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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1967-11/0014
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Original im Heimatmuseum Kandern

Am 16. Mai 1848 erhielt das
Bürgermeisteramt Kandern
vom Gr. Bezirksamt Lörrach
den Auftrag, „die Kleidung
und Armatur des bei dem
Treffen zu Scheideck gefallenen
Philipp Roll von Weisenbach
alsbald an das Großh.
Commando des Leib-Infante-
rie-Regiments zu Carlsruhe
abzusenden und zwar als
Dienstsache." Im Kirchenbuch
der Pfarrei Weisenbach steht,
daß er als Soldat in einem Gefecht
bei Kandern fiel.

Das Amt Konstanz berichtete
am 4. September, daß
sich unter den elf Getöteten
der 18jährige Fidel Schwerter
von Allensbach befinde. Und
am 20. Februar 1854 berichtet
schließlich das Bezirksamt
Donaueschingen, daß unter
den Gefallenen der Bäcker
Josef Bauer aus Donaueschingen
sei. Zwei Zeugen hätten
dies vor Amt bekundet.

Damit waren alle Toten bis
auf zwei bekannt. Man muß
eben in Betracht ziehen, daß
Hecker keine Organisation
hatte. Daß aber der Leibgrenadier
Philipp Roll auf
der Scheideck liegen blieb
und mit den Aufständischen zusammen begraben
wurde, läßt aufhören. Doch wenn man die Vorgänge
auf der Scheideck genau betrachtet, läßt
sich auch1 das erklären.

Als die Regierungstruppen dort oben den
Freischärlern gegenüberstanden, riefen diese:
„Schießt nicht auf deutsche Brüder! Kommt in
unsere Reihen!" von Gagern sah, daß auch die
Hessen schwankten. So ritt er vor und verlangte:
„Legt die Waffen nieder und geht nach Hause!"
Nun erst befahl er den Angriff. Er fiel als einer
der ersten. Das Gefecht wurde unterbrochen. Die
Freischaren gaben Gagerns Leiche heraus und
erhielten dafür eine Fahne, welche die Truppe
erbeutet hatte. Veit Valentin: „Dem Obersten
Hinkeldey wurde später ein scharfer Vorwurf
daraus gemacht, daß er nach Gagerns Tod überhaupt
noch mit den Freischärlern in Verbindung
trat und das Gefecht also militärisch nicht energisch
zu Ende führte. Das Gefecht bei Kandern
zerstörte die magische Kraft von Heckers
Namen."

Der preußische Prinz Wilhelm aber schrieb
am 20. Mai 1848 an General von Natzmer: „Wer
Deutschland regieren will, muß es sich erobern;
ä la Gagern geht es nun einmal nicht. Ob die Zeit
zu dieser Einheit schon gekommen ist, weiß Gott
allein! Aber daß Preußen bestimmt ist, an die
Spitze Deutschlands zu kommen, liegt in unserer
Geschichte — aber das Wann und Wie? Darauf
kommt es an."

Und Karl Schurz, der spätere amerikanische
Feldherr und Staatsmann, schreibt in seinen Er-

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Auf.iahme: Christa Kurz

innerungen: „Es wird mir warm ums Herz, so
oft ich mich in jene Tage zurückversetze. Ich
kannte in meiner Umgebung viele redliche Männer
, Gelehrte, Studierende, Bürger, Bauern, Arbeiter
, mit oder ohne Vermögen, mehr oder minder
auf ihre tägliche Arbeit angewiesen, um sich
und ihren Angehörigen einen anständigen Lebensunterhalt
zu sichern; ihrem Beruf ergeben,
nicht allein aus Interesse, sondern auch aus Neigung
, aber damals jeden Augenblick bereit, Stellung
, Besitz, Aussichten, Leben, alles in die
Schanzen zu schlagen für die Freiheit des Volkes
und für die Ehre und Größe des Vaterlandes.
Man respektierte den, der bereit war, sich für
eine gute und große Idee totschlagen zu lassen.
Und wer immer, sei es Individuum oder Volk,
Momente solch opferwilliger Begeisterung in seinem
Leben gehabt hat, der halte die Erinnerung
in Ehren."

Darum haben wir jetzt auf der Scheideck
unter dem Gagernstein eine Granitplatte angebracht
. Sie ergänzt die Inschrift: „General-Lieutenant
Friedrich Freiherr von Gagern gefallen
den 20. April 1848", durch die Worte: „In diesem
Gefecht fiel von den Regierungstruppen der Führer
Freiherr von Gagern und vom Karlsruher
Leibregiment der Grenadier Philipp Roll. Von
den Aufständischen fielen: . . (folgen die Namen)."

Wir besitzen im Kanderner Heimatmuseum
eine umfassende Sammlung von Flugblättern und
Schriften aus jener Zeit. Dazu Fahnen von 1848
und andere Erinnerungsstücke. Etwas besonderes
ist ein Erinnerungsbild in der Größe 55 x 55 cm

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