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Dagegen bekam er den Sausenberg. Wenix also
1345, wie oben erwähnt, die Grenze „vom langen
rot schnurstracks in die Neuenburg" verlief, so
war das der alte Zustand gewesen, bevor die-
Herren den Sausenberg erworben hatten. Jetzt
machte die Grenze nach Norden hin eine deutlich
sichtbare Spitze, welche den Sausenberg an die
Kanderner Gemarkung anschließt. Kohler („Die
Burgen des mittelalterlichen Breisgaues")
schreibt: „Schon zur Zeit des Vertragsabschlusses
mußte der Markgraf die strategische Bedeutung
dieses Berges inmitten eines Gebietes, das ihm
kraft vogteilicher Rechte unterstand, klar erkannt
haben und schon zu dieser Zeit den Bau
einer Burg erwogen und daher auch gewisse,
nicht mehr feststellbare Ansprüche auf diesen
Berg erhoben haben. Vierzehn Jahre später wurde
erstmals die Burg Sausenberg erwähnt. „Schon
kurze Zeit später kamen die Hierren in den Besitz
der Herrschaft Rötteln (1315), und es ist begreiflich
, daß sie ihren Wohnsitz dorthin verlegten
. Nur einmal, im Jahre 1428, hören wir, daß
der Markgraf auf der Sausenburg baute. „An der
Burg Sausenberc dacte er den umbgang uff den
muren und machte ein wachterstübli by dem
turn", heißt es.
Fortan war die Burg von einem Burgvogt bewohnt
. 1441 wird Hans von Flachsland als Landvogt
von Sausenburg genannt. 1428 war Markgraf
Rudolf III. gestorbep. und Markgraf Wilhelm
hatte die Regierung angetreten. Er hatte enge
Beziehungen zum Hause Österreich und wurde
Statthalter in den Vorlanden. 1441 entschloß er
sich, seine väterlichen Gebiete seinen minder-'
jährigen Söhnen unter der Vormundschaft des
Grafen Johann von Freiburg zu übergeben. 1678
wurde die Burg durch die Franzosen unter Marschall
Crecqui zerstört.
Als die Herren von Kaltenbach von Westen
her in unsere Gegend kamen, blieben sie nördlich
von Kandern. Aus ihrem Besitz erwarben die
Markgrafen den Sausenberg, der mit der Kan-
derner Gemarkung verbunden ist. Woher der
Bischof von Basel die Kirche hatte, ist nicht bekannt
. Aber er schenkte ihre Einkünfte 1083 dem
neugegründeten Kloster St. Alban in Basel, das
dann den Zehnten von der Pfarrei Kandtern bezog
. 1572 wird der Markgraf „rechter einiger
Herr und Inhaber des Marktes Kandern" genannt.
Der Flecken hatte also Marktrecht. Er nahm eine
besondere Stellung ein in dem Herrschaftsgebiet,
das die Markgrafen von Hachberg aufzubauen
begannen, als sie den Sausenberg erwarben und
die Burg erbauten.
Paul Stintzi, Mülhausen:
Das i)cama uon 7ond)erey bei Düte
(2. August 1914)
Joncherey, eine Ortschaft in der Nähe des
Städtleins Delle, der französisch-schweizerischen
Grenzstation, ist in die Weltgeschichte seit dem
2. August 1914 eingegangen: hier fielen vor der
Kriegserklärung die ersten Soldaten, Leutnant
Mayer und Caporal Peugeot. Wer waren diese
beiden, wie kam es zu dem verhängnisvollen
Drama der bis dahin wenig bekannten Ortschaft
Joncherey?
Leutnant Albert Mayer, geboren den 24. April
1892 in Magdeburg, war der Sohn eines Bankdirektors
und einer geborenen Adeligen, die einem
alten französischen, vermutlich emigrierten
Adelsgeschlecht angehört haben soll. Er hatte
zwei Brüder, von denen der älteste Arzt wurde
und der zweite als Pastor eine Landgemeinde
betreute. Er selbst entschloß sich, allerdings nach
langem Zögern, aber nach einer in diesen Kreisen
gewohnten Sitte, sich dem Waffendienst zu
widmen. Er kam in eine Kadettenschule und
wurde nach Absolvierung der Studien als Leutnant
dem 5. Jägerregiment zu Pferd zugeteilt.
Dieses lag in Mülhausen im Oberelsaß. Leutnant
Mayer, wie dies bei jungen unverheirateten Offizieren
sehr oft der Fall war, nahm in der Stadt
eine Privatwohnung, Genovevastraße 42 im Nordfeldviertel
.
Caporal Jules Andre Peugeot, das erste französische
Opfer des Krieges, war Lehrer im Juradorf
Le Pissoux gewesen und 1913. zum Heertesdienst
einberufen worden. Er gehörte dem 44.
Infanterieregiment in Montbeliard an, lag im
Fort du Lomont und war Offiziersschüler, als der
Krieg ausbrach. Er stammte aus Etupes bei Montbeliard
(11. Juni 1893) und war der Sohn eines
Fabrikbeamten und einer Lehrerin in Etupes.
Leutnant Mayer erfüllte gewissenhaft seine
Pflicht als Offizier, aber er wollte vom militärischen
Drill nichts wissen; er war in seinem Handeln
seiner Mannschaft gegenüber stets menschlich
und verständnisvoll. Deshalb achteten ihn
auch seine Untergebenen, während gewisse Offiziere
, vor allem ein Rittmeister, ihn als verweichlicht
und unsoldatisch ansahen. Leutnant Mayer
bekundete dies auch einem vertrauten Kameraden
gegenüber, wie ihn der Rittmeister immer
wieder, sogar vor1 versammelter Mannschaft, kritisierte
. Trotz allem blieb er seinen Grundsätzen
treu. Er huldigte gern seinem Lieblingssport, dem
Reiten, und errang mehrere Rennsiege.
Als im Juli 1914 die politische Lage immer
drohender wurde und man die nahende Weltkatastrophe
ahnte, äußerte Leutnant Mayer seinen
Freunden gegenüber, es wäre doch das Vernünftigste
, wenn Deutschland sich mit Frankreich
verständigen könnte. Einige Tage später erhielt
er von seiner vorgesetzten Dienststelle den Bescheid
, er würde im Kriegsfall dem Regimentsstab
angehören. „Na", meinte er zu seinen Freun-
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