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der Vestung schössen mit Tarres-Büchsen herab,
welche doch kein andern Schaden thäten, dann daß
zwey arme Kinder dadurch umkamen. Mornderigs
steckte man auch alten Pfirt mit Ferner an, keh-
rete also ohnbeschädiget wiederum heim."
„Den 27. Tag dieses Monats kam ein Haufe
aus dem Breißgow für minder Basel16a, entfüh-
rete 200 Stück Vieh.jedoch ließen sich die
Kleinbasler Bürger dadurch nicht herauslocken;
nur einige schössen beim Hochgericht auf die
Österreicher, „trafen aber nicht zusammen." Der
Feind zog unterrichteter Dinge nach Riehen und
verbrannte den Meierhof der Klosterfrauen von
Klingenthal in Basel bei Otlingen.
Soweit die kriegerischen Ereignisse des Jahres
1445. Im Jahr darauf kam es zu einem Bündnis
zwischen den Fürstenhäusern vpn Österreich,
Bayern, Brandenburg, Baden und Württemberg
und es wurde Reichskrieg „gegen die Schweizerbauern
, diese Unterdrücker des Adels, der Ritterschaft
und aller Ehrbarkeit" beschlossen. Ein
Reichsheer von 800 Rittern und 16 000 Fußknechten
sollte aufgestellt werden. Die Herrschaften
und Städte der österreichischen Vorlande, vor
allem Fneiburg, sollten in einem genauen Verzeichnis
alle Schäden, welche sie durch die
Schweizlerkriege seit dem letzten Frieden von
1394 erlitten hatten, zusammenstellen17. Der En-
sishfcimer Frieden vom 28. Oktober 1444 war
bekanntlich nur zwischen dem französischen
Dauphin und den Eidgenossen geschlossen worden
. Mit Österreich-Habsburg ebenfalls Frieden
zu schließen, bemühte sich der Bischof von Basel
als Vermittler vergebens. In Colmar wurde sodann
1447 der schon erwähnte Urteilsspruch gefällt
, die sog. „Richtung" zwischen der Schweiz
und den vorder österreichischen Ständen. Im 33.
Artikel der österreichischen und in einem besonderen
Artikel der Breisacher Klageschrift wurde
der Kirchenraub in Tunsei ausführlich zur Sprache
gebracht. Die Basler bestritten nicht, daß einige
ihrer Leute die Kirche aufbrachen und einen
Kelch und andere „Gottesgiezierde" mitnahmen,
wohl aber, daß sie den Befehl dazu gegeben hätten
. Sie hätten vielmehr diese Kirchenschändung
bedauert und einige ihrer Leute bestraft und vor
allem den geraubten Kelch zurückgegeben. Daß
sich Breisach ins Mittel legte, wurde damit begründet
, daß Tunsei und dessen Kirche Eigentum
Breisacher Bürger sei. Ganz allgemein wurden in
der Antwort der Basler auf den 32. Artikel der
österreichischen Klageschrift alle „Schädigungen"
der Herrschaft als normale Folgen der Kampfhandlungen
bezeichnet. Da es nach Ansicht der
Spruchrichter in Colmar die „Herrschaft" (Österreich
) nicht beweisen konnte, daß es sich um gezielte
Zerstörungsmaßnahmen handelte, mußten
die Basler vor dem Recht von der Klage für „entprosten
" (= entbresten = der bresten = Beschwerden
entledigt ~ freigesprochen) erklärt
werden18.
Österreich war mit diesem Spruch nicht zufrieden
und unternahm Schritte, die mir im einzelnen
nicht bekannt sind, aber die Wirkung
hatten, daß am 6. Juni 1449 eine Reihe Basler
Bürger und Patrizier, an ihrer Spitze der einflußreiche
Finanzmann Kaiser Sigismunds, Henmann
Offenburg — von dem, wir oben schon hörten —
und weitere Bankiers, Advokaten und Klosterverwalter
, eine Priorin, etliche Metzger, der
Glockengießer Johannes Peyger, die Patriziierin
Mechtild v. Tunsei und ihr Sohn Leonhard v.
Tunsei19 und andere vor dem bischöflichen Offi-
zial (Richter) von Basel auf die durch die Stadt
Basel in ihrem Namen in Colmar geltendgemachten
Klagen gegen die österreichische Herrschaft
verzichteten20. Es wurden also die beiderseitigen
Ansprüche auf Kriegsentschädigungen durch gegenseitiges
Aufrechnen und Verzichten erledigt.
Mit Kaiser Sigismund war eine neue Zeit angebrochen
und für eine Weile war Ruhe. Erst im
Waldshut er Krieg errang Habsburg 1468 einen
Sieg über die Eidgenossen. Am Rande ergibt sich
noch für die Geschichte von St. Trudpert, daß der
unter Abt Pauli. (1435-1455) v.Keraslithus (Hornstein
) erwähnte Neübau des durch Krieg und
Brand zerstörten Klosters, den Dekan Willibald
Strohmeyer und Werner Sebert21 bestreiten, jedenfalls
nicht durch den Kriegszug der Basier in
den Breisgau ausgelöst wurde. Andererseits aber
ist erwiesen, daß es um diese Zeit tatsächlich
einen Krieg mit vielen Bränden gegeben hat, so
daß man die Nachricht des genannten Chronisten
Keraslithus nicht wegen der von ihm erwähnten
Kriegseinwirkung als unhistorisch abtun kann.
Anmerkungen
1 Bd. V—IX.
2 Ebd. Bd. VII Nr. 143, S. 217 ff, bes. 223 und 244.
3 Ebd. Bd. VII Nr. 201, S. 349.
4 Ausgabe Mü S. 21.
5 Joseph Bader, Geschichte der Stadt Freiburg. Nach den Quellen bearbeitet
. Bd. I, Freiburg 1882, S. 397 ff.
6 Willibald Strohmeyer, Die politischen Schicksale des Klosters und
der Herrschaft St. Trudpert im Laufe der Jahrhunderte, im Freiburger
Diözesanarchiv 60 (NF 33, 1932), S. 176 ff.
7 Urkundenbuch der Stadt Basel, Bd. VII Nr. 143, S. 223, Zeile 16.
8 Christian Wurstisen, Baßler Chronick, darinn alles, was sich in obern
Teutschen Landen, nicht nur in der Stadt und Bistume Basel, von
ihrem Ursprung her, nach Ordnung der Zeiten, in Kirchen- und Welthändeln
, bis in das 1580. Jahr, gedenckwürdiges zugetragen; sondern
auch der Eydgenoßschaft, Burgund, Elsaß und Breißgow, als beylie-
gender Landschaften, miteingemischte historische Sachen (soviel denn
• in menschlicher Wissenheit verblieben) wahrhaftig beschrieben. Sammt
vieler Herrschaften und Geschlechtern Wappen und Stammbäumen
aus unzahlbarlicher Menge Scribenten, Briefen, Büchern, Schriften
und Verzeichnussen, mit Fleiß und mühseliger Arbeit weither zusammengetragen
. Bd. I (S. 1—444), Basel bei Emmanuel Thurneysen 1765,
Bd. II (S. 445—707 u. Forts. 1580—1600) Basel 1772.
9 Bd. I S. 416 ff.
10 20. Juni 1445.
11 Mittwoch vor St. Magdalenenabend, a. a. O. S. 418.
12 Die Vogtei über Tunsei gelangte 1401 aus der Hand des Ritters Werner
v. Weisweil an den Basler Patrizier Götzmann Münch v. Münchenstein
, dessen Witwe Margarete v. Bärenfels sie nach dem Tode
ihres Mannes (1422) sie in Dritteln veräußerte. Ein Drittel erwarb
St. Trudpert, eines Kunmann v. Bolsenheim und eines an Werner von
Pforr, welche schon 1417 das renovierte, für Tunsei wichtige Krozin-
ger Dingrodel unterzeichneten. Das Pforrsche Drittel gelangte über
Hans v. Weisweil an St. Trudpert, das Bolsenheimsdie über den Sohn
Konrad und den Enkel Jakob und dessen Witwe Suselin v. Neuenfels
1479 ebenfalls an die genannte Abtei. In der von Wurstisen
zitierten Liste heißt es lediglich: „der jung von Bolsenheim."
13 Wohl Werner v. Staufen (1432—1469), Statthalter der Regierung in
Ensisheim aus der elsässischen Linie dieses Geschlechts, vgl. Wolfgang
Stülpnagel, Die Herren v .Staufen, Schau-ins-Land 76 (1958) S. 54.
13a Offnadingen und Biengen?
13b Schlatt?
14 Wurstisen, a. a. O. I S. 419.
15 Montag ist unmöglich; der 5. August war ein Donnerstag; alle übrigen
datierten Tagesangaben stimmen genau.
16 Wurstisen, a. a. O. I S. 420.
16a Kleinbasel.
17 Bader, a. a. O. 398 f.
18 Urkundenbuch der Stadt Basel, Bd. VII Nr. 143 S. 217 ff, bes. S. 223
und 244.
19 Vgl. Wappenbuch der Stadt Basel, Teil I, II. Folge Nr. 48.
20 Urkundenbuch der Stadt Basel, Bd. VII Nr. 201 S. 349.
21 Werner Sebert, Die Benediktinerabtei St. Trudpert im Münstertal,
Freiburger Diözesanarchiv 82/83 (1962) S. 48.
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