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Fürterer und Ganther, aus Seppenhofen die Namen
Ruf, Eggert» Benz und Dury, aus Unadingen
die Namen Friedrich, Dornin, Benz und Kugler.
Hienerwadel berichtet in ähnlicher Weise über
die Auswanderung aus dem alten Oberamt Hü-
fingen, aus dem Amt Stühlingen sowie aus den
Ämtern Blumberg, Möhringen, Mießkirch und
Heiligenberg, aber auch aus den nicht fürsten-
bergischen Nachbargebieten, z. B. aus der Reichsstadt
Rottweil und dem ehemals vorderösterreichischen
Amt Bräunlingen.
In der Schule der alten fürstenbergischen Lande
sollte das alemannische Jahrbuch mit dem Beitrag
von Otto Hiemerwadel einen Platz finden.
Dr. Klaus Rockenbach, Köln-Riehl:
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Selbst die Heiratsanzeige spiegelt Volkstum
Im Jahre 1957 erbrachte ein Test des „Deutschen
Instituts für Volksumfragen, Markt- und
Meinungsforschung" folgendes Ergebnis: 44 Prozent
der Deutschen von heute lesen keine Bücher,
90 Prozent aber regelmäßig die Tageszeitimg, 80
Prozent Zeitschriften. Umfragen anderer Institute
in späteren Jahren bestätigten, wenn auch mit
Abweichungen, immer wieder diese Tatsachen.
Wer von uns, ja welcher Historiker, Volkskundler
oder Soziologe aber bedenkt sogleich bei
der Lektüre seiner Tageszeitung, daß diese unentwegt
Volkskundliches darbietet? Denn hinter
jeder einzelnen Meldung und hinter jedem einzelnen
Bericht steht letzten Endes der Mensch,
der Durchschnittsmensch. Er trägt die Kultur,
die Zivilisation und das Volkstum seiner Zeit.
Er wird auch von ihnen getragen und geprägt.
Die Zeitung spiegelt also ihrem Leser seine Umwelt
und damit zugleich wiederum ihn selbst in
seiner Umwelt. Je enger eine alteingesessene Heimatzeitung
mit ihrem festen bodenständigen Bezieherkreis
verbunden ist, desto stärker wird oft
diese Spiegelung.
Allerdings gestatten nicht alle Teile der Zeitung
gleiche Einblicke in Volkstum.
Eine besonders ertragreiche volkskundliche Informationsquelle
innerhalb der Heimatzeitung
ist natürlich die Reportage. So vermag sie oft
eindringlich, Volksbrauchtum wiederzugeben.
Gegenwartsnähe zeichnet sie aus. Augenzeugen
geben die Wirklichkeit unter dem Eindruck des
frischen Erlebnisses stets scharf wieder, ebenfalls
von der Redaktion eigens entsandte Sonderberichterstatter
. Menschliches, Allzumenschliches
und damit manchen Einblick in Volkssitte und
Lebensgewohnheiten aber bieten Gerichtsberichte
.
Gerne liest der Mensch von heute Reportagen
über Feste und Feiern. Damit aber wird die Hei-
matzeitung eine ergiebige Informationsquielle zur
Geschichte des Brauchtums, wenn sie das Werden
und Vergehen von Festen und ihr Weiterleben
von Generation zu Generation unverfälscht aufzeichnet
. Einiges Brauchtum, das die Presse gerne
beachtet, sei hier kurz gestreift. Schon in der
Vorweihnachtszeit beginnt das Symbol der Weihnachtszeit
, das Licht, eine Rolle zu spielen; und
der weihnachtliche Lichterschmuck ist ein schönes
und dankbares Objekt zumindest vieler Bildberichte
. Druckerbrauchtum im zeitungseigenen
Verlagshaus, wie die zeremonienreiche Taufe der
frischgeprüften Gesellen, das sogenannte „Gaut-
schen", wird gerne hervorgehoben, so daß man
fast eine Geschichte des Gautschens bloß anhand
solcher Reportagen schreiben könnte. Unerschöpflich
aber ist Jahr für Jahr in der deutschen Presse
die Fülle von Reportagen vom rheinischen
Karneval und vom Münchner Fasching. Manche
Eigentümlichkeit des Menschen von heute mag
man dabei entdecken. Auffallend ist das Streben
nach stärkerer Gemeinsamkeit bei bestimmten
Bräuchen (Kerzen in allen Fenstern!). Jahr-
gangsfeiern nehmen ferner zu. Schützenfeste,
Heimattage, kirchliche Feste und Jubiläen regen
darüber hinaus oft die Berichterstattung zu historischen
Rückblicken an, wie Brauchtum entstanden
ist.
Eine wahre volkskundliche Fundgrube für jeden
Historiker und Heimatfreund bildet natürlich
immer die Heimatbeilage. Manche historische
Tatsachen, die der Forschung sonst oft unbekannt
bleiben, treten hier in vielseitigen Beiträgen vor
allem an das Tageslicht. Einheimische Autoren
genießen Vorrangstellung. Wertvoll sind Berichte
, Erzählungen und Anekdoten in Mundart,
wenn sie keine „Übersetzungen aus dem Hochdeutschen
in den Dialekt" sind, sondern charakteristische
Satzkonstruktionen und Wörter enthalten
. Viel zu wenig haben sich die Dialektforschung
und die wissenschaftlichen Institute, die
die großen deutschen Mundartwörterbücher herausgeben
, solchen Heimatbeilagen, als einer materialreichen
Unterlage zugewandt. Manche Heimatbeilagen
, die über viele Jahre erschienen,
sind gleichsam zu wahren historischen Werken
angewachsen. Sie entwerfen ein farbenreiches
Mosaik vergangener Zeiten.
Trachten, alte Rezepte, Schmuckwaren, pädagogische
Ansichten und Volksmedizinisches schildert
oft die Frauensiedte; Volkslieder bringt die
Sängerbeilage. Bäuerliche Sitten stellt gelegentlich
der landwirtschaftliche Teil dar. Manchmal
zeigt ein Terminkalender der Wochenmärkte
noch, wieweit alte Heiligenfeste das Wirtschaftsleben
im Stillen bestimmen, ohne daß die Öffentlichkeit
sich dessen bewußt ist.
Selbst ein Blick in die Witzecke lohnt sich
volkskundlich. Seele und Sitte ihrer Umgebung
enthüllen hier die typischen Witzfiguren der
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