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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1967-12/0010
nisse über das Schwarzwald-Haus. — Daß eis in
deutschen Landlen nicht unbekannt war, dafür
hatte die1 Postkartenindustrie gesorgt, die, wie die
alten Schwarzwaldmaler, das Sentimentale, das
Malerische und Stimmungsvolle hervorhebt.

„Erfolglos mußte das Bemühen der Sprachforscher
bleibten, ihre Methoden der Untersuchung
und Deutung von Märchen und Sagen, Sitte und
Tracht auch auf die Hausforschung anzuwenden.
Erst gelernte Zimmerleute mit der notwendigen
geographischen, geschichtlichen und volkskundlichen
Bildung kamen in der Hausbauforschung zu
befriedigenden Ergebnissen. Hermann Schilli besaß
diese Voraussetzungen. Er brach mit der Vorstellung
, daß sich im Schwarzwald Hausformen
der Urzeit erhalten haben. Jene Zeiten konnten
über eine so hoch entwickelte Zimmermannstechnik
überhaupt nicht verfügen und die „Heidenhäuser
" Schillis sind erst nach der Rodung des
Waldgebirges entstanden, die etwa mit dem Jahre
1000 einsetzt." So Prof. Dr. Friedrich Metz in seinem
Vorwort zu Hermann Schillis „Schwarzwaldhaus
."

Außer seinen gründlichen Fachkenntnissien
brachte Hermann Schilli für sein Werk einen unendlichen
Fleiß und die echte dienende Liebe mit.
So hat er sich in vielen Jahren zusammen mit
seinier Frau jedes einzelne Haus erwandert, persönlichen
Kontakt mit den Besitzern gepflogen,
die ihm dann beim Erkunden und Maßnehmen —
von Schillis Begeisterung angesteckt — manche
wertvolle Hilfe leisteten. Welcher gewissenhaftie
Fleiß verbirgt sich hinter all dem Meissen, Zeichnen
und Aufschreiben der Benennungen, die der
so vielseitige und vielgestaltige Begriff „Schwarzwaidhaus
" in sich trägt! Er betrachtet die Lage
des Hauses im Verhältnis zum Hofe und zum Tale,
berücksichtigt die Flurform, fragt ob Dreifelderoder
Weidewirtschaft betrieben wird. (Zum ersten
Male werden die einzelnen Ausformungen des
Schwarzwaldhauses als gewachsene Ganzheiten
betrachtet.) Mit unendlichem Fleiß geht er an die
Auswertung der Urkunden. Er durchsucht Archive
, Erbverträge, erkundet, woher die verschiedenen
Anbaubräuche kommen. So findet er, daß die
Nußbäume im Schwarzwald auf Verordnung von
Maria Theresia angepflanzt wurden, weil die
gute Landesmutter — in lange Kriege mit dem
„alten Fritzen" verwickelt — auf alle Fälle genügend
Ölfrucht in ihren Erblanden angebaut
sehen wollte.

Hermann Schilli widmet sich auch eingehend
der Frage des Feuerungs-Ausbaus, der Chunscht,
dem Rauchfang im Schwarzwaldhaus. Ferner
achtet er auf die landschaftlichen Gegebenheiten
des Baumaterials Holz, des Steins für den Unterbau
. Und et stellt die Wichtigkeit der Einfahrt
in den oberen Stock heraus. Er zeigt uns die Formen
des älteren und jüngeren Heidenhauses,, des
Hotzenhauses, Schauinslandhauses, des Zartener-,
Kinzigtäler-, Gutacher-Hauses und stellt Veränderungen
der Bauformen und Mischformen zwischen
den einzelnen Typen heraus.

Kein Haus, das Schilli vor 20 Jahren abgenommen
hat, steht heute noch im alten Zustand. Die
Schwarzwaldbauern brauchten neue Schuppen für

die landwirtschaftlichen Maschinen, wollten Fremdenzimmer
ausbauen. Seime handwerklichen Fachkenntnisse
und seine tiefe Kennerschaft des
Schwarzwaldhauses ermöglichten es Hermann
Schilli, den Bauern manchen guten Ratschlag zu
erteilen, wie das Äußere des Hauses erhalten und
das Innere den Wünschen und Erfordernissen
unserer Zeit angepaßt werden kann. 1953 erschien
nun „Das Schwarzwaldhaus" mit dem Geleitwort
von Prof. Dr. Friedrich Metz. Dieses Buch muß
man im eigentlichen Sinne als ein urkundliches
Werk bezeichnen, das eine Fülle von Wissen und
Anregungen für den Heimatfreund wie für die
Hausratforschung und Volkskunde birgt.

Die Krönung seines Lebenswerkes ist für den
Hausbauforschier Hermann Schilli die Schaffung
des Freilichtmuseums Vogtbauernhof im Gutacher
Tal. Nach dem norwegischen Beispiel Lillehammer
wurde der Vogtbauernhof (erbaut 1570) mit
allem Inventar vom Amt für Denkmalspflege
gründlich restauriert und als begehbares Beispiel
alter deutscher Hauskunst und bäuerlicher Kultur
als Freilichtmuseum der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht.

Zu Ende seiner Laudatio schilderte Prof. Basler
noch ein wenig das persönliche Gehäuse des
Hausbauforschers, seine Uhrensammlung» die
Werkstatt des Zimmermeisters mit Senkblei und
Winkelmaß an der Wand und die beiden Seelen
dieses Gehäuses, Hermann Schilli und seine Frau,
wie sie den Schwarzwald „bis in die hinterschte
Winkel durchloffe" hätten, zeichnend und messend
mit der Ausdauer und Liebe, die allein ein
solches Werk erstehen lassen.

Danach überreichte Oberbürgermeister Dr.
Keidel nach einer kurzen Dankansprache die
Preise.

Die nun folgende Dankrede Friedrich Franz von
Unruhs hatten wir bereits vorweggenommen. —

Bleibt noch zu berichten, mit welcher tiefen
Freude und Bewegung Hermann Schilli nun an
das Rednerpult trat: „Die Ehre verschlägt mir
fast die Sprache..." war da anfangs zu hören.
Nun, Hermann Schilli faßte sich aber und schilderte
in bewegten Worten seine Freude am Gelingen
des Projektes Vogtbauernhof. Auch seinen
Vorsatz, aus jeder Bauperiode einen typischen
Vertreter des jeweiligen Schwarzwaldhauses zu
erhalten, habe er verwirklichen können. Er stellte
abschließend vier Wege zur Erhaltung der Häuser
dar: Erstens die Beratung und finanzielle Unterstützung
der Besitzer. Dafür kämen besonders
die Häuser an den Durchgaixgsstraßen in Betracht.
Zweitens führt man abgängige Höfe einer anderen
Verwendung zu, indem man sie z. B. zu Erholungsheimen
umbaut. Der Bilgerhof, ein Heidenhaus
in Furtwangen, sollte zum Zwecke einer
Feuerwehrübung abgebrannt werden. Heute ist
der alte Hof das Gästehaus eines Fabrikanten. Die
dritte Möglichkeit besteht darin, daß man charakteristische
Höfe zu Baudenkmälern erklärt.
Und viertens bietet sich weiterhin der Gedanke
des Freilichtmuseums an> wie es mit dem Vagt-
bauernhof im Gutachertal verwirklicht worden
ist.

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