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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1967-07/0009
Nach 1920. nahm sich der
Rufacher Bürgermeister,
der Historiker • Theobald
Walter, dieser Kirche an
und ließ sie gründlich renovieren
, aber im letzten
Krieg wurden durch Bombenwurf
die Fenster und
das Dach schwer beschädigt.
Es vergingen Jahre bis endlich
diese Schäden behoben
wurden, doch befindet sich
das Innere der ehemaligen
Barfüßerkirche noch immer
in einem bösen Zustand.
Vor Jahren hat man einige
Fresken freigelegt, — die
eine vermutlich aus dem
15., die anderen aus dem
18. Jahrhundert. Den Altar
im Barockstil schmückt
ein Gemälde eines Johann
Reissmüller aus Friedberg
(1710).

Prächtige Skulptur im Chor des Münsters

Aufn.: A. Sdiwobthaler, Zillesheim

Die Kirche birgt zahlreiche Grabsteine, war sie
doch nicht nur die Nekropole der Deutschritter
von Ruf ach, sondern auch die des Adels der ganzen
Gegend. Im Städtlein selbst wohnten zahlreiche
Adlige oder waren hier begütert. Oft standen
sie im Dienst des Bischofs: die Andlau,
Hattstatt, Reinach, Laubgassen, Stör und Flachslanden
, um nur diese zu nennen.

Rufach lernt man kennen, wenn man gemächlich
durch die Hauptstraße zieht, von der
Barfüßerkirche bis zum ehemaligen Tor unter
der Isenburg. Prächtige alte Häuser und Höfe
im spätgotischen und Renaissance-Stil stehen
hier, mit Wappen und der Jahreszahl geschmückte
Erker und Schwibbogen und hohen Dächern.
Nur die Isenburg ist nicht mehr, sie mußte einem
Bau aus dem letzten Jahrhundert weichen, der
im nachgeahmten schloßähnlichen Stil errichtet
wurde. Aber auch in die Nebenstraßen und Nebengassen
muß man gehen, Haus um Haus sich
ansehen. Manchen Turm mit Wendeltreppe wird
man entdecken, manchen malerischen Hof finden,
hier und dort auch einen alten Brunnen, nicht
zuletzt den Renaissancebrunnen des Straßburger
Bischofs Wilhelm von Honstein aus dem Jahre
1534. Und schließlich verfehle man nicht, den
Weg vom Münsterplatz um das Städtlein zu nehmen
, den Weg auf dem alten Wall unter den
mächtigen Bäumen. Dann erst entdeckt man das
erkerreiche Rufach mit seinem Reichtum an
historischen Bauwerken und seinem sich immer
wieder öffnenden Blick auf das Münster.

Rufach liegt an der Weinstraße. Der Rebbau
wird an den Hängen der Vorhügel der Vogesen
eifrig gepflegt. Der „Haulacker" ist ein guter
Tropfen. Nicht umsonst sieht man in einer Gasse,
die in die Reben führt, an einem Haus ein urgelungenes
Relief: St. Urbanus, der letzte Eisheilige
, segnet im Vordergrund die Weinfässer, seine

Tiara sitzt ganz seltsam auf seinem Kopf, und
auch sein Gesicht verrät einen „weinseligen" Ausdruck
. Ein Männlein auf den Fässern symbolisiert
wohl das Weinteufelchen, das dem schon
manchen Streich gespielt, der allzuviel ins Glas
geschaut hat, — selbst wenn es kein Gewürz-
traminer war...!

Im letzten Jahrhundert und bis nach 1870 war
Rufach bekannt durch seine Orgelfabrik Callinet,
aus der zahlreiche und ausgezeichnete Orgeln
hervorgingen, die bekannteste jene, die vor
einem Jahr in Masmünster durch eine Feuersbrunst
mit der Kirche unterging. Heute ist auqh
der letzte Rest der Callinet-Werkstatt verschwunden
. Der Großvater des berühmten Organisten
und1 Komponisten Widor, der kurz vor 1939 starb,
arbeitete bei Callinet.

Rufach, allwo die Landwirtschaft noch geachtet
ist, zählt unter seinen Söhnen Fr. Jos. Le-
febvre, der es vom einfachen Soldaten der Revolutionsarmeen
zum Marschall unter Napoleon I.
gebracht hat. Er erhielt vom Kaiser den Titel
eines Herzogs von Danzig, weil er diese Stadt
erobert hatte. Er erhielt von der Danziger Bevölkerung
einen Ehrensäbel, weil er bei der Verteidigung
der Stadt (1813—14) stets seinem verständnisvollen
, tief menschlichen Wesen treu
geblieben war. In die Literatur ging er durch
seine Frau, einem einfachen Mädchen aus Altenbach
, dem Bergdörflein am großen Belchen ein,
das die Wäsche des damaligen Sergeanten Lefe-
bvre in Paris besorgte. „Madame Sans-Gene",
hieß man sie am Kaiserhof, als ihr Gatte Mare-
chal geworden war. Denn ohne Scheu gab sie
selbst Napoleon I. schlagfertig Antwort, wenn
es sein mußte, und stets hatte sie die Lacher,
auch den Kaiser, auf ihrer Seite. Sartou hat sie
in einem Lustspiel „Madame Sans-Gene" verewigt
, das auch in deutscher Sprache um 1900
viel Erfolg hatte.

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