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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1967-11/0017
Pflanzen in Wald und Feld. Doch auch, ein Musiker
steckte in ihmf'der, knapp neun Jahre alt, in
der Kirche von Baiersbronn denx Gesang der Gemeinde
auf "der Orgel begleitete. In Öhringen
trat Ferdinand bei einem Goldschmied in die
Lehre ein. Nach Abschluß der Gesellenprüfung
fand er in der Pforzheimer Bijouterieherstellung
die erste Beschäftigung. Bald aber wechselte er
zur Feinmechanik über, und zu seinen ersten Erfindungen
gehörte die Oechsle-Waage. Man hat
Ferdinand Oechsle auch eine Reihe anderer Erfindungen
, so das Harmonium, die Mundharmonika
zugeschrieben, ohne daß dafür ein Beweis
hätte erbracht werden können. Unzweifelhaft ist
die Weinwaage seine bedeutende Schöpfung.

In ein röhrenähnliches Glasgefäß wird Most
gefüllt, in den die Oechsle-Waage, also der erwähnte
Schwimmer mit der Gradskala, eingetaucht
wird. Je höher die Zahl der Grade ist,
desto höher ist der Zuckergehalt des Mostes, um
so kräftiger wird dann der Wein. Ein Teil des
Zuckers geht durch Gärung in Weingeist über,
der andere Teil des natürlichen Traubenzuckers
bleibt dem Wein erhalten, und zusammen mit
ätherischen Substanzen, die der Most gleichfalls
enthält, baut sich dann der Wein aus. Vermutlich
trug gerade die Einfachheit, man könnte sagen,
das Selbstverständliche der Oechsle-Waage zu
ihrer „Popularität" bei.

Der unruhvolle Kopf, der Ferdinand Oechsle
gewesen ist, begnügte sich indessen mit den bald
sich einstellenden Erfolgen der Wein-Waage
nicht. Über ein Dutzend weiterer Probleme ging
mit ihm um, so vor allem das der Spiritusfabrikation
. Und an seine Bemühungen, für diese ein
erfolgreiches Verfahren zu ertüfteln, knüpft eine
hübsche Anekdote an. Den Brennapparat, den der
Erfinder aufstellte, brachte er in ' einer halbzerfallenen
Kapelle in der Pforzheimer Altstadt unter
. Das Feuer in diesem Apparat mußte ständig
unterhalten werden. Zu diesem Behufe hatte der
Erfinder ein altes Weiblein engagiert, das auch
währefid der Nacht seines Amtes waltete. Nun,
und da war natürlich das Geraune um eine Hexe
und um einen Hexenmeister in Gang gekommen
...

In den Jahren seines Lebensabends verschrieb
sich Ferdinand Oechsle ganz der Musik. Ein benachbarter
Lehrer erschien Tag für Tag mit der
Violine, und der Erfinder war vom Klavier kaum
wegzubringen. Siebenundsiebzig jähr ig schloß Ferdinand
Oechsle am 17. März 1852 die Augen für
immer. Er veirdient, nicht ganz in Vergessenheit

zu geraten. Sein Sohn, Christian Oechsle, geboren
1814 und heimgegangen vor 70 Jahren, übernahm
die Fabrikation, der Weinwaage. Im Mannesstamm
sind die Oechsle ausgestorben. Ii> Pforzheim erinnert
noch der Name einer Straße an den Erfinr
der der Wein-Waage.

Kidjteca Jlluftrationen
fabele ©eöictjten

Bereits 117 Jahre sind dahingegangen, seitdem
Adrian Ludwig Richter auch das letzte Blatt
zu Hebels „Alemannischen Gedichten" vollendet
auf seinem Arbeitstisch liegen hatte. Die Arbeitslust
war nun auch ziemlich erschöpft; hatte er sich
doch ein ganzes Jahr lang daran reichlich Mühe
gegeben. Obwohl nur an Bildvorlagen orientiert,
verstand er seine Aufgabe geradezu trefflich, im
Gegensatz zu anderen Künstlern, deren Druckauflage
so gering ausfiel, daß jene Exemplare
mittlerweile zu einer Rarität geworden sind.
Nicht so bei Ludwig Richter: seine Bilder findetn
immer wieder Aufnahme! — Die Arbeit begann

er damit, Vorlagen zu sammeln, denn „die _
naue Kenntnis der Örtlichkeit ist recht notwendig
", schreibt er in einem Brief.

Nachdem er kurz zwischendurch in München
weilte, begann er Anfang Juli wieder emsig rrjit
Zeichnen. Zwei Monate 'später, an seinem Geburtstag
, am 10. September 1850, ward des Zeichnens
zu den Hebeischen Gedichten ein Ende. 95
feilder waren es geworden, 15 mehr als vereinbart
. „Sie werden", schrieb er am 1. Dezember
dem Verleger, „mit dein Hebel nicht schlecht fahren
, sondern sowohl bald an eine andere Auflage
denken müssen... Es wird von Neuigkeiten nicht
gar viel auf dem Büchermarkt zu finden sein, was
besser wäre, ja wenn es auch keine Neuigkeit
mehr ist, wird es noch seine Liebhaber finden."
Für seine Arbeit erbat er 800 Taler. „Was ist
das schon für eine Summe für die Arbeit eines
Jahres", sagte er. Verständlich — reichte es doch
bei ihm oft kaum aus, um ein paar Taler als Notpfennig
zurücklegen zu können. Im Jahr darauf
(1851) erschienen dann im Druck die Illustrationen
in der hochdeutschen Ausgabe der Alemannischen
Gedichte (v. R. Reinick).

, Somit hatte dieser Künstler, Adrian Ludwig
Richter, ein Wesentliches zur weiteren Beliebtheit
der Hebeischen Gedichte über Landes- und
Staatsgrenzen hinaus geschaffen.

Benützte Literatur: „Ludwig Richter" von Eugen Kalkschmidt
. Ulrich Eichin, Schopfheim

2!5uctjbe|predjung

Wir möchten im; Verlauf unsrer Hinweise auf die ausgezeichnete
Reihe der Thorbecke Bildbücher drei weitere
Bände unseren Lesern vorstellen und empfehlen. Wir
hatten zuletzt den Bodenseeraum in unsre Betrachtung
gezogen im Zusammenhang mit der Geschichte der Grafen
von Nellenburg (iL Hils), den Werken von Dr. O. Feger
(Geschichte des Bodenseeraums) und A. Knoepfli
(Kunstgeschichte des Bodenseeraums) und schließlich des
Bandes „Reichenau" von Dr. Ingeb. Krummmer-Schroth
aus der vorliegenden Reihe.

Heute möchten wir auf den Band „Meersburg" hinweise
^ zu dem Adolf Kastner den Text schrieb und Toni
Schneiders, Siegfried Lauterwasser und Willi van Hauen

die Bilder aufnahmen. Die Geschichte der Stadt ist gleichzeitig
eine Geschichte der Bischöfe von Konstanz, die hier
durch Jahrhunderte ihre Residenz hatten, bis zur Auflösung
des geistlichen Fürstentums Konstanz 1802 / 03.
Adolf Kastner gliedert seine geschichtliche Betrachtung
in vier Abschnitte: Die Stadt der Fürstbischöfe, die Stadt
der Bürger, die Stadt der Kapellen und die.Stadt als Sitz
geistigen und künstlerischen Lebens. Die Stadt selbst
verdankt den Bischöfen ihre Entstehung, die ihr 1299 das
Stadtrecht verliehen. Von hier stammt J. P. Lingg von
Lingenfeld, dessen Denkmal wir in Hersfeld sehen,* *las
er 1807 als Kommandeur der Badischen Jäger vor Brand
und Plünderung bewahrte. Er war der Sohn des Meers-

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