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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1967-07/0016
Vieh zu verkaufen und so bares Geld in die Hand
zu bekommen; wenn man die Juden aus dem
Lande ausschließe, so müßten die Untertanen die
Juden unter Kosten außer Landes aufsuchen, wie
ja bereits im 15, Jahrhundert die an Zahl und
Geld reichen Juden von Straßburg mit den Markgrafen
in vielfacher Beziehung standen: sie liehen
ihnen Geld. „Raiffeisenkassen" und landwirtschaftliche
Organisationen zur Pflege des
landwirtschaftlichen Kredites gab es damals noch
nicht, und so waren die Juden vielfach Darlehensgeber
der Landwirte. Bald kamen wieder
Juden ins Land, besonders aber wuchs ihre Zahl
unter der Regierungszeit des Markgrafen Karl
Wilhelm, der von 1709 bis 1738 regierte.

Die Juden Sulzburgs, die anfangs 7 fl. 30 kr.
Schutzgeld bezahlten, hatten um 1739 bereits 30
Gulden Schutzgeld, in Lörrach 40 und in Müllheim
25 Gulden zu bezahlen. Aber man vergaß
auch nicht die Juden zu allen möglichen und unmöglichen
Abgaben heranzuziehen, obwohl sie
nur ganz beschränkte Rechte hatten. Sie waren
rechtlich im Staate geduldete Untertanen (15),
die zwar dessen Schutz genossen, aber nicht Mitglieder
der bürgerlichen Gesellschaft. Ihre Duldung
war die eingeschränkte, unvollkommene
und von der bloßen Gnade des Fürsten abhängige
Toleranz. In Baden-Durlach war seit dem 23.
Januar 1747 bestimmt, daß sie hoffen durften ein
Kind in Schutz, zu bringen. Die von der Obervormundschaft
und Landesadministration erlassene
gedruckte Verordnung Karlsruhe, 13. Febr. 1745,
resp. 23. Januar 1747, rät in § 12: „Da nur einem
Kinde die Gnade des Schutzes zuteil wird, ihre
Kinder, sobald Alter und Kräfte es zulassen, bei
Anderen unterzubringen" (16).

----- (Fortsetzung folgt.)

15) GLA Abt. 229, Judensachen Sulzburg. „Die Bitte des Schutzjuden
Menke Bloch um Schutzaufnahme seines zweiten Sohnes: mein ganzes
Glück hängt von dieser höchsten Gnade ab."

16) Carl Friedrich Gerstlacher: Sammlung aller Baden-Durlachischen Anstalten
u. Verordnungen, Frankfurt und Leipzig 1774, Band 3, Seite 281.

Dr. Theodor Kurrus, Tunsei:

^rtege^ug bec 6i'bgeno(Ten 1445 in bzn 3rei'6gau

. Längst vergessen und in keinem neueren Ge-
schdchtswierk zu finden ist der Kriegszug der den
Baslern zu Hilfe gekommenen Eidgenossen in
den Breisgau im Jahre 1445, um sich für ihre Niederlage
am 26. August 1444 bei St. Jakob vor Basel
zu rächen. Der Verfasser war beim Quellenstudium
zur Basler Patrizierf amilie v. Tunsei im
Urkundenbuch der Stadt Basel1 auf eine
„Richtung" zwischen Basel und Österreich gestoßen
, die 1447 in Colmar stattfand2; Basel wurde
durch diesen Spruch von der zur Last gelegten
Kirchenschändung in Tunsei freigesprochen. Zwei
Jahre später verzichteten zwei Angehörige der
Basler Patrizierfamilie v. Tunsei zusammen mit
vielen anderen auf Schadloshaltung durch das
Haus Österreich3. Ein Artikel unter der Überschrift
„Kirchenraub in Tunsei" berichtete hierüber
in der Badischen Zeitung (Nr. 148 v. 1. Juli
1966)4. Leider passierte der Redaktion das Mißgeschick
, daß sie im Untertitel das Jahr 1447
nannte, gegen die Absicht des Verfassers, der
diese Frage' nicht mit dieser Präzision zu beantworten
wagte, sondern mit der Erörterung der
möglichen zeitlichen Einordnung des bis dahin
nicht oder kaum bekannten Krieges in den geschichtlichen
Zusammenhang begnügte. Er kam
zum Ergebnis, daß es sich um ein Nachgeplänkel
im Anschluß an den sogenannten Alten Züricher
Krieg handeln müsse, durch welchen Österreich
im Bunde mit Zürich, das aus der Eidgenossenschaft
ausbrechen wollte — während sich umgekehrt
Basel von Österreich lossagte — seine frühere
Stellung in der Schweiz zurückgewinnen
wollte. Aus der Baderschen Geschichte der Stadt
Freiburg entnahm er die beiden Termini a quo
und ante quem, 1443 und 1446, Jahre, in denen
Freiburg sich militärisch rüstete5, und aus der
St. Trudperter Chronik des Keraslithus, die Nachricht
, daß zwischen 1435 und 1455 Kirche und
Kloster im Münstertal, durch Krieg und Brand
zerstört, einen Neubau erfordert hätten6. Es
schien, daß die Basier mit ihrem „zöge in das
Briszgöuwe"7, vielleicht unter dem frischen
Eindruck ihrer Niederlage auf dem Birsfeld, einen
Überraschungsangriff auf die zaudernden
Österreicher vor hatten, welche ihrerseits sich
mit einer Menge von Fürsten zu einem Reichskrieg
„gegen die Schweizerbauern" als Feinde
des Adels verbündet hatten.

Nun fiel dem Verfasser im Pfarrhaus in Masmünster
noch einiges an die einstige Zugehörigkeit
des Sundgaus zum Bistum Basel erinnert, die
Basler Chronik des Christian Wurstisen8 in die
Hände, die hierzulande kaum jemand kennt.
Mathematikprofessor an der Basler Universität,
hat sich Wurstisen mit unermüdlichem Fleiß an
das Studium aller erreichbaren Quellen zur Geschichte
Basels und dessen Umgebung gemacht,
und eine Chronik geschrieben, die zunächst bis
1580 geplant war, aber durch einen gleichzeitig
gedruckten und beigebundenen Nachtrag bis 1600
fortgeführt wurde. Hier nun im 43. Kapitel des
5. Buches behandelt er „Etliche Kriegsreisen, welche
sich in dieser offenen Feindschafft zugetragen;
Erkanntnuß wider die Edelleute, so den Delphin
in das Land practicieren geholfen, und demselbi-
gen Fürschub gethan"9. Es ist das Jahr 1445,
von welchem Wurstisens Chronik berichtet.

„Als sich der Sonntag nächst vor Johannis10
genahet" fand die Wahl des neuen Stadtregiments
statt. Der Rat bat die bisher ausgeschlossenen
Ritter und Achtburger wieder mitzumachen. Zum
neuen Bürgermeister wurde Ritter Arnolt von
Rotberg gewählt. Aus der Ritterschaft wurden
ihm beigeordnet Hans Rot und Henman Offenburg
; von der „Stube": Conrad von Lauffen,

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