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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1967-06/0017
der sog. „Judenabgaben" bildete eine willkommene
Finanzquelle für die vielfach leer gewordene
fürstliche Schatulle.

Unter den alten ehemaligen Judensiedlungen
Süddeutschlands nimmt Sulzburg eine besondere
Stellung ein. Nicht nur die Tatsache, daß Sulzburg
einen sehr alten — wohl infolge seiner Ab-
gelegenhedt — noch erhaltenen Judenfriedhof
aufweist (bis 1938 wurden auf ihm die Toten
bestattet (4), sondern auch der Umstand, daß seit
1528 bis 1940 mit Ausnahme der Zeit des 30jäh-
rigen Krieges Juden ununterbrochen in Sulzburg
gewohnt haben, dürfte die Bedeutung Sulzburgs
als Judenschutzplatz erklärlich machen. Sulzburg
ist ein Schulbeispiel dafür, daß sich infolge
de»r territorialen Zersplitterung Deutschlands in
früheren Jahrhunderten, die eine eigene Judenpolitik
der kleineren Fürsten bedingte, und auch
infolge der loyalen Haltung des den Juden wohl-
gesinnnten Hauses Zähringen, Juden relativ lange
und in großer Zahl (1932t noch 10% der Bevölkerung
) in Salzburg aufhalten konnten. Möglicherweise
trug dazu auch seine Abgelegenheit
bei, die aber doch eine leichte Erreichbarkeit der
größeren Städte Freiburg und Basel zuließ.

Wann sich die ersten Juden in Sulzburg angesiedelt
haben, ist urkundlich nicht bekannt. Aber
es muß bereits 1528(5) gewesen sein. Denn schon
im Jahre 1537 erneuerte Markgraf Ernst von
Baden ihnen, die dort 7 eigene Häuser bewohnten
, bis auf Widerruf das freie Geleite, schärfte
ihnen aber bei schwerer Strafe ein, christlichen
Untertanen nichts zu leihen (6). Sie mußten allerdings
als „ Schutz juden" ein Schutzgeld bis zu
40 fl. und als Naturalentgelt „24 Ellen guten Sam-
met oder Damast, von wölcherley Färb wir die
haben wollen" entrichten (7).

In den Jahren 1543 —1545 erhielten folgende
Juden den Schutz von Sulzburg (8):

Name Datum Jährliches Dauer des

Schutzgeld Schutzes

Jsayas 18. Juli 1543 40 Gulden 4 Jahre

24 Ellen Sammet welche sich um

je 4 Jahre verlängern
, falls
nicht gekündet
wird

Mardago Fastnacht 1544 80 Gulden 12 Jahre

und Leoman 40 Ellen Sammet

Jössli samt 22. Sept. 1544 40 Gulden 12 Jahre

seinem Sohn 24 Ellen Damast

24 Ellen Sammet

Baruch Michaeli 1545 40 Gulden 4 Jahre

24 Ellen Sammet mttVerlänge-

rung um
je 4 Jahre

Isayas war trotz Hausverkaufverbotes Hausbesitzer
in Sulzburg. Mardago hatte kraft der

4) Otto Stobbe: Die Juden in Deutschland während des Mittelalters,
Braunschweig 1866, Seite 146: „Es hatten nur die angeseheneren,
größeren Gemeinden einen eigenen Begräbnisplatz; dort begruben ihre
Toten auch die in der Nachbarschaft angesessenen Juden." Die Juden
Müllheims wurden bis 1850 auf dem Sulzburger Friedhof beerdigt.

5) GLA Abt. 67/101 fol. 113 Kopialbuch; Adolf Lewin: Juden in Freiburg/Br.,
Trier 1890, Seite 60

6) ebenda GLA 67/101

7) GLA Abt. 67/101, Fol. 116, Kopialbuch

Die Juden in Baden und auch in Sulzburg scheinen unter den Wirren des
Bauernkrieges nicht gelitten zu haben (Karl Seith: Das Markgräflerland
und die Markgrafschaft im Bauernkrieg des Jahres 1525, Karlsruhe 1926,
Seite 56).

8) GLA67/101, Fol. 114-131, Kopialbuch

Heinrich Rombach
zum Gruß

Mit herzlichen Glückwünschen gedenken wir des Verlegers
unsrer Markgrafschaft Herrn Heinrich Rombach und
schicken ihm herzliche Grüße zu seinem 70. Geburtstag.
Ohne seine großzügige Geduld und seine freundliche Betreuung
, sein Verständnis für die Aufgabe und seine Freundschaft
wäre es uns in dieser Notzeit geistiger Belange
nicht möglich, unsre Arbeit fortzusetzen, die engen Verbindungen
zu unserm Nachbarland Elsaß, hinüber zur Schweiz,
mit Österreich, zum Osten, zu dem übrigen Deutschland und
den in den Ländern Europas und in der Übersee verstreuten
Markgräflern zu pflegen. Während alle Kosten steigen,
die Einnahmen zurückgehen, wäre ohne sein Verständnis,
das es versteht alte verlegerische Ideale mit zeitgebundenen
Notwendigkeiten zu einem verantwortungsbewußten
Handeln zu verbinden, wäre ohne seine Opfer das Ringen
um die Existenz hoffnungslos. Wir sind ihm stets für diese
Haltung in Dank verpflichtet. Ich möchte mich persönlich in
die besten Wünsche und die Versicherung steter Freundschaft
einschließen. Konstantin Schäfer

Bewilligung nur das Recht des Wohnens im
Hause seines Vaters Isaak zu Sulzburg. Leoman
wohnte in Wolfenweiler. Mardago kaufte später
ein eigenes Haus mit Scheuer in Sulzburg, ohne
Erlaubnis des Markgrafen. Denn den Juden von
Sulzburg war verboten, „liegende Güter" d. h.
Liegenschaften zu erwerben. Mardago (erhielt
eine Bestrafung, er soll aber „unterthäniglich"
den Markgrafen um Entschuldigung gebeten
haben, worauf ihm „gnädiglich gegönnet wurde,
zum Verkauf seines Hauses zu schreiten."

Jössli und sein verheirateter Sohn waren in
einem Hause in Sulzburg niedergelassen. Sie
hatten alljährlich „uff die Frankfurter Herbstmesse
" ihr Schutzgeld zu entrichten.

Die Juden Isayas und Jössli erhielten in ihren
Schutzbriefen die Erlaubnis in ihren Wohnungen
„eines jeden Jahrs auf den langen Tag (höchster
Feiertag der Juden) eine Schul oder Synagog
(Schul = identisch mit Synagoge) aufzurichten
und dazu einen Vorsinger oder Schulmeister zu
halten, der sie, ihre Weiber, Kinder und Gesinde
nach ihrem Gehrauch und ihrer Gewohnheit
lehre, samt des Vorsingers Weib und Kinder in
ihren Behausungen bis zum Ausgang ihrer
Schutzzeit." Auf Sonntag Exaudi 1546(9) bewilligte
Markgraf Ernst von Baden generell den Juden
von Sulzburg dieses Recht.

Uber die Bedeutung Sulzburgs als Juden-
schutzort sind wir auch durch das Reformationsprotokoll
vom 2. November 1556 unterrichtet (10).
Dieses besagt in § 5: daß die Stadt 50 Hofstätten
habe, „darunter bey sieben Häuser von den Juden
bewohnt" und in § 9: „Wiedertäufer, Zauberer
, Teufelsbeschwörer hätten sie nicht, aber viel
Juden."

9) GLA 67/101, Fol. 131, Kopialbuch

9) 1576 werden folgende Juden als in Sulzburg ansässig genannt: Eberlin,
David (Rabbiner); Josslin, Morchi; Jakob, Itzig; Liebmann, Dreyfuss (Joh.
Vetter's Nachlaß: Materialiensammlung zu einer Geschichte der Stadt und
des Klosters Sulzburg, GLA 65/1069 I); auch ein elsässischer Jude, Gerson
aus Türckheim erhielt den Schutz von Sulzburg. Er ließ sich allerdings
(Aufenthalt in Sulzburg 31. Juli 1572) 1575 in Dachstein (Elsaß) wieder
nieder (GLA 67/101, Kopialbuch)

10) Erste Kirchen-Visitation in der Herrschaft Badenweiler anno 1556,
GLA 108/107, Fol. 9r

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