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Von besonderer Bedeutung ist für die Beurteilung
eines Kurortes die Nebelhäufigkeit.
Badenweilers mittlere Zahl der Nebeltage:
Januar 4,8, Februar 3,6, März 2,6, April 2,5, Mai
2,1, Juni 1,6, Juli 1,1, August 1,2, September 4,5,
Oktober 5,6, November 6,9, Dezember 5,7, ergibt
im Jahr 42,2.
Mengen bei Freiburg (Rheinebene):
Januar 6,5, Februar 5J7, März 3,0, April 0,7, Mai
1,1, Juni 0,4, Juli 0,7, August 1,6, September 6,1,
Oktober 10,8, November 7,8, Dezember 6,8 ergibt
im Jahr 5122.
Man sieht, Badenwedler schneidet recht günstig
ab.
Doch wir wollen hier keine Klimakunde von
Badenweiler schreiben, sondern uns nach Osten
wenden. Die Nachbarstadt Freiburg liegt genau
auf dem 48. Breitengrad. Dann entflieht er nach
Osten, kreuzt den Ammersee, streift Oberbayern
letwas südlich von München und betritt dann
österreichisches Gebiet.
Man könnte annehmen, auf dem gleichen Breitengrad
herrsche auch die gleiche Temperatur.
Das ist aber keineswegs der Fall. Der Breitien-
Otto Weiner, Konstanz:
Wir hatten den Höhenweg über den Brend und
die Weißtannenhöhe verfolgt. Damals war das
Wandern durch die weiten Wälder, das Verweilen
in den einfachen Gaststuben, das Suchen nach
einem Quartier noch für die Jugend ein stilles,
ein seltenes Unterfangen, eigentlich, wenn man
das Urteil der älteren Generation hörte, fast ein
ausgefallenes, ein zweifelhaftes „Vergnügen",
zumal dazumal von Jugendherbergen kaum etwas
bekannt war.
Stundenlang begegnete uns kaum ein Wanderer
, da und dort kreuzte ein Holzfäller unsern
Weg, Beerensucher sahen wir emsig bei der Arbeit
, Frauen und Kinder vorab, die die begehrten
Heidelbeeren mühsam pflückten und zu Tal trugen
. Einmal verbrachten wir die Nacht im Heu
einer Viehhütte, unmittelbar über den schlafenden
Tieren, eine romantische, indessen wenig
„erfrischende" Angelegenheit, ein Unterschlupf,
den wir denn auch noch vor Morgengrauen wieder
verließen. Dann erreichten wir auch bald den
einsamen, kaum berührten Titisee. Auf der
Straße nach Bärental überraschte uns das erste
Gewitter, dessen Toben und Regenschwall wir
glücklich in einer Straßenwartshütte entgehen
konnten.
Der großen Versuchung, uns bei dem strömenden
Regen in dem eben vorübergleitenden hochrädrigen
Postauto zur Bahn nach Freiburg hinabtragen
zu lassen, widerstanden wir tapfer, da das
vorgesteckte Ziel, der Feldberg, allen Mühen
zum Trotz, erreicht werden sollte. Dort kamen
wir dann am Abend glücklich an und fanden in
grad geht über Gebirge, in denen stets niedrigere
Temperaturen herrschen als im Flachland; auch
Seen, große Waldgebiete und Wüsten beeinflussen
die Wärme der Luft beträchtlich. Wichtiger
für unsere Betrachtung sind daher die Isothermen
, das sind Linien, die Örtlichkeiten gleicher
Lufttemperatur miteinander verbinden.
Die Juli-Isotherme zeigt, daß in Nordfrankreich
, Mitteldeutschland und Polen etwa die gleichen
Temperaturen herrschen, etwa 20 Grad C.
Diese Juli-Isotherme wird aber im östlichen Sibirien
eine starke Kurve nach Süden machen.
An der Nordsee herrscht im Januar eine Temperatur
von 0 Grad, doch schon in Norddeutschland
und Schweden ist es kälter; die 0 Grad Isotherme
nimmt im weiteren Verlauf ihren Weg
durchs südliche Sibirien und mitten durch Korea.
Die mittlere Jahrestemperatur ist natürlich
abhängig von der Höhenlage des Ortes:
Freiburg 285 m ü. M., 10 Grad; Badenweiler 420
m ü. M., etwas über 9 Grad; Neustadt 805 m ü. M.,
etwas über 6 Grad; Feldberg 1495 m ü. M., etwas
unter 3 Grad; München 525 m ü. M., 7,9 Grad;
Wien 205 m ü. M., 7,9 Grad; Innsbruck 582 m ü. M.,
9,4 Grad; Samara (Wolga) 50 m ü. M., 4,2 Grad.
der St. Wilhelmer-Hütte Quartier. Das Jungvieh
wurde gerade eingetrieben, als wir das einfache
Essen verzehrten, inmitten der Holzmacher und
Hirten. Die bescheidene Kammer nahm uns auf,
das schützende Dach der Behausung empfanden
wir nach den Unbilden der Witterung des Tages
um so wohltuender und behaglicher, als der kräftige
Abendwind an den kleinen Fenstern rüttelte,
indessen ein Mitwanderer aus der Schilderung
des Feldbergbesuchs weiland des Fürstabts Martin
Gerbert von St. Blasien vorlas, der mit seinen
Gefährten auf dem Bergrücken vergebens ein
Feuer zu entzünden versuchte, und der dann vom
Sturm zur schleunigen Flucht über die „jähen
Felsen und die Wurzeln uralter Bäume" hinweg
talwärts gezwungen ward.
Wir aber gaben uns noch, die Hütte umwandernd
, dem Zauber der klaren Sommernacht auf
dem einsamen, weiten Berge hin und erlebten
wenige Stunden später den unvergeßlichen Sonnenaufgang
, das Überstrahltwerden der rings in
den Horizont hinausfliehenden Gebirgsketten,
das Höher- und Höhersteigen des Tagesgestirns,
das Verblassen des Sternenteppichs, die in der
Ferne weißschimmernden Alpen, das Ausströmen
der Viehherden auf die Weiden und unser Hineingebettetsein
in die Blumenwiesen.
So hatte denn unsere Reise aus der Ebene, unsere
Wanderung durch die Wälder, den in seiner
Erhabenheit kaum geahnten, nun aber zur Wirklichkeit
gewordenen beglückenden Abschluß gefunden
: Das Erlebnis des Feldbergs!
Kaft auf htm Seßberg 2lnno 1910
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