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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1967-08/0005
Die Bilder stammen von dem gleichen katholischen,.
Künstler. Sie, zeigen die Namenformen der Vulgata, der
Text die Luthers. Sailer, den Ewald befragte, hatte nichts
dagegen einzuwenden, daß ein Reformierter den Text
schrieb.

Sprecher: Aber zurück zu Hebel selbst. Daß die Kommission
von der Bearbeitung der strittigen Bibelgeschichte
Abstand nahm, brachte den protestantischen Schulen
Badens noch kein neues Religionsbuch zustande. Keiner
der Kommissionsmitglieder hatte überdies Lust, selbst
eine ganz neue Biblische Geschichte zu schreiben. Man
ließ also zunächst noch drei Jahre hingehen. Dann —
anno 1818 — erhielt Hebel den offizellen Auftrag, das
neue Bibelbuch zu verfassen. Gegen seinen Willen? Oder
hatte er schon mit dem Gedanken gespielt, als er 1815
das Gutachten schrieb? Man weiß es nicht. Jedenfalls war
es ganz ähnlich zugegangen, als Hebel im Jahre 1807 die
Redaktion des Landkalenders übernehmen mußte, nachdem
er Vorschläge zu dessen Verbesserung gemacht hatte.
Wie dem auch war: Seit 1818 arbeitet Hebel an der neuen
Biblischen Geschichte. Wiewohl mit Amtsgeschäften
überhäuft; denn seit 1819 ist er Prälat der evangelischen
Landeskirche und Mitglied der ersten Kammer des badischen
Landtags und der kirchlichen Generalsynode, neben
der fortdauernden Lehrtätigkeit am Gymnasium. Für
sich selbst ließ er offenbar jene gegen Ewald geäußerten
Bedenken—daß man ein derartiges Werk nicht gut neben
einem Hauptberuf durchführen könne — nicht gelten.
Im Dezember 1820 jedenfalls ist die Arbeit schon soweit
gediehen und bereits so bekannt, daß sich ein Frankfurter
Verleger bei Hebel meldet und das Werk in seinen
Verlag nehmen will. Hebel lehnt höflich ab. Gute zwei
Jahre später, im Februar 1823, zeigt er sich jedoch mit
Cotta, dem Verleger des Schatzkästleins, schon einig. An
ihn schreibt Hebel unterm 14.Februar 1823:

Hebel: Ich stelle die Hauptbedingung voran, in die Sie
so bereitwillig eingingen, daß dem hiesigen Lyceumsver-
lag oder den jeweiligen Pächtern desselben das Recht vorbehalten
bleibe, wenn diese Biblische Geschichte im Badischen
als Schulbuch eingeführt wird, das Bedürfnis für
die evangelischen Schulen im Land auf eigene Rechnung
zu drucken und zu verkaufen. Auch versprachen Sie meiner
Eitelkeit, wenn es eine ist, eine schöne. Ausgabe, wie
ein kleines Büchlein in klein Oktav in fallor mit rotem
Einband war, das Sie mir zeigten. Kinder lieben das Nette
und Kleine. Aber ich meine nicht mich. Die erste Hälfte
des Manuskripts liegt zur Absendung parat und das übrige
kann unverzüglich nachfolgen ...

Sprecher: Noch eine gute Weile gehen die Briefe mit Korrekturen
, Auflagewünschen und Titelvorschlägen zwischen
Autor und Verleger hin und her. Vorgeschlagene
Illustrationen werden von Hebel abgelehnt, weil sie —

Hebel: — gar zu katholisch — aussähen. Am 27 Oktober
1823 kann Hebel an Haufe melden, daß der erste
Teil der Biblischen Geschichten gedruckt sei und der
zweite bald folgen solle. Auf Wunsch Cottas erschienen
dann beide gleichzeitig Anfang des Jahres 1824. Einem
Brief an den Stuttgarter Verleger vom 21. Jenner 1824
kann Hebel bereits die Quittung für das Honorar beilegen
. Das geschieht mit den Worten:

Hebel: Unterzeichneter bescheinigt, von der Wohllöblichen
von Cottaischen Buchhandlung in Stuttgart für ein
Manuskript Biblische Geschichte, für die Jugend bearbeitet
den akkordierten Kaufpreis mit dreitausend Gulden
in Wechsel richtig erhalten zu haben . Johann Peter Hebel.
Sprecher: Jetzt kann Hebel die ersten Exemplare an
seine Freunde versenden. In den Begleitbriefen betont
er dabei immer wieder, was ihn bei der Abfassung der
Biblischen Geschichten geleitet habe. So schreibt er am
7. Februar 1824 an Sofie Haufe:

Hebel: Immer wenn ich schrieb, habe ich mir meinen
alten Schulmeister Andreas Grether in Hausen und mich
und meine Mitschüler unter dem Schatten seines Stabes,
oder ich habe mir eine Repräsentantin aller Mütter unter
ihren Kindern, und immer die nämliche, gedacht, und
uns, mich als Schulbüblein mitgerechnet, um unser Urteil
gefragt. An die eigene Mutter durfte ich nie denken,
Hübner war zu sehr ihr unerreichbares Höchstes.
Sprecher: Schon im Januar 1824 hatte Hebel an Gottlieb
Bernhard Fecht geschrieben:

Hebel: Aufrichtig gesprochen, ich habe das Büchlein mit
Liebe für mein Vaterland geschrieben, ob ich gleich das
ausländische Geld nicht habe seitwärts liegen lassen. Ich
habe fast bei jeder Zeile im Geist oberländische Kinder
belauscht, zu welchen die Hanauischen auch gehören.
Sprecher: Die gleiche Absicht bei der Abfassung der Biblischen
Geschichte, nämlich sie für Kinder gestaltet zu
haben, spricht sich in Hebels Brief vom 11. Jenner 1824
an Nüsslin aus:

Hebel: Ich suche diesmal den Beifall mehr als sonst —
wiewohl auch sonst am liebsten — nicht in der Welt meiner
Rezensenten, sondern in Familienkreisen, in der Kinderwelt
, und wo zuerst als in dem Hause, wo die Liebe
fromm und zart erzieht...

Sprecher: Noch im gleichen Jahr 1824 meldet sich der
katholische Verleger Herder in Freiburg bei Hebel und
will —

Hebel: — eine Ausgabe zum Gebrauch in katholischen'
Schulen mit wenig Verbesserungen und Zusätzen —

Sprecher: — veranstalten. Auf katholischer Seite hatte
man also keine Bedenken, eine Biblische Geschichte aus
der Feder eines hohen evangelischen Geistlichen in den
eigenen Schulen zu verwenden; es schrieb auch niemand
ein Gutachten dagegen, so wie Hebel im umgekehrten-
Fall anno 1815. Die Herdersche Ausgabe der Biblischen
Geschichten Hebels erschien bereits im nächsten Jahr
1825. Doch was geschah mit Hebels Buch im evangelischen
Bereich? Bei Katz kann man lesen:

Leser: Das Buch erschien 1824 bei Cotta und daneben im
Schulbuchverlag von Katz und Geiger, wurde noch 1824
eingeführt und hielt sich bis 1855, mehr als einmal leicht
verändert.

Sprecher: Bleibt hinzuzufügen, daß bis zu diesem Zeitpunkt
Hebels Biblische Geschichten auch übersetzt worden
waren: Ins Italienische für die evangelischen Schulen
des Bergell und Puschlav, ins Romanische für die romanischen
Teile Graubündens. Heute gehören Hebels Biblische
Geschichten neben den Alemannischen Gedichten
und dem Schatzkästlein des Rheinländischen Hausfreunds
zu den schönen und unvergänglichen Gaben Hebelscher
Poesie. Der Leser jeder Konfession wird sie immer wieder
mit Freude durchgehen und darin über alles Zeit- und
Umweltgebundene hinweg die überzeitliche Schönheit
einer christlichen Dichtung finden.

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