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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1967-11/0004
Otto Erfist Sutter, Gengenbach; CÜ^lOClOl

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Mit Emil Baader ist ein ungemein schätzensreicher
Forscher, Kenner und Schilderer der oberrheinischen
Welt, zumal aber auch ein liebenswerter Mensch dahingegangen
. Hermann Eris Busse, der nun schon eine Reihe
von Jahren im unbekannten Land weilt, hat in ihm die
Gestalt einer seiner Erzählungen gesehen: Glorian Kling.
Für einen freilich mehr und mehr sich lichtenden Kreis
oberrheinischer Verschworener blieb Emil Baader Glorian
Kling, von dem wir wehen Gemütes Abschied nehmen...

Der Lebensraum zwischen Main und Hochrhein, zwischen
Strom und Schwäbischer Alb war das Reich Glorian
Klings. Ihm weihte Emil Baader, der sich nach bedrohlicher
Attacke auf seine Gesundheit noch einmal erholen
konnte, eine stattliche Zahl alemannischer, pfälzischer
, bzw. fränkischer Heimatstuben, die auch über
unserem Land draußen Beachtung gefunden haben.
Ihnen ließ er Ernst, Einfühlsamkeit und Gestaltungsfreude
angedeihen, ein Werk, das echte liebhaberische
Züge aufweist. Für Emil Baader war der heute häufig so
leichtfertig gehandhabte, zur Floskel gewordene Anruf
der Heimat alles andere denn ein Requisit fremdenverkehrlich
allzu umtrieblich zu Werke gehenden Kalküls.
Für ihn hatten Wort und Begriff Heimat noch einen Inhalt
, dem er gleich wie einem Gral unbeirrbar die Treue
hielt. Wer in einer von ihm aus der Taufe gehobenen Gedenkstätte
für Gestalten und Geschehnisse eines Städtchens
oder eines Landstriches etwa nur eine Sehenswürdigkeit
sähe, würde den Gesichten und Geschichten nicht

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gerecht, die Emil Baader bei ihrer Einrichtung erfüllten..

Glorian Klings menschliche Lauterkeit, seine schlichte,
aber doch so fühlbare Humanität übte eine rührende
Magie aus. Er gehörte zu den seltener und seltener werdenden
, beneidenswerten Männern, die sich die Knabenseele
bis ins Alter zu bewahren verstehen und sich nicht
scheuen oder schämen, das einzugestehen. Jegliche Trägheit
des Herzens war ihm fremd. Er ist ein grundgütiger
Mensch gewesen — das darf ausgesprochen werden, ohne
daß, der es äußert, den Verdacht zu fürchten braucht, in
billiges Lobpreisen zu geraten. Glorian Kling hat sich um
unser oberrheinisches Land und seine Wesenheit unvergeßliche
Verdienste erworben ...

Du wirst uns lieber, Glorian Kling, oft mangeln. Dein

Menschentum soll uns unverlierbar vor Augen bleiben!

*

Emil Baader: Sein Name war ein Begriff im badischen
Land geworden. Wieder ist nun einer aus der alten Garde
der Streiter für den Gedanken der Heimat dahingegangen
. Wer ihn kannte weiß, wie er glühte aus dem Wissen
heraus, daß alles Wachsen und Fruchten aus diesem
Wurzelgrund seine Kraft holen muß, wenn es nicht verdorren
will. Sein ganzes Schaffen und Leben war ein
Zeugnis dafür. Unsre „Markgrafschaft" und mir persönlich
war er ein unerschütterlicher Freund. Wie oft brachten
wir seine Loblieder auf alles, was da blüht. Wir sind
ihm von Herzen dankbar für seine Mitarbeit, für seine
Freundschaft und seine Treue! Konstantin Schäfer

Dr. Robert Feger:

JbtM unbekannte f>ebel X

iS\z Hanfcpfauuet - ^öunfdj ofcer Wunfätzaum?

Sprecher 1: Überschaut man von heute aus den Lebensweg
des Dichters Johann Peter Hebel und richtet das
Augenmerk dabei einmal nur auf das, was man als dienstliche
Karriere bezeichnen könnte, so zeigt sich, daß nach
anfänglichem Stocken ein recht stürmischer und glücklicher
Aufstieg vor sich geht. Anno 1780 macht Hebel sein
theologisches Abschlußexamen. Bis 1783 muß er — ohne
amtliche Anstellung — als Hauslehrer beim Pfarrer
Schlotterbeck in Hertingen verbringen. Von 1783 bis 1791
wirkt er — mit Recht immer unzufriedener werdend —
als Präzeptoratsvikar in Lörrach. 1791 endlich erkennt
die Behörde, daß auch ein Nichtprotektionierter, ein Mann
von unbekannter Herkunft, zu besserer Verwendung nütze
wäre und beruft ihn nach Karlsruhe. Zunächst als Sub-
diakonus, dann als Hofdiakonus und — seit 1798 — als
Professor am Gymnasium zu Karlsruhe. 1805 erhält Hebel
den Titel Kirchenrat. 1808 wird er Direktor des Gymnasiums
, 1809 Mitglied der evangelischen Kirchen- und
Prüfungskommission. 1814 wird er in die evangelische
Ministerialsektion berufen. 1819 wird Hebel zum Prälat
ernannt. Diese Würde, die höchste der Landeskirche Badens
, bedeutet gleichzeitig Mitgliedschaft in der ersten
Kammer des badischen Landtags und der kirchlichen
Generalsynode. Das im nächsten Jahre verliehene Ritterkreuz
des Zähringer Löwenordens ist eine nicht geringere
Ehrung durch den Staat als die Verleihung des theologischen
Ehrendoktorats durch die Universität Heidelberg
, die in den Jahren 1820/21 erfolgen.
Sprecher 2: Eine erstaunliche Karriere also. Noch erstaunlicher
, wenn man bedenkt, daß Hebel ein Waisenkind
aus kleinsten Verhältnissen war, als er in die Sekunda
des Karlsruher Gymnasiums eintrat. Ein Waisenkind
ohne jegliche Protektion. Nun aber: Ist Hebel selbst
mit dieser Karriere, die sein Lebensschicksal ausmacht,
zufrieden gewesen? Viele seiner brieflichen Äußerungen
scheinen dem zu widersprechen. Man trifft in Hebels
Briefen oft auch Bekundungen der Unzufriedenheit.
Weswegen war er unzufrieden? Was wollte und erstrebte
er statt der zwar ämter- und arbeitsreichen, aber auch
würdenbringenden Tätigkeit als Professor und Prälat in
Karlsruhe? Mehr als das Erreichte konnte es nicht sein.
Es konnte nur etwas anderes sein. Und was war dies andere
?

Sprecher 1: Dieses andere Erstrebte war eine Landpfarrei
, die Seelsorge auf dem Lande, das beschauliche Leben
eines Dorfpfarrers.

Sprecher 2: Ja, — war dieses andere Erstrebte die Landpfarrei
? Zwar spricht Hebel in vielen Briefen davon, wie
schön er1 es als Dorfpfarrer haben könnte und wie gern
er ein Landpfarrer wäre. Aber hat Hebel etwas getan,
um die Landpfarrei zu erhalten? Und um welche Landpfarreien
hat er sich wirklich bemüht? Und warum ei-

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