es ihm
bewußt, wie unmöglich es für ihn ist, dieser Frau
die Last seiner zerstörten Lebenskraft mit aufzubürden
. Er sieht keinen anderen Ausweg mehr
als den Tod. So wird sich wohl das tragische Ende
dieses Mannes eine Woche vor der festgesetzten
Hochzeit deuten lassen.
Es geschah alles nach seinem Wunsche. Der
Sekretär der badischen Gesandtschaft Bougine
legte dem Revisorat des Stadtamtes zu Karlsruhe
einen ausführlichen Bericht über alle ergriffenen
Maßnahmen vor. Es waren sofort aller vorgefundene
Schmuck und alles bare Geld in gerichtliche
Obhut genommen worden. In seinem Testament
hatte v. Rosenfels über die meisten Pretiosen
bereits verfügt. „Nur eine goldene mit Brillanten
verzierte Dose war mehrer Aufmerksamkeit
wert. Das Haus Biedermann & Trebisch, unter
der Tuchlauben beim steinernen Kleeblatt Nr. 270,
hat solche gegen die Summe von 943 fl rheinischer
Währung an sich gebracht." An barem
Geld waren 1391 fl 16 kr. vorgefunden worden.
Bemerkenswerte Schulden wurden nicht eingefordert
und waren auch „bei der strengen Ordnungsliebe
des Verstorbenen nicht zu erwarten.
Die angelegten Kapitalien teilen sich in zwei
Gruppen: in solche, die in der alten Heimat in
klingender Münze angelegt waren: Oberbürgermeister
Griesbach in Karlsruhe 10 500 fl, Markgraf
Friedrich 2000 fl, Stadt Karlsruhe 1500 fl
und eine bad. Obligation zu 1000 fl; dann in
solche, die in Papiergeld in Österreich angelegt
waren: Baron Lederer 7 281,33 fl, Graf Festeticy
7 633,35 fl, Kriegskommissär Lefort 1519 fl, Graf
Palfy 2400 fl und ein Darlehen an Gräfin Traun
zu 30 000 fl alter Währung ä fond perdu, das mit
dem Tod des Erblassers verfallen war. Außerdem
lagen bei seinem Freunde, dem Großhändler
Hippenmeier, noch eine Anzahl österreichischer
Staatspapiere, namentlich eine Anzahl Staatslotterielose
, an denen aber auch der Geheime
Kab. Rat Groos in Karlsruhe beteiligt war. So
ergab sich eine nicht unbedeutende Hinterlassenschaft
, auf die sich eine Schar von Erben Hoffnung
machte und um die ein heißer Kampf
entbrannte.
Am 1. November 1811 wurde in Wien durch den
Legationsrat der, König!. Sächsischen Gesandtschaft
Griesinger und den Kanzlei-Official Seyde
das bei der badischen Gesandtschaft deponierte
Testament feierlich eröffnet, wobei Legationsrat
v. Fabrice die abwesenden Verwandten . vertrat
und der Schwager des Verstorbenen, Handelsmann
Suitder, als präsumtiver Mitinteressent
beigezogen war.
Man glaubt beim Lesen seines Testaments
den vom Tode seiner Frau betroffenen Mann zu
sehen rückschauend sein ganzes Leben überblickend
. Punkt um Punkt gedenkt er seiner
Freunde und fügt später noch in einzelnen Nachträgen
soviel freundliches Gedenken an Menschen
hinzu, die ihm dienten, daß gerade dieses
Testament das Bild eines liebenswerten Menschen
abrundet.
Testament
Mit dem innigsten Gefühle der Dankbarkeit
gegen die Allgütige Vorsehung, die unter so
manchen traurigen Zeitläufen mich huldvoll leitete
, durch das am 6ten Februar d. J. aber erfolgten
Ableben meiner edlen treuen Gattin tief
beugte, erneure ich nun meine letzte Willens-
Meinung durch nachgehendes von mir eigenhändig
geschriebene Testament und will:
ltens Daß mein Leichnam nach kirchlichem
Gebrauche in aller Stille zur Erde bestattet und
dabey zweyhundert Gulden an wahre Bedürftige
vertheilet werde —
2tens bitte: ich, wenn mein Tod dahier erfolgt,
den k. dänischen Herrn Legationsrath von Pil-
gram oder bey dessen Abwesenheit den jeweiligen
Legations-Secretär der Großherz. Badenschen
Gesandtschaft, die Mühe eines Executors Testament
! über sich zu nehmen, und bestimme dafür
zu einem Andenken zweyhundert fünfzig Gulden.
3tens Ersuche ich den Herrn Execut. Testament!
oder eine Löbl. Abhandlungs-Instanz dasjenige,
was zu Befestigung einer letzten Willens-Meinung
landesgesetzlich an Stiftung und anderen
Gebühren für pia corpora vorgeschrieben ist,
abzutragen.
4tens vermache ich dem vereinigten Schulfond
der hiesigen Augsburger und Helvetischen
Confessions-Gemeinde zweyhundert Gulden.
5tens Will ich, daß jedem männlichen Bedienten
einhundert Gulden Legat und für jedes
Dienst jähr, so er bey mir zugebracht, dreißig
Gulden, und denen weiblichen Dienstboten ein
Legat von hundert Gulden, dem Bedienten
Anton Wohak aber noch ins besondere eintausend
Gulden frey zugestellt werden.
6tens Sollen dem zu Candern im Großherzogtum
Baden bey dem Herrn Vogt Cammüller befindlichen
Wilhelm Roth dreytausend Gulden
Übermacht werden.
7tens Meinem schätzbaresten Freund, dem Gr.
H. Badischen Herrn Geh. Rath Schrikel vermache
ich zu einem Angedenken eintausend Gulden
nebst meiner goldenen Repetier Uhr.
8tens Der Frau GHofrätin Griesbach geborene
Hemling soll meine Sack-Uhr mit dem Motto —
Gedenke an den Tod — und fünfhundert Gulden
zugestellt werden, und bekräftige ich anbey die
ihrem Herrn Sohn, OBürgermeister Griesbach
gegebene Zusicherung wegen der Rückzahlungs-
Erleichterung eines etwa von mir in Händen
habenden Capitals.
9tens Sind dem Großh. Badischen Herrn
GHofr. und Bibliothecair Hemling dreyhundert
Gulden zu einem Andenken zu übergeben.
lOtens Vermache ich der Wittib des ehemaligen
Badischen Herrn Residenten am Wiener Hofe
v. Stockmayer, eine geborene v. Stettner, meinen
Ring von Aquamarin Stein — mit Brillanten
carmisirt.
Iltens Herr Fort. v. Spoek in Graz soll meine
kleinere goldene Tabatiere ohne Brillanten zum
- dankbaren Andenken eingehändigt und alle noch
von ihm in Händen habenden Medicinen zurückgestellt
werden.
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