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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1967-07/0006
ganz und gar historisch nichts wissen. Wir erhalten statt
des wirklichen Jesus in Nazäreth einen Schmidtischen
Jesus zum Vorbild. Wenigstens kann man den Verfasser
bei jedem Wort fragen: Woher weißt du das? — c) Gar
oft, wenn er in die gute Laune des Predigers kommt,
findet er kein Ende und preßt den Apfel bis zur trockenen
Trester aus. Man glaubt bisweilen nicht mehr Gedichte
, sondern Betstundenvorträge über geschichtliche
Texte zu lesen ...

Sprecher: Nun folgt ein echt Hebelscher Grundsatz, anwendbar
und von Hebel angewendet in Katechetik, Pädagogik
und Epik:

Hebel: Je kürzer, glaube ich, je körniger und sententiöser
solche Bemerkungen sind, desto fruchtbarer. Es ist zweierlei
, einzelne Fruchtkörper quasi aliud agendo in das
aufgelockerte zarte Gemüt legen, — und die ganze Erde
darauf schütten. Aber das Erstere ist das Bessere. Die
Ernte wachst inwendig ... (Schluß folgt.)

Paul Stintzi, Mülhausen:

Kufadj am $u|s btv Uogefen

Die elsässische Weinstraße durchzieht das
Städtlein Rufach südlich Colmar am Fuß der
Vorhügelzone der Vogiesen. Gar viele fahren
durch Rufach an den Sonntagen oder in der Ferienzeit
, ohne hier leider anzuhalten und sich
das Münster und die alten Häuser und Höfe anzuschauen
, aus denen die bewegte Geschichte
dieses Fleckens zu uns spricht.

Aus Rufachs Vergangenheit

Unweit .der Öffnung -des interessanten und
landschaftlich reizenden Sulzmattertales in die
elsässische Ebene hat sich Rufach gebildet. Ein
Dinghof aus alemannisch-fränkischer Zeit war
des künftigen Rubeacum Ursprung; so heißt die
Siedlung in vergilbten Schriften, vielleicht von
dem hier in die Lauch mündenden Rot- oder
Ohmbach, der bei hohem Wasser vom Sandstein
des Sulzmatter Tales rötlich gefärbt ist. Der
Dinghof kam im 7. Jahrhundert an den Straßburger
Bischof. Er lag am Fuß der Isenburg, eines
heute mit Reben bepflanzten Hügels, der damals
vielleicht schon eine befestigte Anlage trug.
Jedenfalls stammen die Fundamente des heutigen
schloßähnlich gebauten Hauses aus dem frühen
Mittelalter. So bildete sich die Legende, die
in Varianten auch in Ebersmünster bei Schlett-
stadt und in Beromünster in der Schweiz vorkommt
: ein Königssohn, — hier der Sohn des
Merowingers Dagobert, - sei auf der Jagd schwer
verunglückt, aber Bischof Arbogustus hätte ihn
geheilt und zum Dank das ganze Gebiet um Rubeacum
, die Isenburg, das Sulzmattertal erhalten
, das Territorium der Straßburger Bischöfe,
zu dem später noch die Gegend um Sulz (bei
Gebweiler) und das Rimbachtal am Fuß des großen
Belchen kam. Das Obermundat nannte man
es, das bis 1790 bestand und dessen Mittelpunkt
Rufach war (in kirchlicher Beziehung -unterstand
es aber, wie das ganze Oberelsaß bis zur Revolution
dem Bistum Basel).

Um den ursprünglichen Dinghof bildete sich
eine Siedlung, in der manches Kloster begütert
war. Wenn es in Rufach ein Landelinsgut, ein
Rebgelände gibt, das Clos St Landelin heißt, so
erinnert dessen Name an einen Freihof der Abtei
Ettenheimmünster; die elsässischen Klöster
Eschau, Murbach, Unterlinden (Colmar), Pairis,
die Schweizer Klöster Schönenwerd bei Aarau

und Klingental (Basel) waren neben andern hier
begütert. In Rufachs Kirche haben die Frauen
die rechte Seite des Schiffes inne, — sonst das
Vorrecht der Männer, — und das, so behauptet
die Sage, weil die Frauen des Städtleins die Burg
erobert und einen Vogt vertrieben, indes die
Männer sich feige benommen hätten! Dasselbe
Vorrecht haben aber die Frauen auch in Sulz und
im unterelsässischen Dachstein, wo auch ähnliches
erzählt wird, das mehr der Sage als der Geschichte
angehört.

Weil im Kampf um die Kaiserkrone Rufach
durch Philipp von Schwaben geplündert worden
war, ließ der Bischof die Isenburg befestigen,
auch das Städtlein mit Wall und Graben umgeben
. 1238 nannte es sich „oppidum Rubeacum",
befestigte Stadt. Sie entwickelte sich um die romanische
Liebfrauenkirche. Des Bischofs Vasallen
, aber auch Handwerker, Bauern und Rebleute
ließen sich hinter den schützenden Mauern
nieder; durch fünf Tore konnte man die Stadt
betreten. Auf der Isenburg saß der Vogt des
Bischofs. Während im Kriege Albrechts L, des
Habsburgers, gegen Adolf von Nassau, das
bischöfliche Sulzmattertal schwer durch den Pfir-
ter Grafen, Adolfs Verbündeten, verheert wurde
(1298), hielt Rufach der Belagerung stand.

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts brach in
Rufach eine schwere Judenverfolgung aus; auf
der „Judenmatte" wurden die Juden verbrannt.
Noch heute kann man in einem Bauernhof Reste
der um 1280 erbauten Synagoge, der ältesten
nach der Wormser, sehen; bis heute wohnten
keine Juden mehr in Ruf ach. Vergebens belagerten
die Armagnaken die Stadt (1444), aber zwei
Jahrhunderte später erfuhr Ruf ach im Dreißigjährigen
Krieg die furchtbare Heimsuchung
durch Schweden, Lothringer und Franzosen,
nachdem schon vorher die Pest unheimlich viele
Opfer gefordert hatte.

Es ist begreiflich, daß das bischöfliche Städtlein
mehrere religiöse Niederlassungen aufwies.
Die älteste war das durch ein lothringisches Kloster
um 1183 gegründete Priorat der Benediktiner
, St. Valentin, das zuerst neben der Isenburg
stand, aber1 schon bald an den Fuß derselben verlegt
wurde. Es war berühmt als Wallfahrt zum
hl. Valentin, besonders gegen Epilepsie oder „St.
Veltens Weh", und hatte ein Spital für Epilepti-

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