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burger Löwenwirts. „Löwen" und „Bären" sind heute
noch Gaststätten, die hochgiebelig das Bild der Stadt zieren
. Ös ist nicht möglich hier, die zahlreichen Kapellen
aufzuzählen mit ihren reichen Kunstschätzen. Viele bekannte
Namen des geistigen und künstlerischen Lebens
verbinden sich mit Meersburg. Franz Anton Mesmer war
hier mütterlicherseits beheimatet. Vor allen Dingen ist
es aber Annette von Droste-Hülshoff (und ihr Schwager
Joseph Freiherr von .Laßberg), die dem Namen der Stadt
Glanz verlieh. Sehr gut ausgewählt sind die Bilder und
auch die Zeichnungen.
Thorbecke Bildbücher Bd. 6 Meersburg
Text von Adolf Kastner, Aufnahmen von Toni Schneider,
Siegfried Lauterwasser, Willi van Hauen, 2. Aufl. 1959,
48 Seiten, 10 Zeichnungen, 30 Fotos, DM 8,80.
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Der nächste Band führt uns nach Salem. Den Text zu
diesem Band verfaßte Wend Graf Kainein, während die
Bilder wieder von Toni Schneiders und Siegfried Lauterwasser
aufgenommen wurden. Der Verfasser, als Leiter
der Markgräflich Badischen Sammlungen mit seiner Aufgabe
bestens vertraut, gliedert seine Arbeit schon im
Untertitel in die drei Schwerpunkte: Münster, Schloß und
Schule. Der Ursprung Salems ist in der 1134 vollzogenen
Schenkung durch Guntram von Adelsreute an den Abt
Christian von Lüzel zu suchen. 1138 wurde der Bau des
Zisterzienserklosters begonnen. Im Mittelpunkt der Anlage
steht das 1299 begonnene und 1414 vollendete Münster
, das im vorliegenden Band in Wort und Bild seine
Beschreibung findet. Auch dieses Kloster fiel der allgemeinen
Säkularisation zum Opfer, 1802 wurde es für die
Markgrafschaft in Besitz genommen. Zwei Jahre durfte
der Abt noch die Verwaltung weiterführen, erst 1804
wurde es endgültig aufgelöst. Der Klosterbau wurde zum
Schloß. Der Erneurer Salems, Prinz Max von Baden,
gründete nach dem ersten Weltkrieg hier die weltbekannte
Schloßschule. Damit war dem Namen Salem ein neuer
Inhalt gegeben als Erziehungs- und Bildungsstätte, die
den Begriff der inneren Freiheit des Menschen zum Leit-
ziel nahm. Diese Freiheit heißt nicht Zügellosigkeit sondern
Dienen. So erzieht sich die Gemeinschaft der Schüler
selbst. „Eine sich selbst ergänzende Minorität der
Verantwortlichen wacht über die ungeschriebenen Gesetze
. Von ihnen wird erwartet, daß sie mehr von sich
fordern als von anderen und eine Autorität ausüben, die
sich weniger auf ihre Befugnisse, als auf ihr überzeugendes
Beispiel gründet." Die Schule hat mit ihren vier
Zweigschulen heute über 500 Schüler. Salem wurde die
Mutterschule für Gordonstoun in England und Anavryta
in Griechenland. Prinz Philipp von England ist alter Sa-
lemer, sein ältester Sohn Prinz Charles war Schüler von
Gordonstoun.
Thorbecke Bildbücher Bd. 24 Salem (Münster, Schloß,
Schule)
Text von Wend Graf Kainein, Aufnahmen von Toni
Schneiders und Siegfried Lauterwasser, 1958, 52 Seiten,
44 Fotos, davon 3 farbig, DM 9,80.
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Mit dem letzten Band kehren wir in unsre engste Heimat
zurück. Es ist der Band „Freiburg im Breisgau" Mit
seinem Text gibt uns Siegfried Bröse zuerst einen Überblick
über die Landschaft, in der die Stadt eingebettet
ist. Dann entwirft er ein großzügiges Bild der Geschichte
und des Lebens der Zähringerstadt. Wir haben bewußt
unsern Rundgang, der vom Hochrhein über die Stätten
des Bodenseeraums führte, hier in Freiburg beendet.
Wenn wir uns draußen den Blick für die Schätze und die
Schönheit der Welt öffnen ließen entdecken wir beglückt,
wie reich wir selbst hier in unsrer engsten Heimat sind.
So ist dieser Band „Freiburg im Breisgau" voller Schönheit
, voller Trautheit und voller Beglückung. Besseres
können wir nicht sagen. So sind wir Bildnern, Verfasser
und Verleger dankbar für ihre Gabe.
Thorbecke Bildbücher Bd. 21 Freiburg im Breisgau
Text von Siegfried Bröse, Aufnahmen von Peter Keet-
mann, Bruno Krupp, Toni Schneiders, 80 Seiten, 1 Zeichnung
, 61 Fotos, davon 3 farbig, DM 16,80.
Bleibt uns noch ein Buch aus dem Hohenstaufen-Verlag
anzuzeigen: „Bürger über Land und Meer. Schicksale
und Geschichten der Ausgewanderten." Es hat Kurt Georg
Götz zum Verfasser, den wir von dem inzwischen im
151. Tausend erschienen Buch „Das Kinderschiff" her
kennen. Merkwürdigerweise hat auch dieses Buch wenigstens
durch seinen Verlag mit dem Bodensee zu tun, denn
der Hohenstaufen-Verlag hat seinen Sitz in Bodmann
am Bodensee.
Das Buch beginnt mit dem wunderbaren Satz: „Die
Reisen, von denen in diesem Buch die Rede ist, waren
lange und weite Reisen in viele Länder und um die halbe
Welt herum, vor allem durch ganz Amerika; mit Flugzeugen
, auf großen und kleinen Schiffen, in schnellen Eisenbahnzügen
, in Omnibussen, auf Ochsenkarren, mit
Mauleseln und Pferden und oft genug zu Fuß, bis dorthin
, wo die letzten Häuser stehen." In ihm schwingt der
Atem der Welt und die Kraft, die den Fuß beflügelte
„bis dorthin, wo die letzten Häuser stehen." Es ist eine
Kraft, die leider heute im schwinden ist. Es ist die Liebe
zur weiten Welt, die aber getragen ist von der Liebe zur
Heimat, die wir als köstlichen Schatz in uns bergen. Diese
Heimat heißt Deutschland. Unsre Liebe zur Heimat Europa
aber ist nichts wert, wenn wir mit leeeren Händen
kommen, weil wir unsre Heimat Deutschland verloren
haben. So wanderte Kurt Götz „mit Flugzeugen, auf
großen und kleinen Schiffen, in schnellen Eisenbahnzü-
gen, mit Omnibussen, auf Ochsenkarren, mit Mauleseln
und Pferden und oft genug zu Fuß, bis dorthin, wo die
letzten Häuser stehen." Es kommt im ganzen Satz das so
oft schändlich mißbrauchte Wort Heimat nicht vor, aber
sie lebt darin, und das ist mehr.
Zu wem nun diese Wanderung geht, das erzählt Kurt
Götz in diesem Buch. Jahrzehntelang hat er Briefe von
Ausgewanderten gesammelt, „Briefe von Glücklichen und
Unglücklichen, von Armen und Reichen, von Gestrandeten
und von solchen, die es in ihren Ländern zu hohem
Ansehen gebracht haben." Dabei half ihm ein Mann in
•NewYork namens Franz Rabenalt. Mit der Zeit war es
eine umfangreiche Sammlung von Briefen, Dokumenten
und Büchern geworden. Im letzten Krieg hatte man sie
in Kisten verpackt in die Keller des alten Schlosses in
Löwenstein im entlegenen Löwensteiner Wald in Sicherheit
gebracht. Während der letzten Woche des Krieges
ging dieses Schloß in Flammen auf. Mit ihm verbrannten
diese unersetzlichen Schätze. Bei seiner letzten Reise traf
Kurt Götz den Sohn eines alten Löwensteiners. Der erzählte
ihm, er habe auf einer Flugreise den Mann kennen
lernen, der als amerikanischer Panzerkommandeur vom
Weinsberger Tal aus Löwenstein in Brand geschossen
habe, er heiße Franz Rabenalt. Er gab ihm auch dessen
neue Anschrift. Kurt Götz fuhr zu ihm, den er nur durch
den Briefwechsel und seine Sammlerhilfe kannte. Rabenalt
freute sich, seinen Partner kennen zu lernen und
fragte gleich nach der großen Sammlung. „Mr. Rabenalt,
sagte ich, „diese Sachen sind alle verbrannt im alten
Schloß in Löwenstein." Was nun in uns beiden vorging
zu erzählen, wird mir jeder, der dies liest, gewiß ersparen.
Über diesen Jammer halfen uns weder Tränen noch ein
alter Whisky hinweg."
In unzähligen Erlebnissen läßt uns Kurt Götz „Schicksale
und Geschichten der Ausgewanderten" lebendig
werden. Es gibt in Deutschland kaum ein Ort, der nicht
Angehörige in ihrem großen Heere zu verzeichnen hätte.
Es ist ein Buch, das jeden angeht. Während und nach der
Revolutionsjähre 1848, 1849 mußten viele ihre Heimat
verlassen. Manch einer kam drüben zu Ansehen wie z. B.
Karl Schurz. Einem andern, in der Heimat zum Tode verurteilt
, heute fast vergessen, Konrad Krez aus Lindau,
in Amerika zu hohen Ehren aufgestiegen, hat man in der
Stadt Vicksburg ein Denkmal errichtet. Da es unmöglich
ist, die unerhörte Fülle von Erlebnissen auch nur andeutungsweise
zu schildern, sei diese Betrachtung geschlossen
mit den Versen von Konrad Krez, die für alle und
alles sprechen:
Kein Baum gehörte mir von deinen Wäldern,
Mein war kein Halm auf deinen Roggenfeldern
Und schutzlos hast du mich hinausgetrieben,
Weil ich in meiner Jugend nicht verstand
Dich weniger und mehr mich selbst zu lieben —
Und dennoch lieb ich dich, mein Vaterland!
Kurt Götz „Brüder über Land und Meer." Schicksale und
Geschichten der Ausgewanderten."
Hohenstaufen-Verlag Bodmann Bodensee, 1967, 404 Seiten
, Ganzleinen DM 21,50.
Konstantin Schäfer
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